Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Mein Wittenberger Mahnmal der Schande

Das Sandsteinrelief an der Stadtkirche in Wittenberg, gemeinhin bekannt als "die Judensau", stammt aus dem Jahr 1280 und zeigt eine Sau, an deren Zitzen sich Menschen laben, die Juden darstellen sollen. Ein Rabbiner blickt der Sau unter den Schwanz und in den After. Schweine gelten im Judentum als unrein. 1570 wurde die Plastik an ihren heutigen Standort an der Südfassade der Kirche umgesetzt und mit der Inschrift "Rabini Schem HaMphoras" versehen. Der hebräische Verweis auf den unaussprechlichen Namen Gottes bei den Juden nimmt Bezug auf eine antisemitische Schmähschrift des Reformators Martin Luther (1483-1546), der vor allem in seinem Spätwerk gegen Juden hetzte.

Hochrangige Protestanten haben sich für eine Abnahme dieser Spottplastik von der Fassade der Wittenberger Stadtkirche ausgesprochen. Es wurde der Vorschlag gemacht, dass die Skulptur in einem neu zu schaffenden Museum integriert werden könnte. Aber eine Beleidigung der Juden bleibt eine Beleidigung, auch wenn sie pädagogisch wertvoll kommentiert wird.

Ich jedenfalls könnte nicht mit einer jüdischen Besuchergruppe in Wittenberg an dieser Skulptur vorbei in die Kirche eintreten zum Gebet oder zu einem Lobgesang. Ja es ist mir selbst nicht mehr möglich, dieses Kirchengebäude zu betreten, solange dieses Schandmal daran noch angebracht ist. Es hat zur Zeit der Entstehung das Ziel gehabt, Juden verächtlich zu machen, sie zu verhöhnen, zu demütigen und sie auszugrenzen. Wie sollte das heute anders sein?
Daran ändert auch nicht die Platte etwas, die auf dem Boden unterhalb des Reliefs angebracht wurde. Dort wird Bezug genommen auf den Völkermord an den Juden im Dritten Reich, die Plastik selbst findet jedoch keine Erwähnung.

Eine Darstellung der "Judensau" gibt es in Deutschland noch ca. 30 Mal.

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