Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Hoppsassa der Lenden

Wenn du die Hände wie ein Rohr faltest und vor die Nase hältst und nichts sagst und nicht atmest, stellt sich der Effekt ein, dass nichts ungewöhnliches geschieht. Und trotzdem träume ich davon ein Springbrunnen zu sein, inmitten eines Dorfes im Süden mit warmen Lenden. Ein Ort an dem nur Fleisch verarbeitet wird, mit gelbem Fett. Wasser umspült die Haut, erfrischend kühl, aber nicht eiskalt – nicht versalzen aber salzig. Und um mich herum tanzt die Jugend von Uropa, vielleicht sogar von Europa. In T-Shirts mit Aufdrucken wie Cha Cha Cha oder Tango. 2000 war – 3000 ist.

Sonderbusse fahren die Menschen zu mir. Ich sprühe und sprenkle ungewöhnlich, ich schimmere mineralisch im Sonnenlicht. Mir läuft die Morgensuppe über die Stirn, wie eine Kaltschale. Die in mir eingezäunten Vanadate wollen aus meiner türkisen Haut. Sie sind schwer löslich, aber hungrig nach Abendbrotlicht.

Ich bin hungrig nach Abenteuer. Überall grinsen sie einen an, diese faltenfreien Zukunftsträger, diese neuen jungen wilden Tastaturbeschmutzer mit lyrischen Ideen für die etwas weniger jungen. Warum eigentlich sehen sie immer nach oben, wenn sie Selfies von sich machen? Was meinen sie dort zu finden? Eine Gruppe neuer Glaubensträger also!? Im Anzug - auf dem Pferd im Alstertal oder um mich (den Springbrunnen) herum, immer das gleiche faltenfreie Lächeln. Immerhin, die müssen mit den verrückten Gelbfettfleisch essenden „Demokraten“ dieser Zeit noch klarer kommen, als klar. Da ist das Hoppsassa der Lenden vielleicht ein guter Anfang.

12. Oktober 2017


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