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::: erklär mir liebe :::

::: erklär mir liebe :::

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Anton Jetta


Free Account, Berlin

::: erklär mir liebe :::

Erklär mir, Liebe

Dein Hut lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind,
dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,
dein Herz hat anderswo zu tun,
dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein,
das Zittergras im Land nimmt überhand,
Sternblumen bläst der Sommer an und aus,
von Flocken blind erhebst du dein Gesicht,
du lachst und weinst und gehst an dir zugrund,
was soll dir noch geschehen –

Erklär mir, Liebe!

Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad,
die Taube schlägt den Federkragen hoch,
vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,
der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt
das ganze Land, auch im gesetzten Park
hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.

Der Fisch errötet, überholt den Schwarm
und stürzt durch Grotten ins Korallenbett.
Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.
Der Käfer riecht die Herrlichste von weit;
hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch,
daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern,
und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!

Erklär mir, Liebe!

Wasser weiß zu reden,
die Welle nimmt die Welle an der Hand,
im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt.
So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!

Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!

Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann:
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?

Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn ...
Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.
Erklär mir, Liebe

Dein Hut lüftet sich leis, grüßt, schwebt im Wind,
dein unbedeckter Kopf hat’s Wolken angetan,
dein Herz hat anderswo zu tun,
dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein,
das Zittergras im Land nimmt überhand,
Sternblumen bläst der Sommer an und aus,
von Flocken blind erhebst du dein Gesicht,
du lachst und weinst und gehst an dir zugrund,
was soll dir noch geschehen –

Erklär mir, Liebe!

Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad,
die Taube schlägt den Federkragen hoch,
vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft,
der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt
das ganze Land, auch im gesetzten Park
hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.

Der Fisch errötet, überholt den Schwarm
und stürzt durch Grotten ins Korallenbett.
Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.
Der Käfer riecht die Herrlichste von weit;
hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch,
daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern,
und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!

Erklär mir, Liebe!

Wasser weiß zu reden,
die Welle nimmt die Welle an der Hand,
im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt.
So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!

Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!

Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann:
sollt ich die kurze schauerliche Zeit
nur mit Gedanken Umgang haben und allein
nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?

Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn ...
Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander
durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.


Ingeborg Bachmann

Comentarios 5

  • S. Dekind 08/12/2005 11:26

    Mich irritiert etwas die ganz andere, schiefe Perspektive auf die Fassade ... neben dem 'Frontal-Portrait' ...
  • S. Dekind 08/12/2005 11:20

    @ Anton: aber ja doch ... ;-)

    @ Matthias: Ich mußte mich hier auch zusammenreißen ... mitten im FC-Streß ... :-)
  • Ma-ra 08/12/2005 10:56

    @Jörg: Das ist wohl so, müsste man sich ja Zeit nehmen, sich anstatt kurz mit vielen, lange mit wenigen Bildern zu befassen.
    ---> Was wohl nicht dem Zeitgeist entspricht...
    Wobei ich einen ´Geist´ oder auch ´Spirit´ da immer weniger erkennen kann, heute, naja, ist ein anderes Thema :o)

    Zum Bild muss ich sagen, dass ich nur kreativen Zusammenhang zum Text erkenne. Obschon ich das Bild mag!

    Und was Liebe angeht. Die zu erklären ist wohl ein Bestreben vieler Menschen, sie in den Griff zu bekommen, berechenbar und planbar zu machen.
    Dummerweise springt sie genau denen ins Gesicht und - mit Verlaub - verpisst sich, wonach sie sich kaputt lacht.
    Fast so wie die Sonne. Die lacht uns auch seit einigen Jahren aus und keiner hört´s.
    Glaub ich jedenfalls.
    Nun denn.
    :o)
    Viele Grüße
    Matthias

  • Anton Jetta 08/12/2005 10:43

    weißt du noch, welches bild das war? Würde mich interessieren.

    ::: innen ist dein mund ein flaumiges nest :::
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    Anton jetta II


    ::: das wort :::
    ::: das wort :::
    Anton jetta II

  • S. Dekind 08/12/2005 9:11

    Ich glaube, je länger der 'Bild-Text', desto weniger Anmerkungen ...?
    Lustig: Gerade direkt davor hatte ich mir ein Bild angesehen, da war auch ein Bachmann-Text drunter ...
    Das Bild: rätselhaft.
    ;-)