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Auf Pilzsuche: Schlupfwespe auf dem Weg zum Wirt

Auf Pilzsuche: Schlupfwespe auf dem Weg zum Wirt

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Weißwolf


Premium (World), Güstrow

Auf Pilzsuche: Schlupfwespe auf dem Weg zum Wirt

Menschen können ziemlich viel riechen, aber nichts davon wirklich gut. Mittelmaß eben. Allround-Dilettanten also.
Insekten (und Spinnen) riechen extrem wenig, aber das wenige dafür extrem gut.
Die Schlupfwespe Megarhyssa vagatoria läuft die absterbende Birke auf und ab, betastet den Stamm mit ihren Fühlern und sucht ihren Wirt. Das ist die Larve der Riesenlaubholzwespe Tremex fuscicornis, die sich im Holz der Birke mindestens zwei Jahre lang entwickelt (die zweite in Frage kommende Art, T. magus, ist extrem selten und vom Aussterben bedroht, ich schließe sie in diesem Fall aus). Wie fast alle Holzwespen überträgt das Weibchen bei der Eiablage Myzelfragmente oder sogar nur einzelne Zellen eines symbiontischen Pilz, der das Holz soweit „vorbereitet“, dass es den Larven als Nahrungsquelle zur Verfügung steht (offenbar werden aber keine Pilzsporen übertragen). Den Pilz fressen die Larven auch gleich mit, ohne ihn vollständig zu verdauen; auf diese Weise wird die Symbiose über Generationen fortgesetzt. Diese Ernährungsweise der Larven bezeichnet man als myceto-xylophag, die erwachsenen Insekten nehmen ausschließlich Flüssigkeiten in Form von Baumsäften zu sich.
Soweit bekannt ist, handelt es sich bei dem Pilz um den Aschgrauen Wirrling (Cerrena unicolor); die beiden eng verwandten, aber auf Nadelholz vorkommenden Holzwespen-Gattungen Urocerus und Sirex nutzen Schichtpilze (Amylostereum areolatum, A. laevigatum). Das Pilzmaterial sammeln die Holzwespen in einer intersegmentalen Tasche an der Basis des Ovipositors, dem Myzangium.
Was die Schlupfwespe anzieht und relativ zügig den richtigen Baum und die richtige Stelle dort finden lässt, sind chemische Signale, die von dem Holz „arbeitenden“ Pilz ausgehen, vermischt mit solchen der Wespenlarve; möglicherweise kommen noch solche vom Baum dazu, denn von vielen Pflanzen, an und in denen Tiere fressen, sind solche chemischen Informationen bekannt. Die höchstempfindlichen Sensoren befinden sich an den Fühlerspitzen. Hat das Megarhyssa-Weibchen eine geeignete Position gefunden, versucht es den mehr als körperlangen Legebohrer durch das Holz an die Holzwespenlarve (oder -puppe) zu führen. Mit viel Glück kann sie ein bereits vorhandenes Loch eines Vorbewohners nutzen, wenn sich die Wirtslarve zufällig dort befindet. Das weiche Ei wird durch den Legebohrer gepresst und an der Larve platziert. Nach dem Schlüpfen frisst die Larve der Schlupfwespe nach und nach ihr Opfer, häutet sich währenddessen und verpuppt sich anschließend. In der Regel schlüpfen zunächst die Männchen, etwas später die Weibchen. Die Männchen patrouillieren um die Birken herum und warten auf die schlüpfenden Weibchen. Die erkennen sie an spezifischen Geräuschen, die entstehen, wenn sich die Weibchen durch das Holz nach daußen nagen. HEATWOLE et al. (1964) beschrieben das so: „… sounds similiar to those made by a person eating a raw carrot …”. Noch während die Weibchen dabei sind, sich zu befreien, werden sie von den Männchen begattet.
In Europa ist die Gattung Megarhyssa mit vier Arten vertreten, weltweit sind es derzeit knapp 40.
M. vagatoria kann eine Körperlänge von 40 mm erreichen; für den Legebohrer kommen bis zu 75 mm hinzu.

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