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Dadatrixa


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Konstantin Greie
in
Monopol

!!!

Comentarios 20

  • Clara Hase 28/01/2017 22:07

    an diesem Schild blieb ich haften und las dann eure Diskussion.
    Fertiggestellte Kunst ist Materie -
    wenn sie auf eine breit angelegte Masse ausgelegt ist, wird sie zu mir sprechen (grins die Materie) mir werden Bezüge einfallen. Ob diese dem Künstler entsprechen ist die andere Seite. Wer erkannt werden möchte könnte traurig werden. Wer andere eindrücke für sich selbst nicht berücksichtigte, kann dankbar sein. Frau Ke macht solche Ams, die mich dann immer erfreuen. Aber solche Menschen sind hier rar. Überhaupt solche die sich auch die Zeit nehmen ein Bild zu erschliessen.
    Ein Hinweis für Dich vielleicht mal ein Bild in die Agora geben. Vielleicht kommen da mehr gleichgesinnte aus ihren Ecken?
    Aber über manche Schreiber darf man nicht zu zart besaitet sein - derenKommentare
    oder gar seine eigene Arbeit abwerten - ein Versuch wäre es wert. die Wartezeit ist relativ kurz.
    Wenn nicht, fällt das unter ferner liefen...
  • Frau Ke 23/12/2016 13:07

    Gut, dass Du es ansprichst. Diese verschiedenen Arten, sich auseinanderzusetzen, die unterschiedlichen Fragestellungen, die Tatsache, dass z.B. ein Kunstgeschichtler natürlich, besser gesagt, entsprechend seinem Forschungsauftrag nach dem historischen Hintergrund der Entstehung eines Werks fragen wird, das war mir zu berücksichtigen auch noch im Kopf gewesen, beim Schreiben allerdings aus dem Fluss geraten. ;)

    Und ich stimme Dir unbedingt zu, dass man nicht oft genug betonen kann, wie wichtig die eigene Verfassung/Erfahrung/Persönlichkeit für die Wahrnehmung (nicht nur) von Kunst ist. Insofern sich die nicht selten in diffamierender Absicht gebrauchte Floskel "Was will der Künstler 'uns' damit sagen?" schon deshalb als sehr kurz gedacht erweist. (... um von dem unfairen "uns" darin gar nicht erst zu beginnen.)

    Es ist ja auch nicht so, dass es da etwas gäbe, was sich ein für allemal sagen ließe und dann wäre alles gesagt. Das wäre ja traurig. Ein gutes Gegenüber zeichnet sich ja dadurch aus, dass es einem immer wieder Grund zur Aus.einander.setzung gibt. ("will you still need me, will you still feed me, when I'm 64?" .-)

    Ich behaupte, dass es nicht wenige Kunstwerke gibt, die auch der Urheber nur bedingt "erklären" kann. Ich produziere keine Werke, die künstlerische Anerkennung finden. Dennoch meine ich zu verstehen, dass Dinge produziert werden können, ohne dass man genau sagen kann, warum man sie genau so und nicht anders macht. Vieles ergibt sich sicherlich im Prozess. Das Augenmerk mag während der Erstellung auf ganz anderen Dingen gelegen haben als z.B. einer "Aussage". Ich kann mir gut vorstellen, dass auch ein Künstler seinen eigenen Werken fragend 'gegenüberstehen' kann, ja, dass er sie vielleicht gerade deshalb in die Welt setzt, um seine Fragen (über sich?) an sie richten zu können.

    Genug spekuliert!

    Deine Anmerkung zur Größe Deiner Arbeiten, halte ich für sehr wichtig. Wenn ich den 'Bildern', die Du hier zeigst, in einem Raum gegenüberstehen würde, Stück für Stück und Meter für Meter abschreitend, meinen Schrittgeräuschen und Gedanken, die sich einstellen, lauschend, hätten sie selbstverständlich eine ganz andere Wirkung, als wenn ich sie an meinem Schreibtisch flach auf einem Monitor in Miniaturformat betrachte. Auch das ist etwas, was man sich gerade bei fc-Nutzung nicht oft genug fragen kann: Wie würde das gezeigte Bild in einer begehbaren Ausstellung auf mich wirken? (in verschiedenen Formaten, Ausführungen)
  • Dadatrixa 23/12/2016 12:24

    danke für den langen und ausführlichen kommentar, einblicke und deine gedanken.
    ich, für meinen teil, finde wichtig, dass man für sich! versteht, dass die betrachtung von kunst sehr viel mit einem selbst zu tun hat. seien es erfahrungen, wissen, vorlieben oder eben nur der derzeitige gemütszustand. der zeitpunkt, kontext, usw tun das weitere. wenn man sich dem bewußt wird, lösen sich viele probleme und klären sich viele fragen von selbst.
    weiterhin glaube ich ganz stark, dass es (min 2) grundlegend versch wege gibt sich einem werk zu näher. zum einen als kunstgeschichtler, dessen aufgabe es ist, das werk zu analysieren und in einen kunstgeschichtlichen kontext zu setzen. (wobei auch diese person sich zu allererst frei nähern kann und wird) für diese person sind natürlich kunstwerk und künstler relevant, hier spielt die biografie, die tradtion, die der künstler entspringt, natürlich eine große rolle. auch ist es für diese person wichtig, das werk + künstler in verbindung und relation zu anderen und in einen zeitgeschichtlichen kontext zu setzen. die wenigsten betrachter dürften diesen anspruch gerecht werden müssen.
    desweiteren gibt es diejenigen, die keiner aufgabenstellung folgen, wenn sie kunst betrachten. sie hätten die chance sich vollkommen auf sich und die eigenen gedanken zu stützen. sie können sich dem werk nähern und herausfinden » …, dass alles interssant wird, sobald man sich damit beschäftigt.« das erfordert aber eben arbeit, idr machen menschen das nur, wenn sie eine aufgabe haben, einen vorteil oder diese leistung bestätigt bekommt (note, schein, bienchen im muttiheft). das führt oft dazu, dass diese beschäftigung nicht stattfindet bzw der eigene aufwand so gering wie möglich gehalten wird. der betrachter möchte wissen, gesagt bekommen: »was der künstler ihm sagen möchte.«
    das problem dabei ist, auch bei mir, dass es für manche (einzel) arbeiten vllt gar keine konkrete aussage gibt, die genau diese arbeit transportieren! soll (was nicht heißt, dass es gar keine gibt). nicht jedes werk hat eine aussage in dem sinne, dass man es in die welt herausschreien möchte, die arbeit ist teil bzw resultat der »Auseinandersetzung des Künstlers mit seiner Welt«, es ist ein werk, welches nicht mehr undenkbar ist »… weil es sich materialisiert hat«. es ist in der welt und somit rezipier- und diskutierbar.

    wichtig für mich war, zu verstehen, dass es ein qualitativer unterschied ist, mit jmd über eine arbeit (im allgemeinen) zu sprechen und im dialog einen austausch zu haben, als dass jmd vor mir steht und von mir wissen wollte, was er denn sehen soll. es ist die frage, wieviel man selbst bereit ist zu tun, vllt sogar zu geben. man darf nämlich nicht vergessen, dass es vor allem für den künstler wichtig ist einen austausch zu haben, sich, dem werk und dem betrachter in einem kontext zu begegnen. anstatt also nur zu konsumieren, wäre ein echter dialog sehr schön (auch wenn das sehr viel verlangt ist).
    und zuletzt noch ein weiterer gedanke meinerseits. wenn jmd die aussage lesen oder hören möchte, wird es nie, oder nur sehr schwer, eine emotionale »lösung/antwort« geben können, denn diese kann man nur fühlen indem man sich dem werk und sich als »körper im raum« und den beziehungen hingibt und sich vllt dessen bewusst wird. in meinem speziellen fall bedeutet das, meine arbeiten sind nicht großformatig, weil ichs mir leisten kann, oder weils trendy ist, sondern weil sie eine körperlichkeit transportieren sollen, ein »ernstzunehmendes« gegenüber. das ist auch oft in der fc das problem, dass präsentation nicht hinterfragt wird, als gegeben angesehen oder eben nach vorliebe entschieden wird. es wird vergessen, dass ie teil der arbeit sind, nicht nur notwendiges übel.
  • Frau Ke 23/12/2016 11:02

    Während meines Studiums hab ich ein paar Semester Kunstgeschichte studiert, sie aber wieder aufgegeben, was nicht nur an Bernhards grantigem Urteil, dass die Kunstgeschichtler Kunstvernichter seien, lag, andererseits aber nicht den Grund hatte, dass ich es nicht "gepackt" hätte oder es besonders uninteressant gewesen wäre. Ein Proseminar ist mir als besonders erhellend in Erinnerung geblieben.

    Die Kunstgeschichtsgelehrtenanwärter bekamen die Aufgabe, sich aus einer Liste von Kunstwerken in der Hamburger Kunsthalle je eins herauszupicken und es, ohne Zuhilfenahme von Literatur, nur durch die eigene Anschauung angeregt, in einem viertelstündigen Referat den anderen vorzustellen.

    Da ich in der ersten Stunde gefehlt hatte, musste ich nehmen, was übrig war und bekam eine Skulptur von Naum Gabo zugeteilt. Ich mache mir, dachte ich, nicht viel aus Skulpturen, und den Mann kannte ich nicht. Andererseits habe ich kein Problem damit, Dinge zugeteilt zu bekommen, weil ich davon überzeugt bin, dass alles interssant wird, sobald man sich damit beschäftigt.

    Und so war es. Meine "Kontaktaufnahme" mit der Skulptur, damals in einem wenig frequentierten kleineren Raum der Hamburger Kunsthalle platziert, wurde für mich zu einer Art Schlüsselerlebnis. Es ist mir nicht möglich zu wissen, ob ich "das Werk verstanden" habe, also die Intention seines Urhebers. (Ich fände das, nebenbei bemerkt, auch nicht so einfach, wollte man diese bestimmen. Denn ich bin sicher, dass auch der Urheber im Laufe der Zeit unterschiedliche Ideen über sein Werk entwickelt.) Was ich aber verstanden habe, ist, was mich an dieser Skulptur interessiert und inspiriert. Das war mir vor allem deshalb möglich, weil ich es aufgeschrieben habe. Denn das Schreiben ordnet und mach klar.

    "Die Kunst" muss sich nicht erklären. Sie ist gewissermaßen das Geschaffene, das in sich ruht, das Gegenüber. Im Grunde (in meinen Augen) eine Art Abfall der Auseinandersetzung des Künstlers mit seiner Welt. Das, was sich nicht mehr (ohne weiteres) aus ihr herausbringen lässt, weil es sich materialisiert hat. Vielleicht ließe sich in diesem Begriff darüberhinaus auch der Schaffensrozess fassen, der immer wieder Menschen prinzipiell zwecklose Dinge in die Welt stellen lässt. Ich habe mit so umfassenden Kategoriebegriffen wie z.B. "Kunst" meine Argwöhnlichkeiten. Wenn man sich vernünftig darüber unterhalten wollte, wäre zu klären, was sie fassen sollen. Ich würde nicht alles vereinnahmen, was im weiteren Sinn damit zu tun hat, also nicht den Kunstschaffenden, den Urheber der Kunst, und nicht den Kunstrezipienten, auch nicht den Kunstbetrieb als solchen. Obwohl sich gewiss Argumente finden lassen, warum man diese Dinge hineinnehmen könnte.

    Wenn ich es aber trenne, was ich tun würde, hieße das, dass das "Gegenüber" sich nicht erklären muss. Es steht sozusagen für sich. Das enthebt aber nicht den Rezipienten und ggf. auch nicht den Urheber davon, sich sprechend, schreibend oder sonstwie äußernd mit dem Gegenstand in eine Beziehung zu setzen. Wie sollten wir das anders tun als durch Sprache? (Selbst, wenn wir es besingen oder betanzen würden, bliebe es eine Art Sprache.)

    So betrachtet stimme ich diesem Satz nur unter der Voraussetzung zu, dass "die Kunst" für das geschaffene Gegenüber steht. Sobald der Begriff weiter greift, würde der Satz meinem Erleben zuwider laufen.

    Ob man unbedingt die Erklärungen anderer braucht, um sich "Kunst" zu nähern, ist eine ganz andere Frage. Ich sage nur, dass es wohl nicht möglich ist, sich ohne irgendeine sprachliche Auseinandersetzung, eine (Er)Klärung in der Form, dass man eine Haltung dazu erforscht und einnimmt, ihren Objekten zu nähern.

    Kurzum: DIE Kunst braucht sicher keine Erklärung. Ich aber schon, wenn ich ihr begegnen will. ... Das heißt aber nicht, dass meine Erklärung allgemeingültig wäre. Gerade drum kann es bereichernd sein, sich über unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen. Ich glaube sowieso nicht an DIE Erklärung (genausowenig wie an DIE Kunst), sondern an Momente, in denen einem Dinge klar werden, die dann nicht mehr dieselben sind - weder die Dinge noch ich.
  • marant 11/12/2016 19:03

    ... zum bild ! - plakativ `provokativ` - durchaus zweckdienlich :)

    viele grüsse ...
    marant
  • felixfoto01 23/11/2016 20:23

    wenige user in der fc können einem den spaß an kunst verleiden. für mich habe ich da den weg gefunden, einige dinge auszublenden und damit in jeder diskussion und betrachtung/rezeption offen zu bleiben:
    ich frage mich, was will das bild mir sagen, oder wie wirkt es auf mich. was sehe ich da wirklich?
    was sind die fakten im bild (im objekt) und was sind meine interpretationen?
    was die kunst an sich angeht, habe ich sicher meine lieblingskünstler, aber auch die können mal mist produzieren und nicht alles ist automatisch gut. wenn ich es nicht verstehe, trete ich zurück und nehme abstand. ich lasse sacken und versuche später einen neuen anlauf. manchmal gelingt es mir, manchmal scheitere ich.
    der preis von kunst interessiert mich nicht, jedenfalls nicht, was die bedeutung des werks angeht.
    wenn mir ein kunstwerk nicht "gefällt", fordert es mich heraus. dann will ich es mehr ergründen. ich versuche dann über meine gedanken hinaus mehr zu erfahren. das spätestens ist die stelle, an der ich nach kontext und dem künstler frage - um meine neugierde zu stillen. manchmal gelingt es, manchmal gelingt es nicht - und manchmal helfen zufälle einen weiteren puzzlestein zu setzen.
    Was für die Rezeption gilt, gilt in bestimmten Punkten auch für die Produktion. Das Kunstwerk schafft sich nicht alleine. Manchmal kommt Zufall ins Spiel, meistens aber viele Gedanken, viel Schweiss, Informationen einholen und viel Bewusstsein, um das zu erschaffen, was man erschaffen will.

    Kuration.
    Meine Wahrnehmung von Kuration war bisher immer, dass der Kurator eine neue Ebene schafft, die über die Menge der Kunstwerke gelegt wird. Das einzelne Kunstwerk ist eine Arbeit für sich, und die Ausstellung (oder eine Monografie) ist eben eine nach bestimmten Gesichtspunkten zusammengetragene Zusammenstellung von Werken, die in einer bestimmten Reihenfolge und untereinander wirken.
    Das ist die Arbeit des Kurators. Ist der Künstler selbst der Kurator, wechselt er die Rolle und muss sich über seine eigene Arbeit stellen. Das gelingt nur Wenigen, meiner Ansicht nach. Mit der Kuration, ist, wie auch in der Schaffung des einzelnen Kunstwerks, Autorenschaft verbunden. Am Ende kann der Kurator seine Motivation offenlegen, ob das aber jedesmal zur Vermittlung von Kunst gereicht, halte ich für oft zu weit gegriffen.

    Kunstmarkt.
    der kunstmarkt hat mit der kunst nichts zu tun. ein markt hat seine eigenen gesetze und beschränkungen, dazu gehören werbung, eitelkeit und andere sachen. der kunstmarkt ist eine welt für sich, die eigentlich nichts mit der kunst zu tun hat, sondern mit bepreisbaren objekten, die man nach möglichkeit in begrenzter menge behandeln muss, um die nachfrage zu stimulieren.
  • Dadatrixa 23/11/2016 18:07

    achja, bewvor ichs vergesse. den künstler nehm ich da nicht vollkommen raus. es gibt natürlich auch künstler, die genau dieses ziel haben oder gar diese mechanismen bedienen.
  • Dadatrixa 23/11/2016 18:07

    die frage, was für mich konsum und rezeption ist, hat viel mit der herangehesweise des betrachters zu tun, aber auch sehr sehr viel mit dem künstler selbst. in meiner alltgälichen künstl. praxis (ich studiere kunst) hab ich es in versch. ausstellungssituationen sehr oft mit menschen zu tun, die, ich sag mal salopp, »kunst guggn«. diese menschen stehen dann vor der arbeit und stellen sich die frage: was will mir der künstler damit sagen? schllimmer noch, sie stehen da und sagen: versteh ich nicht! und der nächste schritt ist dann: ist das kunst oder kann das weg? ein sehr beliebter spruch auch hier in der fc. was tun diese leute? 1. sie geben die verantwortung an den künstler ab. 2. sie machen ihn dafür verantwortlich, wenn sie es nicht verstehen (sofern es überhaupt etwas zu verstehen gibt) und 3. deskreditieren sie den künstler und sich gleich mit, mit der aussage ob das weg kann oder doch kunst ist. (ich sags dazu, trifft gott sei dank nicht auf alle zu)
    nun kann man sich die frage stellen, warum stehen solche leute jetzt vor der arbeit, welchen zweck verfolgen sie und was glauben diese, was kunst ist, was die aufgabe von kunst oder gar des künstlers ist. aus meiner erfahrung (auch hier in der fc) kann ich sagen, dass der dialog, ansich keiner ist. die menschen konsumieren die kunst und stellen forderungen, die bei lichte betrachtet nicht die aufgabe von kunst sind und stehlen sich selbst aus der verantwortung.
    es gab eine zeit bevor es kuratoren gab, wo nicht jede form der kunst von kunstgeschichtlern bis ins kleinste analysiert und in kleine appetitliche, verdaubare häppchen zerteilt wurde. es gab eine zeit, da haben die künstler entschieden, was sie wann und wo mit wem zusammen ausstellen und wie die arbeiten zueinander präsentiert werden. diese zeit ist nichtmal besonders lange her. heutzutage kommt keine ausstellung ohne kurator aus – schon im kunststudium wird jede ausstellung bis ins kleinste »durchkuratiert«. die frage die ich mir dabei stelle ist oft, was ist der zweck davon? beziehungen herzustellen, die man auch nur wieder erklären muss? bedeutung schaffen? oder will mans den besuchern »einfacher« machen, den zugang erleichtern – was auch immer das bedeutet? oder bauscht man nur etwas auf? bzw worum geht es am ende, das ist die eigentlich wichtige frage. geht es um die kunst selbst und die darstellung dieser - mit allen ecken und kanten? oder geht es doch eher um die »verständliche« abgerundete aufbereitung und somit lenkung?
    natürlich ist niemand unvorbelastet, aber ich zb als jmd der in seiner kindheit und jugend mit kunst so wirklich nichts am hut hatte und auch meine eltern nicht, habe eine herangehensweise an kunst (für mich entwickelt) bei der biografien, und erklärungen in den meisten fällen keine große rolle spielen. eine arbeit gefällt mir nicht bessser, nur weil sie von meinem »lieblingskünstler« ist, auch macht es eine arbeit nicht wertvoller, nur weil die 3 arbeiten vorher teuer verkauft wurden oder das 1000 leute die arbeit gut finden. ich denk aber, ich habe eine sehr naive bzw abgekapselte herangehsweise an kunst, eine die viele der mechanismen des kunstmarktes ausblendet.

    zu deiner anmerkung zu beuys kann ich nur sagen. du hast dich ja infolgedessen dann ja mit ihm beschäftigt. das ist ja auch legitim und hast dann für dich methoden entwickelt mit der arbeit und deinen gedanken dazu umzugehen. viele aber wissen morgen nicht mehr, was sie dnn überhaupt gesehen haben, geschweigedenn, dass sie sich aus eigenem antrieb und unter einsatz von zeit und arbeit nochmal damit auseinandersetzen. das eine ist ein dialog, der auch nach der betrachtung weitergeht, das andere ist konsum des konsums willen. zeitvertreib, freizeit gesellschaftl. anerkanntes faulenzen :)
  • felixfoto01 23/11/2016 17:31

    Was ich mit dem kunsthistorischen Hintergrund meine, ist nicht, dass man sowas zwangsläufig braucht - aber die Qualität der Rezeption oder des Konsums (ich kenne deine Unterscheidung ja noch nicht) verändert.
    Schaue ich ohne weiteres Wissen auf den Fettstuhl von Beuys, sehe ich einen alten Stuhl mit einem Pflock gelbem Kram drauf, der Keilform hat. Meine Neugierde kann mir dann Fragen stellen und ich reflektiere mich selbst in meinen Fragen an dem Stuhl. Vielleicht kann ich darüber neue Erkenntnisse für mich schaffen. Es gibt kein richtig oder falsch hierbei, sondern nur Fortschritt.
    Jetzt lese ich später eine Schrift über die Arbeiten von Beuys, nicht zwangsläufig über den Stuhl, sondern über sein Leben und seine Beziehung zu den Materialien die er verwendet. Nun sieht die Reflektion, die ich am Kunstwerk habe, anders aus, der Fortschritt verändert sich. Auch hier keine Bewertung. Ich kann nur ausdrücken, wie ich mich "wohler" fühle - daher brauche ich etwas Vorwissen, am liebsten etwas Kontext. Das liegt sicher an meiner eigenen Begrenztheit. Das Wesentliche an der Aussage oben ist ja, dass die Kunst keine Erklärung erfordert, sondern - wenn man das Wort Erklärung abstrakter fasst - ich. (Durch den Konsum oder die Rezeption)
  • felixfoto01 23/11/2016 17:21

    Neugierde ist eine Eigenschaft, die man besitzt. Ich bin nicht sicher, ob man diese Eigenschaft erlernen kann, oder wie man sie entwickeln kann. Vielleicht ist sie einfach nur vorhanden. Ist sie bei jedem gleich stark? Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.
    Die Neugierde hilft mir jedoch, Fragen zu etwas zu stellen, mit dem ich konfrontiert bin. Ich versuche jetzt ganz weit zurück zu gehen, denn meine Art mich mit Kunst auseinandersetzen ist geprägt. (Wie sie vermutlich bei jedem geprägt ist, auf unterschiedliche Weise, was in erster Linie die Rezeption von Kunst beeinflusst)
    Also was wäre, wenn man ein Kind, völlig unbelastet von Vorurteilen über irgendwas mit Kunst konfrontiert? Reicht es dann wirklich aus, dass das Kind sich mit Kunst, z.B. einem Deiner Bilder, auseinandersetzen kann?
    Durch wieviel Wissen sind wir bereits korrumpiert, ohne es zu merken, was diese Rezeption bereits manipuliert hat?
    Wenn ich mir ansehe, wie Kindergartengruppen durch Museen geführt werden, und die Kindergärtnerinnen fragend die Kinder an z.B. eine Statue heranführen, dann ist das Manipulation, die langfristige Auswirungen auf die Rezeption von Kind durch die Kinder haben wird. Sie werden es aber vergessen haben und glauben, dass es alleine durch ihre Neugierde erregt wurde, und sie durch ihr bereits vorhandenes Wissen die Kunst erarbeiten können.
    Wir, die uns artikulieren können haben bereits Prozesse durchlaufen, die wir wieder vergessen haben, die jedoch unser Denken und "Verstehen" beeinflussen.
    Was aus Deiner Sicht unterscheidet den Konsum von Kunst von der Rezeption?
  • Dadatrixa 23/11/2016 17:01

    »Um Menschen zu helfen, sich der jeweiligen Kunst oder des Kunstwerks zu öffnen, mag es unter Umständen hilfreich sein, einen kunsthistorischen Hintergrund zu liefern. NIcht jeder ist in der Lage Kunst zu interpretieren (sich zu reflektieren)«

    um neugierig zu sein benötigt man, meiner ansicht nach, keine erklärung oder hilfe. man kann niemanden helfen sich zu öffnen, wenn er es von sich aus nicht möchte. das was du beschreibt, kann nur eine bedienungsanleitung sein, die dem konsum der kunst dient. denn genau das ist es, was viele wollen - kunst konsumieren, das hat mit reflektion wenig zu tun.
    heut ist immer die rede von einem kunsthistorischen hintergrund, als ob das zwingend nötig wäre damit kunst kunst ist oder gar sich leute damit beschäftigen.
    für die rezeption von kunst ist dieser hintergrund aus meiner sicht gar nicht wichtig, dazu benötigt es nur den betrachter und das kunstwerk selbst. im ersten schritt geht es genau um diesen dialog, jmd drittes, eine erklärung oder gar ein kunsthistoriker würde diesen eindruck nur trüben und lenken.
  • felixfoto01 23/11/2016 11:14

    Kunst ist für mich die Einladung zur Reflektion (an der Kunst, oder dem Kunstobjekt) - man kann die Reflektion steuern, in dem man einen Kontext beisteuert, aber erklären kann man sie nicht. Der Künstler kann seine Gedanken dazu ausspeichern, aber diese Gedanken sind auch Reflektion und nicht Erklärung. (Auch, wenn man sie dafür halten könnte) - Um Menschen zu helfen, sich der jeweiligen Kunst oder des Kunstwerks zu öffnen, mag es unter Umständen hilfreich sein, einen kunsthistorischen Hintergrund zu liefern. NIcht jeder ist in der Lage Kunst zu interpretieren (sich zu reflektieren)
  • Dadatrixa 23/11/2016 4:41

    Ich denke nicht, dass das Zitat so gemeint war, dass man partout nicht versuchen kann/sollte Kunst zu erklären. Ich denke, dass es eher so gemeint ist, dass dies nicht unbedingt notwendig ist bzw. kunst es nicht von sich aus tun muss – eben kein bedürfnis besteht.
    ich bin sogar der meinung, dass man dem betrachter auch eine menge (weg) nimmt, wenn man ihm die eigene, oder die meinung/intention anderer »erkärt« und dadurch vorgibt. ein sichtweise von jmd anderem ist aus meiner sicht in gewisser weise auch ein verlust, denn gedanken kann man nicht wieder ungedacht machen – man kann sich dadurch eine vielzahl von (eigenen) perspektiven und betrachtungswinkel verbauen.
    auch gibt eine erklärung nicht nur irgendeine sichtweise vor, sondern bettet die arbeit in einen bestimmten kontext ein, auch hier ist es schwierig sich davon weder zu lösen. deshalb bin ich kein großer freund von erklärungen, biografien usw. und find es viel spannender dem rezipienten das denken zu überlassen. ihn genau mit seinem derzeitigem wissen und seiner erfahrung mit der arbeit (allein) zu lassen, um ihm eine möglichst große chance zu lassen sich selbst der arbeit nähern zu können und sich selbst zu begegnen.
    »schlimmer« als erklärungen find ich nur noch die nennung der schule/hochschule und der lehrer/doz/profs bei denen die person wie lang gelernt/studiert hat ^^
  • Gerhard Körsgen 22/11/2016 16:27

    Na ja...die Kunst ist halt kein lebendiges Wesen sondern ein abstrakter Begriff. Wäre sie ein Mensch wäre das vielleicht anders. Aber man kann darin natürlich eine gewisse Kraft sehen wollen. Obwohl ich manches Mal froh war wenn mir jemand Kunst "erklärt" hat. Vielleicht hat derjenige der das tat in dem Moment der Kunst etwas von ihrer Kraft genommen. Aber ich bekam so einen Zugang und konnte so etwas von der zuvor "reduzierten" Kraft in mich aufnehmen weil ich was begriffen habe, was mich weiterbrachte.
    Mal so ein paar lose Gedanken dazu.
  • Rafael S. 22/11/2016 7:49

    Unterschreibe ich und reiche ich weiter.