Bärzeli 6
...Der letzte der fünf Hallwiler Bräuche ist über die Dorfgrenzen
hinaus der bekannteste und lockt viele Zuschauer ins Dorf.
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Mehr Infos:
Zur Bärzeli-Gesellschaft vereinigen sich 15
erwachsene, meist ledige Burschen aus dem
Dorf. Zwei aus ihrer Mitte walten als Chefs.
Sie sind Mitglieder in der Brauchtumskommission,
organisieren die Gruppe und sorgen dafür, dass
alles nach den gewohnten Regeln abläuft. In einer
Versammlung im Herbst werden die Aufgaben verteilt
und die Darsteller der festgelegten Figuren bestimmt.
Requisiten wie die Söiblootere (Schweinsblasen)
müssen von einem Metzger präpariert werden. Die
Räre (Rätschen) werden von einem Fachkundigen
im Dorf hergestellt und in Stand gesetzt.
Zur Bärzeli-Gruppe zählen 14 maskierte Figuren:
der weissgekleidete Herr mit Krone auf dem Haupt
und die ebenfalls in Weiss auftretende Jumpfere; der
Spielchärtler (Spielkärtler), dessen Kleid ganz und gar
französischen Jasskarten übersät ist; der Tannreesig
und der Stächpaumig mit ihren Kostümen aus
Tannreisig und Stechpalmen; der Schnäggehüüslig,
eingehüllt in Tausende Schneckenhäuser; der Aut
(der Alte) und die Lörtsch (alte Frau), die aus einer
Pfanne ein fruchtbares Wässerchen verspritzt; der
in bunte Stofffetzen gehüllte Lumpig, sowie der
Hobuspöönig und der Straumaa, die Kostüme aus
Hobelspänen und Strohbündeln tragen. Zu dieser
Gruppe gesellt sich ein von zwei Burschen gemimtes
Kamel, das von einem Treiber und einem Führer
in weissen Gewändern begleitet wird. Alle tragen
Larven, die ihr Wesen charakterisieren, und führen
ein Lärm- oder Schlaginstrument mit sich: eine Räre
oder eine Söiblootere; der Herr sinnigerweise eine
Peitsche. Drei unter ihnen sammeln in Büchsen Geld
ein für die Brauchtumskasse und das wohlverdiente
Abendessen. Die Kleider von Stächpaumig,
Tannreesig, Straumaa und Hobuspöönig werden
jedes Jahr in tagelanger, mühseliger Arbeit von
den Burschen selbst hergestellt. Die ortsansässige
Trachtengruppe sorgt für die anderen Kostüme.
Die beiden grünen Figuren, Stächpaumig und
Tannreesig, sind Symbole für Fruchtbarkeit,
den Frühling und das immergrünende Leben.
Die drei Dürren, Straumaa, Hobuspöönig sowie
Schnäggehüüslig, weisen hingegen auf den
unfruchtbaren, leblosen Winter hin. Während Herr
und Jumpfere für Reinheit, Schönheit, Jugend, und
Tugend stehen, symbolisieren Aut und Lörtsch
ihrerseits Hässlichkeit, Alter und Laster. Der
schelmische Spielchärtler steht für Lebensfreude,
aber auch für den lasterhaften Spieltrieb. Der
unordentlich wirkende Lumpig bildet optisch den
Gegensatz zum Spielchärtler.
Der 2. Januar beginnt für die Dorfbewohner mit dem
Neujahrsapéro um 11 Uhr im Gemeindehaus. Danach
geniesst man die Gastfreundschaft der Trachtengruppe
beim Spaghetti-Essen in der Turnhalle. Gegen halb
zwei tollen schon die Kleinen Bärzeli im Dorfzentrum
herum. Die verkleideten und maskierten Knaben
und Mädchen tragen jedes Jahr andere Kostüme,
ganz nach ihren Vorlieben. Um zwei Uhr schliesslich
stürmen die Bärzeli-Buebe wilden Hornissen gleich
aus dem Metzghüüsli beim Schulhaus. Mit Lärm und
Getose stürzen sie sich in die Zuschauermenge und
locken sie die Einwohner Hallwils auf die Strasse. Mit
stacheligen Umarmungen oder kräftigem Händedruck
wünschen sie allen «es guet Nöis». Die Bärzeli ziehen
auf einer vorbestimmten Route durchs Dorf, halten hie
und da Rast, bevor sie am Ende die sitzengebliebenen
Zuschauer in der Turnhalle mit ihrem Treiben
«beglücken». Von ungestümen Umarmungen der Grünen
und Dürren überrascht zu werden, eine Söiblootere
auf dem Buckel oder einen Schwall Wasser von der
Lörtsch zu spüren, sich an den Kapriolen des Kamels
zu ergötzen – das ist es, was den Haubuern gefällt.
Wem dieses Tun nicht passt, der macht freiwillig einen
grossen Bogen um das Geschehen. Am frühen Abend
macht sich die Bärzeli-Gesellschaft in einem Kleinbus
auf den Weg in die nahegelegenen Gemeinden, um
dort in den Wirtschaften allerlei Unfug zu treiben. Den
Tag beschliessen die Bärzeli bei einem gemeinsamen
Abendessen in der Dorfbeiz.
B-A-U-M-I 26/01/2010 17:25
Kompliment. Perfekte AufnahmeGruß
Fredi Gyger 02/01/2010 13:20
Eine schöne Zusammenstellung dieser unterschiedlichen Figuren!Vielleicht könntest Du noch die Namen dieser Figuren ergänzen, so dass man sich als Laie ein Bild dazu machen kann... Immerhin kann ich dank meinem Verstehen des Schwyzerdütschen die Namen verstehen und mir etwas darunter vorstellen. Gefallen hat mir vor allem der Name Hobuspöönig!
Und wieder habe ich etwas gelernt bei Dir....
herzliche Grüsse am Bärzelitag, Fredi