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Die Weihnachtsgeschichte neu erzählt...

Die Weihnachtsgeschichte neu erzählt...

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Die Weihnachtsgeschichte neu erzählt...

Die Weihnachtsgeschichte neu geschrieben
Damals, vor über 2000 Jahren schickte Gott Jesus Christus auf die Erde, sein eigen Fleisch und Blut. Die Menschen hatten sich von Gott so weit entfernt, dass er sie nicht mehr erreichen konnte. So kam er ganz neu unter sie, klein, verletzlich und gering. Damit nahm die Geschichte ihren Lauf.
Ende des Jahres 2020 hatten sich die Menschen von Gott wieder lichtjahre-weit entfernt. Die Mächtigen arbeiteten an einer neuen Weltordnung, in der den Menschen ganz genau gesagt werden würde, was gut und schlecht für sie wäre, was verboten wäre und was erlaubt. Die Angst regierte und die meisten Menschen hielten sich an die neue Ordnung. Die Kirchenoberen ergötzten sich an ihrem vorauseilenden Gehorsam. Menschen, die sich widersetzten, wurden denunziert, bedroht und weggesperrt. Die Gläubigen unter ihnen spürten, dass auch sie eine neue Weltordnung bräuchten. Allerdings eine neue Ordnung in Gottes Sinne.
Soweit die Vorgeschichte.
Vor langer, langer Zeit war es also schon einmal so weit, dass Gott sich nicht anders zu helfen wusste, als einen Teil von sich selbst in Gestalt von Jesus Christus auf die Erde zu schicken, um die Menschen vor sich selbst zu retten. Und so konnte man über dieses Geschehen lesen: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. (…) Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.“
In der neu geschriebenen Weihnachtsgeschichte wird es heißen: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von der Regierung ausging, dass alle Welt geimpft würde. Und jedermann ging, dass er sich impfen ließe, ein jeglicher zu seinem Impfzentrum.“ Einige freilich widersetzten sich. Wer dies tat, musste mit der Aberkennung jeglicher bürgerlicher Rechte rechnen. So konnten auch Mary und Jason keinen Gefallen an der Impfpflicht finden. Mary war schwanger. Sie war noch jung und nicht sicher, ob sie das Kind behalten wollte. Ob es tatsächlich von Jason kam, war auch nicht so sicher. Beide waren keine Kinder von Traurigkeit. Schließlich musste das Leben gefeiert werden. Besonders in harten Zeiten. Das sah auch Jason so. Jason kam aus Südengland. Die beiden hatten sich auf einer wunderschönen Urlaubsreise auf den Kanalinseln kennen- und liebengelernt. Jason ging zurück auf die Insel. Mary zurück nach Deutschland. Die Überzeugung, zu ihrem Kind zu stehen fand Mary, als Jason ihr versicherte, zu ihr und zu dem Kind zu stehen, selbst wenn es nicht von ihm sein sollte. Bei der Geburt wollte er unbedingt dabei sein. Und dann bei seiner Frau bleiben. Und so kam es, dass Jason nicht lange vor der Schließung der Grenzen nach Deutschland ausreisen konnte. Ohne Rückfahrkarte. Dafür sorgte schon das mutierte Virus. Eigentlich war es geplant, dass Jason bei Marys Eltern mit Unterschlupf fand, bei denen sie noch wohnte. Als jedoch der Streit ausartete wegen diesem dahergelaufenen Engländer und wegen der abweichenden Meinungen, wie man denn nun über den Umgang mit den Maßnahmen im Bezug auf das Virus im Speziellen und über die Herkunft und Verbreitung ebendesselben denken sollte, beschloss Mary, nach der Geburt ihres Kindes im Krankenhaus nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Nun war er da, Jason. Sie waren glücklich verliebt, wie am ersten Tag. Nur leider abgebrannt und obdachlos. Es wurde ein Junge. Sie nannten ihn Christian. Ein Name, der in jeder ihrer beider Sprachen eine wunderbare Bedeutung hatte und in vielen anderen Sprachen dieser Erde. Der Name ihres Sohnes gab ihnen Mut, Zuversicht, Hoffnung und Kraft. So machten sie sich auf, eine Herberge zu finden. Nicht ganz legal verschafften sie sich Zutritt zu den Büroräumen einer Firma, die erst kürzlich dem Virus zum Opfer gefallen war. Sie versuchten sich mit ihrem Neugeborenen so gut wie möglich einzurichten. Doch es war kalt in der ersten Nacht und sie hatten Hunger und Durst. Wie sich bald herausstellte, waren sie nicht die einzigen, die dieses freigewordene Objekt entdeckt hatten. Und so gesellten sich bald drei Obdachlose zu ihnen. Der eine brachte Decken und Windeln für das Kind, der andere brachte Speis und Trank und der dritte gab ihnen seine gesamten Ersparnisse, die er sich beim Flaschensammeln mühsam erarbeitet hatte. Mit dem Inhalt einer Papiertonne schafften sie es, ein kleines Feuer zu entfachen, das sie wärmte. Es wurde für alle das schönste Weihnachtsfest, das sie jemals erlebt hatten. Denn – ja – an diesem Tag war tatsächlich Christfest, der Tag der Heiligen Nacht. Beinahe hätten sie es vergessen. Es hatte bis zu diesem Tag keine Bedeutung mehr für sie. Zu vieles sprach dagegen. Auch wäre keiner von ihnen auf die Idee gekommen, einen Weihnachtsgottesdienst zu besuchen, einen der wenigen, die überhaupt noch stattfanden, im Freien bei Nieselregen, mit Sicherheitsabstand, bewehrt mit Mund- und Nasenschutz und – ohne Gesang. Nein, das war nicht ihr Weihnachten. Sie feierten ihr eigenes. Erst mühsam, dann immer flüssiger und mit wachsender Begeisterung ergänzten sie sich in ihren Erinnerungen aus der Weihnachtsgeschichte, die vor so langer Zeit noch lebendig für sie war und nun beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Und so erzählten sie sich von den Weisen aus dem Morgenland, vom Gesang des Engels und vom himmlischen Licht, von der Krippe im Stall von Bethlehem, von den Hirten und den Weisen aus dem Morgenland, die kamen, um Gold, Weihrauch und Myrrhe zu bringen. Natürlich dauerte es nicht lange, bis einer der Obdachlosen bemerkte: „Die Weisen aus dem Morgenland, das können nur WIR sein.“ Allgemeines Gelächter. Worauf Jason ergänzte: „For sure, guys, and me and Mary, believe it or not, thats Maria und Josef and Jesus Christ. Yeah, Jesus Christ is born. He’s reborn. Right here.” Andächtiges Schweigen. Alle hatten feuchte Augen. Und Maria stammelte die folgenden Worte: „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Darauf begann sie zu weinen. Es waren Tränen voller Glück und Zuversicht. In Erinnerung an die alten Verse begann einer der Obdachlosen: „Fürchtet euch nicht!“ Und nach und nach stimmten alle mit ein: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr. (…) Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ „Menschen seines Wohlgefallens…“ stammelte einer der Obdachlosen. „Ob wir da wohl dazugehören?“ „Ich glaube ganz fest daran“, sagte Mary und Jason nickte stumm. Der kleine Christian machte ein Bäuerchen und mit ein wenig Fantasie konnte man ein zustimmendes Lächeln auf seinem kleinen Gesicht erkennen.
Ja, wo sind sie geblieben, die Menschen seines Wohlgefallens? Es müssen ja nicht gleich Engel mit Flügeln sein, diese Menschen. Aber ein wenig mehr Mut könnte nicht schaden.
Ach ja, wie bin ich eigentlich darauf gekommen? Ja… „Damals vor über 2000 Jahren schickte Gott Jesus Christus auf die Erde…“ Mit ihm begann eine neue Zeitrechnung. 2020 nach Christus. Es wird das letzte Jahr „nach Christus“ gewesen sein. Wer später in den Geschichtsbüchern blättert, wird darin lesen: „Nach dem Jahr 2020 begann eine neue Zeitrechnung. Danach begann alles wieder von vorne mit dem Jahr 0. Die darauffolgenden Jahre nannte man dann „das Jahr 13 der neuen Weltordnung usw.“ Ja, eine neue Weltordnung hatte begonnen, spätestens im November 2020. Die meisten wissen es heute noch nicht. Oder sie wollen es nicht wissen. Sie wollen ihr kleines Glück finden im Stillhalten und im Vergessen. So war’s doch schon mal, oder? Haben uns unsere Großeltern nicht immer wieder erzählt: „Ich war nicht dabei. Woher sollten wir das wissen?“
Vielleicht ist es noch Zeit, zu denken und zu handeln. Vielleicht ist es noch Zeit, das Herz in beide Hände zu nehmen. Vielleicht ist es noch Zeit, das Rad der Geschichte zurückzudrehen bis zum 24. Dezember 2020, als der kleine Christian auf die Welt kam. Wer weiß schon, in wem, wie und wo und warum Gott heute unter uns wohnen möchte. Er, das Licht der Welt.
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“
Möge dieses Licht all eure Finsternis durchdringen. Möget ihr das Licht der Weihnacht erspüren, erleben und erfahren. Möge euch dieses Licht begleiten durch dunkle Tage. Möge dieses Licht eure Herzen erhellen und euren Verstand. Möge dieses Licht euch zu mutigen Jüngern machen, die für das einstehen, was vor Gott richtig ist. Und sollte der kleine Christian doch nicht der Sohn Gottes sein, dann möge Gottes Licht auch ihm leuchten, ihn bewahren und seinen Verstand erhellen…

(Verfasser: Reinhard Weigel, Weihnachten 2020)

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