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Das Rentnerrennen (mit Gedicht)

Das Rentnerrennen (mit Gedicht)

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Martina I. Müller


Premium (World), Halle(Saale)

Das Rentnerrennen (mit Gedicht)

*********************************
Es war wieder mal so weit,
für uns kam die Urlaubszeit.
Dafür mussten wir nicht fliegen,
sind in einen Bus gestiegen,
der uns über Land und Flur
und die Autobahnen fuhr.
*
Bei jeder Rast gab's was zum Essen,
der Hintern ist jetzt platt gesessen,
denn gar lange fuhr der Bus,
bis der Fahrer machte Schluss.
In Tirol, am Arlberg, unten,
haben wir Quartier gefunden.
*
Jeden Morgen in der Frühe
trieb man uns wie Herdenkühe
an zum Rennen und zum Flitzen,
dass alle pünktlich wieder sitzen
drin im Bus, zur nächsten Tour.
Das war Stress für alle pur.
*
Zum Bodensee, nach Stein am Rhein,
die Insel Mainau musste sein.
In Meersburg, Konstanz und Schaffhausen
hieß es durch die City sausen,
die Wasserfälle in der Schweiz
begleitete der Zeitengeiz.
*
Nur um zu sehen eins von vielen
uns vorher benannten Zielen,
die wir sehen könnten, wetten,
wenn wir etwas mehr Zeit hätten.
Taschen schnappen, Augen auf,
hastig gucken, Dauerlauf!
*
Turbogang und nicht geschummelt,
nicht zu fassen, ein Paar bummelt,
dass Minuten uns verrinnen,
der Bus steht und wir sind drinnen.
Eigentlich darf das nicht sein:
Wir warteten in Liechtenstein.
*
Dann fuhren wir mit sehr viel Spaß
über den Flüela-Pass,
erst oben rauf, danach ins Tal
mit garantierter Einrostqual,
weil wir auf Sitzen, welche hart,
wurden stundenlang gekarrt.
*
Jeden Tag so lange Strecken...
immer früh, gleich nach dem Wecken.
Kaum war Gelegenheit gelassen
uns im Hotel für's Futterfassen.
Schneller ! Rein und hingesetzt,
es geht zur nächsten Tour schon jetzt !
*
Nur einmal sind wir Zug gefahren,
Voralpexpress, doch musste sparen
bestimmt das Reiseunternehmen.
verfrachtete in unbequemen,
alten Wagen unsre Truppe.
Sicherlich war‘s ihnen schnuppe,
wie wir Reisenden das fanden....
Na, egal, 's ist überstanden !
*
In Luzern dann angekommen,
zur Altstadt-Führung mitgenommen,
haben die sehr viel erfahren,
die vorne an der Spitze waren.
Auch der Letzte dran erkannte,
er muss vorgehn und er rannte....
*
Zur Kirche rein und wieder raus,
da ein Brunnen, dort ein Haus,
reich verziert, ein Bild im Trapp!
Vorne biegt die Truppe ab.
Das darf keiner übersehn,
denn sonst bleibt er solo stehn.
*
Nicht nur wir sind hier zugange,
her und hin im Überschwange
von Erklären, Gucken, Staunen,
dem Nebenmann noch Wort zuraunen...,
ein kurzer Blick zeigt an, oh Schreck,
die eigne Gruppe ist schon weg.
*
Nicht nur einer hat‘s erkannt,
ist falschen Leuten nachgerannt.
Wohl dem, der sicher weiß noch dann,
wie sah doch aus mein Vordermann
und wohin sind sie entschwunden,
bis Anschluss wieder wird gefunden.
*
Schweizer Berge, Heidiland,
überall schnell durchgerannt.
Sehr flott ging es durch Liechtenstein,
Vaduz. - Davos mal ganz allein -
für eine halbe Stunde nur
mit stetem Blick auf unsre Uhr.
*
Bloß nicht zu spät sein auf dem Fleck
und dann zu sehn, der Bus ist weg...!
Wir sind stets froh, beim Abfahrtpfeifen
nach dem Sitzgurt schon zu greifen.
Angeschnallt ist froh ein jeder
für nächste fünfhundert Kilometer.
*
Ein paar tausend in drei Tagen,
ohne einmal laut zu klagen,
her und hin zu allen Zielen,
kaum zu wenigen, doch vielen,
Hetze, Eile, Rentnerrennen.
Nein, was wir jetzt alles kennen !
*
Strengen, Arlberg - auch gesehn
nur per Viertelstündchen Gehn,
schnell natürlich, richtig fix,
ein deutscher Rentner kennt da nix !
Wenn es wird erforderlich,
hei - wie flott bewegt er sich !
*
Rheuma, Ischias, Zipperlein,
plagten hier bloß halb gemein...,
ließen jedermann in Ruhe,
der schlüpfte in die Wanderschuhe.
Erst bei der Heimkehr, war es aus
mit Eile, denn die Luft ist raus.
*
Nun geht‘s bedächtig nur zu Werke,
denn Urlaubshetze kostet Stärke,
das taugt nicht gut für alle Zeiten
und was nur schadet, ist zu meiden.
Stehn geht an keiner Kassenschlange,
Gehen mit Krückstock dauert lange.
*
Wehwehchen stelln sich wieder ein,
sind wie vorher mit uns gemein.
Schluss drum mit Eile und Diktat,
wer wann denn wo zu sein gleich hat;
die Beine hochgelegt geschwind,
wenn weich des Sitzes Flächen sind.
*
Bloß kein Befehl in Morgens Stille!
Ausschließlich Ruhe - letzter Wille !
;-))
******* Martina Müller / 2012 *******

= Ein Urlaubsbericht-Gedicht über 5 eilige Reisetage im Dreiländereck =

*~*~*
Schwarzer-Humor zum Schwarz-weißen Freitag

Comentarios 20

  • Elsbeth Kürpick 05/02/2023 10:02

    Danke, Martina, das war ein lustiger, zutreffender Reisebericht von einer
    Mammuttour. Von jedem Ort nur ein Zipfelchen gesehen, das muß reichen. :-)))
    Schade um die schönen Sehenswürdigkeiten, aber anders geht es wohl nicht
    bei den Busreisen.
    Und nicht zuletzt: Der Busfahrer hatte auch kein leichtes Leben. :-)))
    LG Elsbeth
    • Martina I. Müller 05/02/2023 23:39

      Ja, der Busfahrer hatte bei den zu bewältigenden
      Strecken die schwerste Aufgabe. Wir haben es
      ihm aber auch gedankt. Schließlich hatte er uns
      stets sicher und unfallfrei kutschiert. LG Martina
  • mheyden 03/02/2023 20:42

    Sehr gut in SW gezeigt!

    .... UND EIN GANZ BESONDERES GEDICHT!
  • xDreamer 03/02/2023 18:00

    Klingt nach ziemlichen Reisestress. Hoffentlich habt ihr euch gut erholt. Prima Beitrag zum Projekttag!
    VG Detlef
  • dodo139 03/02/2023 15:50

    Das war ja ein spannender Reisebericht. Super. Ich hoffe, ihr habt euch inzwischen vom Urlaub erholt.
    VG Doris
    es qualmt
    es qualmt
    dodo139
  • magic-colors 03/02/2023 15:29

    Einmal habe ich das auch erlebt. Mit dem Bus durch den Osten der USA und Canadas. Zwei Wochen. Auch nur deshalb, weil wir sonst in etlichen Millionenstädten mit Verkehr und Parkplätzen hätten kämpfen müssen. (Boston, New York, Washington, Quebeck City, Montreal, Toronto, Ottawa, Philadelphia etc) Nie wieder, wir haben zwar viel gesehen, aber mit den Menschenmassen im Bus (2x50), nein, das muss nicht sein. Mit viel Vergnügen habe ich dein Gedicht gelesen. Einfach große Klasse.
    Liebe Grüße aNette
    FF @ night
    FF @ night
    magic-colors
  • BunteWelt 03/02/2023 13:34

    Das ist ja ein herrlicher Reisebericht liebe Martina.
    Vielen Dank fürs Mitnehmen auf die Rundreise zu schönen Orten.
    VLG Conny
  • Trugbild 03/02/2023 12:31

    Absolut passend zu dem Schmunzelfoto. Ein richtig herrlicher Text, der wie die Faust aufs Auge passt.
    Echt gelungen. 
    LG Adeltraut
    Schwarzweißer Freitag 03.02.23
    Schwarzweißer Freitag 03.02.23
    Trugbild
  • cabrio2 03/02/2023 11:30

    Dein Schwarzer-Homor ist sehr zum schmunzeln, Martina.
    Drum fahr ich nie mit dem Bus und ich fahr auch gern auf der Autobahn mal mit über 200.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende, lg Anton
    Schwarzweißer Freitag
    Schwarzweißer Freitag
    cabrio2
  • Zwecke 03/02/2023 11:06

    Nun weiß ich auch warum ich nicht mehr mit dem Bus fahre, es wird aber auch Zeit, dass man auf deutschen Autobahnen die 130 km/h einführt.
    Wo anders fährt man viel entspannter am Steuer.
    Vor allem können sich die Ausländer bei uns nicht mehr austoben.
    Ein toller Beitrag mit deinem Gedicht zum Freitag.
    LG Horst
  • Vogelfreund 1000 03/02/2023 11:00

    Irre Gut dein Foto .
    Dein Gedicht ist ein Renner :-)
    Spitze .
    gruß franz
  • Richard Schult 03/02/2023 10:58

    Ja, mein Beileid hast du.
    VG Richard
    • Martina I. Müller 03/02/2023 11:15

      ;-)) Wir haben es damals mit Humor genommen ... und noch steht es uns offen, dass wir in diese schöne Region mal einfach individuell kutschen. Vielleicht sogar schon in diesem Jahr. 
      LG Martina
  • Butterfly53 03/02/2023 7:11

    Klasse...jetzt weiß ich warum wir keine Busfahrten machen:-)) Toll gedichtet!
    Fahrt in die Höhe
    Fahrt in die Höhe
    Butterfly53

    lg Gerda
  • Vitória Castelo Santos 03/02/2023 0:40

    Klasse fotografiert.
    Gruß Vitoria