• Ha Sch55 31/12/2017 19:58

    Die ausführliche und zum Teil zynische Kritik von BB mache ich mir nicht zu eigen. Ein wenig mehr Respekt halte ich für angebracht. Allerdings habe ich keine Ambitionen, dazu im Einzelnen Stellung zu nehmen.
    Ich möchte nur, wie Jens auch, zu den Fragen nach dem WARUM und WOZU antworten:
    warum diese Inszenierung? warum überhaupt Fotos machen?
    wie BB selbst bemerkt, könnte der Fotograf/die Fotografin einen Albtraum gestalterisch bewältigen wollen. Wenn dem so wäre, gäbe es keinen besseren Grund, deswegen ein Foto zu gestalten. Vielleicht handelt es sich sogar nicht nur um einen Albtraum, sondern um in der Realität erlebtes?
    Wenn die Frage nach dem Warum bei diesem Foto aufkommt, stelle ich mir die Frage, ob es dann überhaupt eine Berechtigung für die Fotografie, bzw. das Veröffentlichen von Fotos gibt.
    Für mich ist Fotografie auch ein schöpferischer Akt. Und ich möchte anderen Menschen die Möglichkeit geben, daran teilzunehmen. Vermutlich trifft dieses für viele Fotografen/innen zu. Da die Ansprüche und Erwartungen der Menschen unterschiedlich sind, sollte man toleranter sein und nicht gleich alles verdammen.
    Das WOZU ist auch interessant. Die Zeiten, wo Menschen mit einer Geschichte zu einer Handlung angeregt werden sollen, sind wohl lange vorbei. Dieses Foto zumindest hat immerhin noch eine angedeutete Geschichte und vielleicht auch Moral. Als Zyniker würde ich sagen: gehe nicht Nachts in den dunklen Wald.....
    Wenn dieses Foto bereits die Frage nach dem WOZU hervorruft, was soll man dann von den tausenden Sonnenuntergängen uns sonstigen Bildern halten? Soll WOZU bedeuten, keine Fotos mehr zu machen? Keine Fotos mehr in der FC oder anderswo zu veröffentlichen?
    Im Profil von BB erkenne ich, das BB danach verfährt. Das kann ich respektieren.
    Ich respektiere allerdings auch die anderen 99,9%, die ein Bedürfnis haben, Fotos einzustellen, auch wenn diese keine Meisterwerke sind.
    In diesem Sinn, wüsche ich einen guten Rutsch.
    Harald

  • Rogam 01/01/2018 10:42

    Hallo Bernhard
    Deine Frage zum Wozu. Du hast Dir sehr viel Zeit genommen dieses Bild zu Analysieren und Deine Meinung zu formulieren.
    Respekt für Deine Ausführungen, nur, wozu?
    Du hast Dir Gedanken gemacht, ausführliche Gedanken und Du hast sie hier mitgeteilt.
    Ich denke die Agora, gerade dieses Bild, Deine Ausführungen erfüllen den Zweck von Wozu auf perfekte Art und Weise.
  • Ha Sch55 01/01/2018 14:30

    Hallo Jens,
    vermutlich habe ich mich schlecht ausgedrückt. Die Menschen heutzutage sind durch das TV und Internet abgestumpft und benötigen mehr als eine kleine Geschichte, um zu handeln oder sich zu ändern. Vor einiger Zeit konnte man Kinder noch mit Märchen beeindrucken.
    Sich zu ändern ist ein Prozess. Vielleicht kann ein einzelnes Bild ja einen Anstoß dazu geben.
    Ich gebe Dir recht, dass die eigenen Fotos Wirkung auf einen selber haben, schließlich hat die Person es erschaffen und spiegelt somit etwas der eigenen Persönlichkeit wider. Jedoch der Einfluss auf andere scheint mir extrem gering..
    Speziell wenn man bedenkt, dass die meisten Fotos hier sozial verträglich sind.
    Das zu besprechende Foto ist da ja schon eine Ausnahme, da es zumindest interpretationsfähig ist.
    LG Harald
  • _visual_notes_ 01/01/2018 14:55

    Ich glaube nicht, dass "die Menschen heutzutage ... durch das TV und Internet abgestumpft" sind. Die visuellen Medien sind ja auch Ideengeber und Inspiration.
    Ich habe eher den Eindruck, dass viele Leute durch die Menge der Information und Eindrücke verwirrt, überfordert und verängstigt sind, weil sie so viel Komplexität und Quantität so schnell gar nicht verarbeiten können.
    Die Meinung "Die Zeiten, wo Menschen mit einer Geschichte zu einer Handlung angeregt werden sollen, sind wohl lange vorbei" teile ich nicht. Die Stories werden aber immer kürzer, wechseln immer schneller.
    Es gibt aber auch andere Tendenzen. Man sieht in einigen großen Fotowettbewerben tolle Geschichten von weit entlegenen Plätzen, und erfährt, dass sich der Fotograf dort sechs Monate oder gar ein bis zwei Jahre lang aufgehalten hat, um die Bilderserie zu machen.
    Hier bei diesem Foto sehe ich so etwas allerdings nicht. Das sieht für mich nach einem relativ schnell gemachten Foto aus.
    Während manche schnell geschossenen Fotos beispielsweise von Daido Moriyama durchaus sehr spannende Geschichten erzählen, finde ich hier keine besonders interessante Story. Ein etwas gequältes Gesicht und ein etwas verdrehter Körper lassen mich Fragen nach dem Sinnzusammenhang stellen, aber alles in allem drängt sich schnell die Vermutung auf, dass dies kein Meisterwerk à la Moriyama ist. Hier fehlt mir die inhaltliche Tiefe. Es ist eine "fotografische Fingerübung" mit ein paar Schwächen, finde ich.