freiheit - VI

freiheit - VI

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"willkommen, geist der weisheit!" begrüße ich skuld.
"was für ein schöner, segensreicher tag!" erwidert sie. "und wie geht es meinem liebsten dreibreinigen hündchen?"
"ihm geht's bestens, sieh doch nur, aber er muss mehr raus. er ist immer allein und hat niemanden, der mit ihm spielt und rennt."
"ach, das sagst du jedesmal. es war nicht meine schuld, dass seine freundin christy gestorben ist. das haben die hundezüchter verpatzt. sie haben die tibetischen terrier so lange durch inzucht verdorben, bis die linie eine genetische anämie entwickelt hat, die christy nicht überlebte."
"wohin gehen tote hunde?"
"an denselben ort wie die menschen. heim."
"in den hundehimmel?"
"nein, einfach in den himmel."
"ist es schön da?"
"es ist ein ort der glückseligkeit. auf der erde gibt es keine drogen, die dir dieses vollkommene glücksgefühl vermitteln könnten, das uns der tod bringt."
"wirklich?"
"es ist das beste aller geschenke. im tod erholst du dich, machst viele besuche, lernst wunderbare lektionen, treibst dich mit deinen rollenmodellen herum. alle sind gleichberechtigt. alles ist friedlich. demokratie im besten sinne des wortes!"
"im himmel gibt es demokratie?"
"ja, und keine unzufriedenheit."
"und keinen aufstand?"
sie blickt über die langen reihen der gräber. "nie einen aufstand", flüstert sie.
"wahnsinn."
dann denke ich, dass ich nicht sicher bin, ob ich dort hinpassen würde.
sie hört meine gedanken. "deshalb bist du auch noch nicht dort."


(zsuzsanna budapest)