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Anette Z.


Premium (Complete), Aachen

Ausweglos

Was ich diese und letzte Woche in unserer Schule erlebt habe, war unfassbar.

Da wurde gefeilscht, ob geöffnet oder geschlossen wird. Was blieb, war ein Chaos, das einen sinnvollen Unterricht nicht mehr zuließ. Weil da Stadt, Land, Lehrer und Eltern mit stritten. Letzten Endes haben wir innerhalb von 7 Tagen 4 mal die Regeln geändert. Keine Chance für uns Lehrer, noch sinnvollen Unterricht zu geben.

Zeitgleich hat irgendwer beschlossen: Die Abiturienten dürfen Mottowoche machen. In beiden Landkreisen, in denen ich Schulen kenne. Was kam war eine einwöchige, sehr unwirkliche Party, die alle Beteiligten an ihre psychischen Grenzen gebracht hat. Keiner konnte glauben, was da abging. Auch die Schüler wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Einerseits wollten sie vernünftig sein. Andererseits: Man macht nur einmal Abi. Und jetzt die Feier von sich aus abzusagen … dazu hat die Willenskraft dann doch nicht gereicht. Zwischendurch habe ich in die Augen von jungen Menschen geschaut, die zwischen der Hoffnung auf ein bisschen Normalität und der Angst vor Corona zerrissen wurden. Während ihre Geschwister zuhause saßen, weil für die jüngeren Schüler das Risiko zu groß sein sollte.

Nebenbei durften wir Lehrer mal eben die Teststrategie für alle Schüler unserer Schule entwickeln. Am meisten weh tat der Satz aus dem Brief des Ministeriums: „Eine Inanspruchnahme der in der kommenden Woche zu liefernden Tests durch Lehrkräfte ist … nicht notwendig“. Heißt im Klartext: Um unsere eigenen Tests können wir uns in unserer Freizeit kümmern.

Was ich daraus gelernt habe: Wir sind in der Schule alle am Anschlag. Schüler und Lehrer. Irgendwann brechen wir zusammen! Weil es einfach nicht mehr geht. Man kann die Notbeschulung im Wechselunterricht nicht monatelang durchziehen und hinterher erwarten, dass das keine Folgen für unsere Kinder hat.
Man kann auch nicht immer alles auf dem Rücken der Lehrer abladen.

Ich selbst staune nur, dass ich es ohne Zusammenbruch bis zum Ferienbeginn geschafft habe. Es fehlte nicht viel. Und irgendwann habe ich mich gefragt: Wer schützt mich eigentlich? Wer schützt meine Schüler? Auch Burnout und Depression sind ernst zu nehmende Krankheiten!

Und es war schwer zu ertragen … mir sagen zu lassen, dass ich doch bitte an all die Risikopatienten denken soll, die sich nicht vor Corona schützen können.

Und jetzt will ich bitte nicht gefragt werden, was denn die Alternative zum Shutdown ist. Ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende. Habe mich aufgerieben im Versuch, meine Schüler möglichst zu schützen vor den Folgen der Lockdowns.

Niemand hat das Recht, mir zu sagen, das müsste ich aushalten.

Comentarios 6

Anette Z. desea expresamente feedback constructivo para esta fotografía. Ayúdalo con consejos sobre la composición de la imagen, la técnica, el lenguaje de la imagen, etc. (Por favor, ¡ten en cuenta el código de conducta!).
  • Thorsten aus Berlin 02/04/2021 10:37

    Dein Foto ist ein so passendes Bild zur beschriebenen Situation. Da hast Du ein wirklich gutes Gespür für. Ich wünsche mir in der Tat auch, dass unsere Politiker die, die Verantwortung gegenüber anderen übernehmen besser schützen und ihnen bessere Hilfen anbieten. Insbesondere in Ausnahmesituationen wie diesen. 

    Ich wünsche Dir ausreichend Raum und Zeit zum Auftanken in den Ferien.
    Beste Grüße Thorsten
  • Sonja.A 31/03/2021 17:29

    Danke für diesen Bericht den ich mir nun zweimal durchgelesen habe. Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und ansonsten sehe ich das wie Geri Barreti.

    Auch ich/ wir Fotografen blicken langsam nicht mehr durch, so z.B ist mir erlaubt ein Passbild zu erstellen, verboten ist aber ein Portrait zu erstellen. ( Warum? weil ich da eine andere Brennweite benutze?)  Erlaubt ist mir ein Familienshoohting bei der Kundschaft privat Zuhause mit 1 Hausstand ( auf 10 oder 20qm ) zu fotografieren, aber eine Einzelperson darf nicht in mein 80qm Studio kommen. Man kann es einfach nicht nachvollziehen. 
    Liebe Grüße von Sonja
  • Fotobock 31/03/2021 0:51

    Ich wünsche dir viel Kraft und allen Menschen derzeit, die nicht so leicht durch die Krise kommen. Zu viel hört man, erlebt man selber, sieht man. Ein Ausweg wird uns nicht gezeigt und dies zeigt deine Aufnahme- das Fenster als Spiegel, doch da sieht man sich nicht selber, man sieht kein Gesicht mehr. Geht ganz tief ins Herz. Danke für dein Engagement. lg Barbara
  • Geri Barreti 29/03/2021 23:33

    Zunächst einmal vielen Dank für deinen Beitrag. Eindringliches Bild, ausdrucksstarker Text. ich selbst befinde mich in einer völlig anderen Situation...aber auch mich belastet das Ganze auf andere Weise...und ich sage ganz rigoros, dass das Ganze so wie jetzt auf keinen Fall weitergehen darf.
    Es würde hier jetzt den Rahmen springen hier alles jetzt bis ins Kleindetail beschreiben, deswegen fasse ich es kurz zusammen:
    ich halte die britische Mutation sicher nicht derart gefährlich wie man uns zurzeit verklickern will. Hätte sie z.B. verstärkt derart zahlreiche schlimme Erkrankungen bei Kindern hervorgerufen, dann hätten wir dies aus England drüben längst erfahren...dort hat man schon vor Weihnachten damit zu tun gehabt. Sicher kann ich mir hier keine Detailaussagen erlauben, aber ich gehe davon aus, dass zwei und zwei zusammengerechnet vier ergibt. Diejenigen Risikogruppen, für die Corona tatsächlich ein großes Problem werden kann, die werden demnächst durchgeimpft sein. Darüber hinaus werden wir wohl dauerhaft mit dem Virus leben müssen...jetzt wieder alle in den Lockdown schicken um die Wahrscheinlichkeit einer neuen Mutation vielleicht verringern zu können ist ziemlicher Quatsch. Ich finde wirklich, wir müssen wirklich jetzt laut werden und die Faust auf den Tisch hauen, andernfalls werden wir uns tatsächlich schwer tun, aus dieser Teufelsspirale heraus zu kommen.
    Fazit: m.A. nach haben wir tatsächlich ein Problem, das wir im Auge behalten müssen. Aber ganz sicher kein Ebola und keine Pest!

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