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Einen ganz ungewöhnlichen Wohnort ...

Einen ganz ungewöhnlichen Wohnort ...

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

Einen ganz ungewöhnlichen Wohnort ...

... haben sich diese Haus-Feldwespen (Polistes dominulus) ausgesucht!
Im Tankdeckel eines seit wenigen Wochen nicht mehr bewegten Autos hat sich eine große Kolonie meiner Haustierchen entwickelt. Das Nest konnte man - wie auf dem Foto - mit dem Deckel aufklappen und ansehen; sein Stiel war innen an der Klappe befestigt.
So kann ich meine Lieblingswespen, die ich in Göfis/Vlbg. drei Jahre lang auf der Fensterbank beobachten durfte, auch hier in Neukappl/Opf. wieder genießen.
Bis zu einhundertundfünfzig Waben könne ein Nest enthalten, schreibt Rolf Witt in seinem wunderbaren Buch "Wespen". Damit ist diese Höchstzahl hier schon etwas überschritten! Über dreißig der Waben sind verdeckelt.
Auf dem Foto sieht man alle Entwicklungsstadien vom Ei bis zur Larve.
Die Tiere erscheinen mir hier in der Oberpfalz dunkler als in Vorarlberg - die gelben Binden sind vielleicht breiter, aber in der Mitte unterbrochene gibt's wohl mehr als in Göfis. Damit überwiegt das Schwarz etwas, habe ich den Eindruck. Auf jeden Fall sind die dunklen Gesichtsmarkierungen auf dem gelben Gesichtsschild hier wesentlich häufiger - und intensiver; sie sollen ranghöhere Tiere kennzeichnen, aber das ist wohl noch eine Vermutung.
Weil das Auto nun abgegeben und abgeholt wird, mochten wir die Kleinen nicht einem ungewissen Schicksal ausliefern und haben gestern das Nest in einen Blumentopf umgesiedelt: als in der Abenddämmerung alle Wespen auf dem Nest saßen, habe ich es vom dicken, sehr festen Stiel abgeschnitten. Dabei haben die Wespen nur einige Male ein bißchen böse gebrummt, aber blieben erstaunlicherweise sitzen - mit anderen Wespenarten könnte man das wohl nicht machen! Offenbar ist nur eine einzige weggeflogen.
Mal sehen, wie sie sich in dem neuen Zuhause machen; heute öffnen wir das Loch im Boden des Tontopfes und werden die Papp-Unterlage zum Einsehen noch durch eine Glasscheibe ersetzen - auch, um zu sehen, ob sich das Nest in einer einigermaßen für die Versorgenden erreichbaren Lage befindet und nicht auf der Oberfläche liegt.
Zwei vielleicht wichtige Beobachtungen konnten wir noch machen:
1.) wohnt in einem ebenfalls roten Auto (mögen sie eventuell diese Farbe - und können sie sie überhaupt erkennen - oder ist es Zufall?) auf dem Grundstück im Seitenspiegel auch eine (kleinere?) Kolonie der Haus-Feldwespen,
2.) haben wir folgende interessante Feststellung gemacht: Unser neues Auto haben wir mit dem alten (bewohnten) getauscht; das neue, silberne etwa drei Meter vor- und das alte, rote drei Meter zurückgesetzt (gleiche Ausrichtung, beide in dieselbe Fahrtrichtung).
An der Stelle der bisherigen Wohnung im Tankdeckel befanden sich nun die Rücklichter des neuen Wagens.
Und - siehe da! - etliche der Kolonie angehörende Tiere saßen nun auf dem roten (!) Rücklicht des Autos an der ehemaligen Stelle des Nestes!
Ob die Wespen sich nur an den Koordinaten orientieren? Das große (alte) Auto mit dem Bau im Tankdeckel wäre doch ein viel deutlicherer Orientierungspunkt gewesen - zumal die Entfernung zum "Umzugsort" nicht groß war, eben etwa drei Meter auf derselben Straßenseite und in gleicher Entfernung zum Zaun.
Christa hat zudem die "verirrten" Wespen auf dem roten Rücklicht in den ersten Tagen nach dem Umsetzen der Wagen mehrfach nachts zum Zeitungsaustragen kilometerweit (!) herumgefahren - die "Traube" blieb brav sitzen!
Ob nun die neue Wohnung im Blumentopf angemessen angenommen und die Waben weiter versorgt werden, werden wir sehen. Bei der engen Bindung an das Nest vermute ich es aber - und werde berichten, falls es etwas Neues gibt!
Teils unfreiwillige "Verhaltensforschung" mit einfachsten Mitteln ...
P.S.: In welcher Zeit die Wespen das große Nest gebaut haben müssen (es wäre ja auch anfangs als kleines schon beim Tanken aufgefallen!), schreibe ich später noch dazu - müssen es noch ausrechnen ...

Neukappl, 1.8.2017

Comentarios 4

  • Siegmar v. L. 02/08/2017 7:13

    Sehr schön, diese Aufnahme. Bei meinem letzten Versuch Wespen aufzunehmen hob der ganze Schwarm gleichzeitig ab und hat mich über 100 m gejagt. Dabei bekam ich 7 Stiche in Schulter Arm und Hand....
    LG Siegmar
  • vitagraf 01/08/2017 21:31

    Geniale Doku. Thomas wird nun Verhaltensforscher. Es musste so kommen. ;-)
    LG Erhard
  • alicefairy 01/08/2017 14:27

    Wie toll ist denn das! Dein Foto ist herrlich und dein Text dazu unglaublich toll und spannend
    Lg Alice
  • Moni 07 01/08/2017 12:23

    Ganz toller Moment,den du da festgehalten hast.., sehr inressant dein Foto !
    LG Moni