Reiner H.


Premium (Pro), 50° 44' 2.37'' N ~ 7° 5' 59.33'' E

: 01 | a c r y l . p a s t e

Jostein Gaarder schildert in seinem Buch "Maya oder Das Wunder des Lebens" eine a u ß e r o r d e n t l i c h e Begegnung zwischen dem Protagonisten Frank, einem norwegischen Evolutionsbiologen und einem Gecko. Die Geschichte ereignete im Januar 1998 auf der Fidschiinsel Taveuni, die genau auf der Datumsgrenze liegt. Sie gefiel mir sehr, so dass ich sie hier in 24 Teilen wiedergebe ... bis das letzte "Türchen" geöffnet werden kann.
(M)eine (humorvolle) Adventsgeschichte für einige mir wichtige Menschen ...
Quelle : ISBN 3-423-13002-4, dtv


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M ü c k e n m a n n f ü r e i n e n G e c k o

Schon als ich die Türe zu "bure3" öffnete, ahnte ich Böses, und das Erste, was ich entdeckte, als ich das Licht eingeschaltet hatte, war ein kräftiger Gecko, der auf der Ginflasche saß. Er war fast 30 Zentimeter lang, und nichts wies darauf hin, dass er jemals unter Mückenknappheit zu leiden gehabt hätte. Wir erschraken beide, dann blieb der Gecko bewegungslos sitzen, und erst, als ich einen Schritt auf ihn zutrat, wirbelte er halb um die Flasche herum, sodass ich Angst hatte, sie könnte umkippen und vom Nachttisch fallen.

Ich kannte mich mich Geckos aus und wusste, dass es in diesem Teil der Welt illusorisch wäre zu glauben, es könnte geckolose Schlafzimmer geben. Ich wollte nur nicht zu viele von diesen hyperaktiven Tieren durchs Zimmer wuseln sehen, wenn ich ins Bett ging, und schon gar nicht sollten sie auf der Bettdecke herumturnen oder auf dem Bettpfosten dösen.

Ich trat einen Schritt näher an den Nachttisch heran. Der Gecko blieb ganz still sitzen, sein Hauptgewicht ruhte auf der hinteren Flaschenseite, deshalb konnte ich aufgrund des Lichtscheins seinen Bauch und sein Ausscheidungsorgan etwas vergrößert betrachten. Der Gecko bewegte nicht einen Muskel, sein Kopf und sein Schwanz lugten hinter der Flasche hervor. Die Echse starrte wachsam zu mir hoch, sie wusste instinktiv, dass es jetzt nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder musste sie ganz ruhig bleiben und hoffen, mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, oder sie musste ganz schnell die Wand hoch jagen, sich an der Decke festsetzen oder, besser noch, hinter einem Dachbalken Zuflucht suchen.

Das Paradoxe war, dass die Begegnung mit diesem überdimensionalen Exemplar eines Hemidactylus frenatus mein Verlangen verstärkte, so schnell wie möglich einen kräftigen Schluck Schnaps zu kippen, und ich hatte wirklich Angst, dieses rücksichtslose Tier könnte mich daran hindern - nicht nur in dieser Nacht, sondern während meines gesamten Aufenthalts auf der Insel. Die Flasche war noch fast voll, und ich hatte errechnet, dass sie für die letzten drei Nächte vor meinem Flug nach Hause ausreichen würde. Die Minibar hatte ich bei meinem Eintreffen untersucht, aber sie enthielt nur Bier und Mineralwasser.

Meine linke Hand machte sich bereit, die Flasche zu retten, falls sie umkippen sollte. Ich trat einen weiteren Schritt auf den Gecko zu, doch der ungebetene Gast schien noch immer diese verbissene Kombination von passivem und possessivem Zustand für eine bessere Taktik zu halten als die Flucht. Wenn mir der Inhalt der Flasche nicht so innig am Herzen gelegen hätte, dann wäre ich ins Badezimmer gegangen und hätte damit dem Gecko die Möglichkeit geboten, sich in aller Ruhe und ohne Gesichtsverlust zu verziehen. Aber wie oft hatte ich es schon erlebt, dass alles, vom Shampooflaschen bis zum Zahnbecher, von einem Gecko umgeworfen worden war. Außerdem war mir gerade aufgefallen, dass die Flasche nicht sorgfältig genug verschlossen war.

Noch einen Schritt, dann würde ich die Flasche packen können, dann würde ich den Gecko erwischen, deshalb sollte ich lieber gleich zugeben, dass mein Verhältnis zu Kriechtieren immer schon ambivalent gewesen ist. Sie faszinieren mich, nicht zuletzt, weil sie mit so vielen paläontologischen Fragestellungen verbunden sind, aber ich mag sie nicht anfassen, sie sollen auch nicht durch meine Haare kriechen, schon gar nicht, wenn ich schlafen gehe.

Für die meisten Menschen bedeuten Echsen ...


| hier findet die Geschichte ihre Fortsetzung |

: 02 | g o r d o n
: 02 | g o r d o n
Reiner H.

Comentarios 7

  • Klacky Freiherr v. Dapfen u. Hohenbichishausen 06/12/2011 16:01

    Die Geschichte finde ich verfolgenswert.
    Aber auf dem Bild hätte ich gerne alles scharf gehabt.
    Doch man kann nicht alles im Leben haben.
    Mit adventlichem Gruße,
    Klacky
  • Reiner H. 03/12/2011 0:52

    @ all
    ich bedanke mich sehr für eure netten rückmeldungen.
    fühlt euch bitte eingeladen, den fortgang der geschichte tag für tag zu verfolgen.

  • M.Anderson 02/12/2011 18:29

    schaue schon sehr lange; sehr lange
  • gerla 02/12/2011 10:22

    Da bin ich wohl ein wenig hinterher. Die Geschichte beginnt sehr gut. Ich freue mich über deinen Adventskalender. Eine tolle Idee.

    lg gerla
  • Mira Culix 01/12/2011 13:36

    Das Bild besticht durch die tollen Farben und die Schärfeverläufe.
    Und vielen Dank für den Gecko-Adventskalender! Dass 1. Türchen macht neugierig.... :-)
    LG mira
  • DxFx 01/12/2011 10:14

    nun hab ich´s aufgemacht, das erste Türchen in deinem Adventskalender und der überdimensionierte Gecko wird mich wohl durch den Tag begleiten.
    LG Dorit
  • D'Intino 01/12/2011 8:02

    wie La forme...
    lg inka