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(1) Die MIMIKRY der Blattwespe TENTHREDO SCROPHULARIAE

(1) Die MIMIKRY der Blattwespe TENTHREDO SCROPHULARIAE

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

(1) Die MIMIKRY der Blattwespe TENTHREDO SCROPHULARIAE

Die Bedeutung von "Mimikry" (im Gegensatz zur Tarnung, der "Mimese") ist das Nachahmen von für Freßfeinde gefährlicheren Tieren durch relativ harmlose Arten wie Blattwespen, Fliegen (z.B. wespenfarbige Schwebfliegen!) oder auch Schmetterlinge (z.B. Glasflügler!) - der Sinn der Sache ist der, daß sie nach Entdeckung durch Räuber wegen der Verwechslung mit den wehrhaften Nachgeahmten einfach gemieden und in Ruhe gelassen werden.
Bild 2 bis 5 zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei einigen - hier oft einfach nach dem Vorhandensein der Fotos ausgewählten - Wespenarten.
Die Mimikry ist also, wenn man so will, eine TARNung mit Hilfe von anderen Tieren und deren WARNfarben. -

(1) Hier das versprochene "besondere" Foto aus Regenstauf/Opf. vom 29.7.2022:
Drei Wespen an meiner Königskerze - na und???
Sieht man genau hin, erkennt man zwei Arten: Oben die Blattwespe bei der Paarung - und unten auf demselben Bild eine Saft leckende Haus-Feldwespe (Polistes dominula), Vorbild und Imitat auf einem Foto!!!
Erst dachte ich, daß so etwas fast nicht möglich wäre - aber mir fielen dann doch die Ameisenspringspinnen ein (sie ahmen in dem Fall Ameisen nicht als wehrhaftere Art, sondern als Beute nach, um sich ihnen besser nähern zu können); oder harmlose Schwebfliegen zusammen mit den nachgeahmten, wehrhaften Wespen auf den weißen Doldenblütlern.
Hier dieses Foto zeigt allerdings eine ganz speziell nachgeäffte Art (Feldwespe mit Wehrstachel) mit ihrer wohl ebenso ausgefeilten "Fälschung" (Blattwespe ohne Wehrstachel, deren Stechapparat - wie bei allen Blattwespen - mit der Zeit in den Legeapparat für die Eiablage umgebaut wurde).
Es gibt von den Feldwespen einige verschiedene Arten in Deutschland, die manchmal schwer unterscheidbar sind, aber wohl in unmittelbarer Nähe der Braunwurz/Königskerze eher selten sind; jedenfalls habe ich an Braunwurz schon etliche T. scr. gesehen, aber, soweit ich mich erinnere, nie eine Feldwespe. P. dominula ist von allen die häufigste - und daher wohl die wichtigste für die Nachahmung.
Das gemeinsame Vorkommen beider infrage kommender Arten ist allerdings wohl Voraussetzung für die ungeheure Angleichung, denn Zufall kann das wohl kaum sein, dazu sind die Ähnlichkeiten zu frappierend! Beide Arten sind insgesamt nicht selten:
(a) Sie fliegen genau gleich mit den hängenden Hinterbeinen, relativ bedächtig und eher schwebend - nicht laut brummend und pfeilschnell wie eine Hornisse. Eine eher seltene Art der Fortbewegung.
(b) Bräunlich gefärbte Flügel sind bei beiden gleich. Das gibt es - auch innerhalb der Wespen - öfter, aber lange nicht immer.
(c) Die Fühler ähneln sich in der Farbe, nur die der P. dominula eigene schwarze Färbung der ersten Glieder fehlt. Die Fühler der allermeisten Wespenarten wird wohl schwarz sein.
(d) Die Beinfarbe ist bei beiden ganz ähnlich - einschließlich der Gelenke; wobei auch das letztere manchmal bei verschiedenen Insektengruppen in vergleichbarer Weise vorkommt.
(e) Die gelbe Thorax-(Brustkorb-)Zeichnung auf schwarzem Grund kann man auf den ersten Blick durchaus verwechseln. Einen hellen Vorderrand gibt es auch öfter mal, gelbe Flächen oder Punkte im hinteren Anteil oder auf dem nahen Schildchen (dem Scutellum) ebenfalls - besonders aber hier.
(f) Der schwarz-gelb gestreifte Hinterleib entspricht der typischen Warnzeichnung ganz vieler Wespen; er erinnert uns bei der übernommenen Streifenfärbung der Warnbaken oder der Fahrzeugecken an den gefährlichen Autoverkehr, bei dem wir auch vor Gefahren gewarnt werden sollen.
(g) Das kontrastreiche schwarz-gelbe Gesichtsschild (der Clypeus) der Wespen ähnelt frappierend dem schwarz-gelben oder schwarz-weißen der Blattwespen.
(h) Das Drohverhalten (s. Abb. 5!) ist ebenfalls ganz ähnlich!
(i) Das Anstupsen von anderen sitzenden Insekten fällt gleich aus; letzteres ist allerdings auch sehr häufig zwischen ganz verschiedenen Gruppen (z.B. bei Blütenkonkurrenz zwischen Hummeln und Schmetterlingen, Käfern, ...) - und wenig spezifisch.

Verhaltensweisen, Farben und Formen sind also hier sicher nicht nur für die Sichtweise von uns Menschen so zum Verwechseln ähnlich!
Eine reine Konvergenzentwicklung (mehr oder weniger zufällige, aber sinnvolle, vorteilhafte Gleichentwicklung wie z.B. der gut schwimmenden Gestalt bei dem Fisch Hai und dem Säugetier Wal) mag ich hier mit meinem "Bauchgefühl" irgendwie nicht annehmen.
Alle diese Merkmale ähneln sich nämlich bei diesen beiden, den Vorbildern und den Nachahmungen, so vertrackt, daß man an einen Schutz durch die nachgeahmten gefährlichen Vorbilder - einfach der Statistik wegen - glauben muß. Ob das stimmt???
Jetzt wäre es noch interessant zu wissen, ob (wie überhaupt bei der Mimikry) Nachahmer und Vorbilder immer oder überwiegend syntop, d.h., am gleichen Ort vorkommen: Die Wirksamkeit der Nachahmung wird doch erst dann richtig in Gang gesetzt und effektiv!

Sicher haben die Forscher da schon einiges herausgefunden! Am ehesten wird das mit Hilfe mathematischer Methoden möglich sein, von denen ich nichts verstehe ...
WUNDER DER NATUR - offenbar egal, ob schon mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung belegbar oder noch nicht!

2.8.2022 f

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