Der Nickneger

Ja, ich weiß, dass es der Sarotti-Mohr ist, aber einen Nickneger, also so eine Missionsspardose, habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr live gesehen … obwohl man sie heute noch bei ebay kaufen kann.

Hier also die Geschichte für die Woche vom 19. - 25.08.2019 … eine wahre Geschichte aus meiner Kindheit, geschrieben vor etlichen Jahren:
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Der Nickneger

Ich besuchte den Kindergarten auch noch als Schulkind. Viel war nachmittags nicht mehr los, und während die Kleineren ihren Mittagsschlaf machten, waren die Aufenthaltsräume häufig leer. Wenn ich mit den Hausaufgaben fertig war, schaute ich dann gern nach dem Nickneger, der auf einer Art Sideboard thronte, und mir als Kind immer ein Rätsel blieb.

Heute weiß ich, dass es eine Spardose mit einem einfachen Klappmechanismus war, doch damals umgab diesen Kerl aus Steingut, der stets lächelnd mit diesem großen Korb zwischen seinen Beinen dort saß und wartete, der Hauch des Geheimnisses.
Die Kindergartennonnen hatten uns erzählt, dass das gesammelte Geld armen Kindern in Afrika zugedacht sei und uns ermuntert, doch Groschen in den Schlitz im Korb zu werfen, wofür der Schwarze sich auch artig bedanken würde. In der Tat nickte der Kopf des Herrn auch bei jedem Geldeinwurf, ganz wie versprochen.
Brav brachte ich also immer mal wieder ein Geldstück mit, und zunehmend machte ich mir Gedanken darüber, wie dieser Kerl denn nur immer merkte, dass gerade eine Spende einlief. Schlief der denn nie? War der nie abgelenkt?

… und ich begann, ihn auf die Probe zu stellen. Zunächst versuchte ich es mit der Taktik „Leise flötend vorbeischlendern und dann blitzschnell zuschlagen“, aber natürlich gelang es mir nicht, den Spendensammler zu überlisten. Er nickte stets brav zum Dank.
Enttäuscht überlegte ich mir etwas Neues. Konnte der mich etwa kommen sehen? Ich besorgte mir also neue Geldstücke, und bei nächster Gelegenheit schlich ich mich leise in den Raum, in dem die Spardose stand, kroch über den Boden bis zum Sideboard, schob vorsichtig die Hand mit dem Groschen über die Schrankkante, warf das Geld blitzschnell in den Korbschlitz und sprang hoch, um nachzusehen und meinen Triumph auszukosten … vergebens! Der Nickneger nickte, und ich gab schließlich frustriert auf.

Traumatisch war das Ganze wohl nicht, aber vergessen habe ich die Sache nie!
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Ich „klebe“ das Bild nun in das Foto-Geschichten-Buch

Mona Lisas Foto-Geschichten-Buch
Mona Lisas Foto-Geschichten-Buch
MONA LISA .

Wer sich dazu äußern möchte, kann das gerne hier (oder auch dort unter dem Bild) tun.
Vielen Dank für das Interesse!
:-)

Comentarios 24

  • Eva GrÄBELDINGER 22/07/2020 12:22

    Ich empfehle allen, die sich hier geäußert haben, dringend, folgende Bücher zu lesen oder als Hörbuch anzuhören.
    Damit sollten sich einige Fragen klären.
    Buch zum Lesen:
    https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/was-weisse-menschen-nicht-ueber-rassismus-hoeren-wollen/978-3-446-26425-0/

    Buch zum Hören:
    https://spooks.io/9783864846496
  • Günter7 02/12/2019 11:49

    So zieht man schon im frühen Alter den Kindern das Geld aus der Tasche,
    um damit in Innerstädten millionenschwere Paläste zu bauen.
    LG Günter
  • † Foto-Volker 02/09/2019 18:34

    Es gibt Typen, die legen das als rassistisch aus. Sie wollten, dass in Berlin die
    U-Bahnstation Mohrenstraße umbenannt wird und die Mohrenapotheke einen anderen Namen bekommt. 
    Die haben Sorgen.
    VG Volker
    • I nimmermehr l 02/09/2019 18:50

      Ich glaube auch nicht, dass unsere etwas stärker pigmentierten Erdenbürger diese Befindlichkeiten erfunden haben. Das ist wieder so ein hausgemachtes Problemchen von Leuten, die sonst nix zu tun haben ... und dafür fürstlich bezahlt werden. :-))
    • † Foto-Volker 02/09/2019 21:20

      so ist es!
  • Runzelkorn 25/08/2019 13:43

    Der Sarotti-Mohr hat immer gern abgegeben.
    Da darf er auch mal einsammeln.
    https://www.youtube.com/watch?v=SP3oC3CZ7Rk
    • I nimmermehr l 25/08/2019 16:25

      Och, ist das Video süß!
      An diesen Werbeslogan konnte ich mich sogar erinnern.
      Ist irgendwie wie mit dem HB-Männchen. Das vergisst man auch nicht.
      Davon sollte ich mal bei Gelegenheit ein Bild hochladen. Ich mag das Kerlchen:
      "Nur nicht in die Luft gehen ...  "
      Aber ich schweife mal wieder ab ... :-))
    • Runzelkorn 25/08/2019 16:58

      Stimmt, vom HB-Männchen gibt es sogar noch mehr.
      Der Vater eines Mitschülers war Sarotti-Vertreter, zu der Zeit waren wir mit Schokolade immer bestens eingedeckt.
    • Mona Lisa 25/08/2019 18:14

      Wie ich dich noch im Nachhinein beneide!!
      Ich hätte immer so gerne HAns RIegel aus BOnn zum Vater gehabt. Ich liebe Weingummi ... aber mein Vater war auch toll, und nur wegen der Gummibärchen hätte ich ihn wohl doch nicht hergegeben. :-)
  • marant 23/08/2019 19:39

    früher oder später kommt die ent-täuschung :)
    bei uns war es bsw. der weihnachtsmann :))

    eine sehr schöne geschichte !
    • I nimmermehr l 24/08/2019 10:40

      Ich habe natürlich auch eine Geschichte zu dieser Sache geschrieben ...
      "Die Christkindlüge". :-)

      So manche Dinge scheinen bei vielen in Erinnerung zu bleiben.
  • Mira Culix 20/08/2019 20:18

    Ich hab mal einer Freundin, die mit einem Sengalesen zusammenlebte, bei einer  Einladung 100 Negerküsse mitgebracht, und er hat sich beömmelt.
    Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn man solche Wörter in einem diskriminierenden Zusammenhang gebraucht, aber man kann auch übertreiben.
  • Ruth U. 20/08/2019 19:29

    So einen hatte ich nie, aber mein Opa hat mir hin und wieder nen Groschen geschenkt, damit ich mir einen Negerkuss kaufen konnte und Joe unser Freund aus Ghana, der schon lange die deutsche Staatsangehörigkeit hat, findet das Wort "Negerkuss" bezaubernd und findet es doof, dass die nicht mehr so genannt werden dürfen.
    • Mona Lisa 20/08/2019 22:07

      Das gipfelt dann darin, dass man das Lied "Zehn kleine Negerlein" nicht mehr singen soll ... mein Leihenkel (eigene hab ich noch nicht) ist 5, und er liebt das Lied! :-)
  • métèque 18/08/2019 16:22

    Diese Geschichte zeigt mir,
    welch aufgewecktes Kind du warst .
    Aber in diesem Fall hat die Technik den
    Sieg davongetragen :-)
    LG Hilde
    • I nimmermehr l 18/08/2019 16:43

      Ich bin auch heute noch nicht auf den Kopf gefallen ... auch wenn der inzwischen rein äußerlich schon etwas angeschlagen wirkt!
      :-)))
  • Klacky von Auerbach 18/08/2019 12:36

    Da sieht man mal wieder, dumm waren die Kerle nicht.
    Bei uns machte der nix, der stand in einem Café, wo wir sonntags hingingen, da gab es Sinalco oder Kakau.
    Aber ein anderer Mohr faszinierte mich, das war ein Negerhäuptling in einem Kinderfilm. Der lag auf einem Bett, neben dem links und rechts je ein Nachtkästchen stand voller Mohrenköpfe. Und abwechselnd links und rechts nahm er einen runter und verzehrte ihn. Den habe ich arg beneidet.
    • I nimmermehr l 18/08/2019 15:07

      ... was ich voll verstehen kann! Ich liebe Negerküsse ... und es ist mir völlig wurscht, dass man die nicht mehr so nennen darf!!

      Meine Lieblingsneger sind übrigens zur Zeit die Owumbaneger ... schon wegen des Trommelklangs. :-))
  • Mira Culix 18/08/2019 11:21

    Nickneger haben mich auch fasziniert. Und so ein afrikanischer Empfangsbursche ist auch nicht zu verachten.
    Ich weiß übrigens, wo noch ein Nickneger steht (zumindest bis vor ein paar Jahren stand), nämlich in St. Ottilien.
    Wintertag in Sankt Ottilien
    Wintertag in Sankt Ottilien
    W.Wörle
    • Mona Lisa 18/08/2019 11:25

      Das sieht aber toll dort aus!
      Steht der Nickneger dort in der Kirche? Hat man ja gern schon mal an so einem Nebenaltärchen.
      :-)
    • Mira Culix 18/08/2019 12:37

      Nee, der stand wohl mal in der Kirche, aber das war dann wohl doch politisch mehr korrekt. Als ich ihn das letzte Mal sah, stand er im klostereigenen Verlag.