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Die Vermeidungsstrategie

Die Vermeidungsstrategie

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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Die Vermeidungsstrategie

„Na, alles klar bei dir?“, fragte ich die Spinne.
„Och, geht so!“, antwortete sie. „Ich komme heute irgendwie nicht so richtig voran.“
„Kein Wunder, dir fehlt ja auch eins deiner acht Beine!“, bemerkte ich.
„Was?! Ich habe acht Beine!?, schrie die Spinne entsetzt und fiel schlagartig in Ohnmacht. Wenige Minuten später kam sie wieder zu sich. Ich hatte ihr ein kühlendes feuchtes Tuch auf die Stirn gelegt.
„Alles wieder in Ordnung mit dir? Was ist so schlimm daran, dass du normalerweise acht Beine hast? Du hast doch auch acht Augen.“
„Echt?! Ich habe acht Augen!?“ Die Spinne fing kurz an zu schielen, was bei so vielen Augen recht lustig aussieht, um sofort danach wieder bewusstlos zu werden.
„Was ist dein Problem, Spinnlein?“ Warum kippst du immer um?“ Ich reichte ihr ein Mineralwasser.
„Ich habe eine Spinnen-Phobie!“
„Aha und was machst du dagegen?“, fragte ich erstaunt.
„Vermeiden und verdrängen, erstmal. Denn bisher hilft alles andere nicht. Ich bin aber auch in Therapie.“
„Wie muss ich mir das vorstellen?“ Ich hatte Mitleid mit der armen Spinne.
„Nicht in den Spiegel gucken, Dating nur mit Zwei-, Vier- oder Sechsbeinern. Und ganz wichtig: Die Zahl, die nach der „Sieben“ kommt vermeiden.“
„Verstehe! Aber was ist, wenn dein Date sich um Acht Uhr mit dir verabreden will?“ Ich merkte, wie die Spinne kurz hyperventilierte, um sich dann mit vier rotierenden Augenpaaren erneut in das Land der Träume zu verabschieden.
„Ich habe dir doch gesagt: Erwähne nicht diese Zahl!“, die Spinne war stinkig, als sie wieder bei Bewusstsein war.
„Mir war nicht klar, dass es so ernst ist!“, entschuldigte ich mich. „Dass du aber ein Bein verloren hast, macht dir gar nichts aus?“
„Nö, sieben Beine sind prima. Wir Spinnen verlieren öfters mal ein Bein.“
„Alles klar, dann geh´ ich mal“, verabschiedete ich mich von ihr. „Und gib gut auf dich acht!“
Das hätte ich besser nicht gesagt, denn sofort lag die Spinne wieder besinnungslos auf dem Boden...

Comentarios 9

  • Camera Obscura Monaciensis 12/08/2022 20:49

    Achtbarer Text. Die Phobie gegenüber Artgenossen kann ich nachvollziehen.
    Hach, die vier rollenden Augenpaare hätte ich zu gerne gesehen!
    Klasse Portrait von der Spinnerten Spinne.
    HG Wulf
  • Ingelore K. 12/08/2022 18:09

    Was für eine großartige Nahaufnahme, ich bin begeistert! Und die Geschichte dazu, da geht es mir wie Karin, ich krieg das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht! :-)
    LG Ingelore
  • PeLeh 12/08/2022 17:19

    .... das muss man mit der Acht achtsam umgehen :-)))) Vielleicht hilft ein Achtsamkeitstraining. Von den Krankenkasen werden hierfür acht Leistungen übernommen, aber erst nach acht Probesitzungen......
    Die Aufnahem und die Geschichte sind klasse!
    Einen schönen Tag, viele Grüße ... und bleib achtsam!Peter
  • Zina Heg 12/08/2022 15:13

    Da geht esse mir genau wie Karin! :-))) Da staune ich immer doppelt: erstens über das total gute Bild, und auch, woher du immer diese tollen Ideen für die Geschichten nimmst...
    Eine supergutes Bild, so frontal, auf (acht)Augenhöhe und dem perfekt sitzenden Fokus.
    LG, Zina
  • Karlchen Karl 12/08/2022 12:46

    ...herrlich, ich krieg' gerade das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht!...:-))))))))
    .. ganz entzückend diese sensible Geschichte...
    ..die Nahaufnahme ist für Spinnentier-Liebhaber ganz sicher ein highlight....
    für mich nicht, ich gehöre zu den Menschen die keine Spinnen mögen!
    Gruß Karin

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