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Laufmann-ml194


Premium (World), aus Unentschiedenheit

Hit *)

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Ein Foto, entstanden am 27.06.2012, als Straßenszene am Durchgang zur Fuggerei in Augsburg.

Ein Foto, dass ich in der bewegungsbetonten Nachbearbeitung zum Anlass nehmen möchte, gemeinsam darüber nachzudenken, was wir bei einem Bild
- sehen
- zu sehen glauben
- hinein interpretieren.
Ein Nachdenken über die Mechanismen von Seh- und Denkschemata was ich anregen will.

Nicht bloss, aber auch besonders exemplarisch vor dem Hintergrund der lang betriebenen Ermittlungsansätze der Sicherheitsbehörden im Fall der NSU-Morde, die m.E. deutlich machen, dass wir allzuoft gesehenes nach dem Muster unserer Erfahrungen und Erwartungen auslegen.
Dazu über den Wert der Beschreibung von Beoachtungen auch
http://www.peiner-nachrichten.de/lokales/Peine/was-sind-zeugenaussagen-wert-id131590.html 1)
Oder wer sich noch daran erinnern kann, das Beispiel Eingangs- / Ausgangsnachricht nach einigen Durchläufen bei "Stille Post" http://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Post 2)



Also was sehen wir hier?
Einen Mann,
in Bewegung,
von hinten,
die Hände sind nicht zu sehen,
im Hintergrund Schilder hinter Glas für ein Restaurant,
die Schilder sind grün-weiß-rot.


Wird das so gesehen?
Wenn wir die Punkte "Zeugenaussagen" und "Stille Post" berücksichtigen und vielleicht hier durch, tatsächlich nicht vorhandene, Umstände wissen, dass etwas passiert ist?
Wenn uns jemand erzählt, dem wir besonders vertrauen, dass dieser Mann ihm sehr verdächtig vorgekommen ist?

Oder setzen wir mit Katharina Dietlinger beim Befassen und Eintauchen in ein Bild und was darin sehen, nicht besser daran an, dass
"...Doch die scheinbare Objektivität und Übersicht wird gleichzeitig „ad absurdum“ geführt, je mehr man sich den Bildern nähert: Dann taucht man ein in den Kosmos ................ Und die im Bild geschaffene Wirklichkeit wird sofort wieder in Frage gestellt: Sind wir die Betrachter, die Zuschauern zuschauen? Was glauben wir zu sehen? Fragen, die uns in jedem Fall, die Welt durchdenken lassen."
http://www.klassehoerl.de/hoerl/Katharina_Dietlinger_Texte.html

Oder .... um es einfacher darzustellen, einfach das Bild beim folgenden Link betrachten und darüber nachdenken, wie etwas in die Welt kommt und nicht mehr aufzuhalten ist 3)
http://www.weber-museum.de/werk/geskrt/images/geruecht.jpg


Also noch mal
- was sehen wir?
- was glauben wir zu sehen?


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Appendix
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zu *) "Hit" http://de.wikipedia.org/wiki/Auftragsmord
Begriff im Mob für Auftragsmord

zu 1) http://www.peiner-nachrichten.de/lokales/Peine/was-sind-zeugenaussagen-wert-id131590.html
1) Das unsicherste in der Beweisführung ist der Zeugenbeweis. Ein Beispiel: Bei einem Experiment ließ ein Jura-Professor mitten in der Vorlesung mit 250 Studenten zwei vorher instruierte Mitarbeiter in den Hörsaal stürmen, die aufeinander zuliefen und sich beschimpften und wieder rausliefen – großes Entsetzen, Aufgeregtheit.
Anschließend sollten die Studenten alles aufschreiben, was sie gesehen hatten. Es stellte sich heraus, dass gerade einmal zwölf Prozent in der Lage waren, das Geschehen ansatzweise richtig zu schildern. Die Schauspieler verwendeten eine Fantasiesprache, trotzdem glaubten viele, Schimpfworte herausgehört zu haben. Manche glaubten ein Messer gesehen zu haben, andere einen Schlagstock. Das Ergebnis ist ernüchternd.
In der Verhandlung wurden die Zeugen mehrmals gefragt, ob sie vor dem Prozess mit anderen Beteiligten über den Tathergang gesprochen haben. Wieso?

zu 2) http://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Post
Stille Post (auch bekannt als Flüsterpost) ist ein Kinderspiel, der Begriff wird aber auch sinnbildlich für die Verfälschung von Nachrichten durch die mehrfache informelle Weitergabe verwendet.

zu 3) Gerüchte-Küche
http://de.wikipedia.org/wiki/Ger%C3%BCcht
"Das Gerücht lebt von dem Spannungsverhältnis, ob es denn nun wahr oder unwahr ist. Daher erweckt es Interesse und erregt Aufmerksamkeit. Erfüllt es vorhandene Erwartungshaltungen (Ängste, Hoffnungen, etc.), fällt ein Gerücht auf einen nahrhaften Boden; es scheint für Momente Orientierung zu bieten.
Ein Gerücht bedient zudem soziale Bedürfnisse nach Nähe und Übereinkunft. Durch das Teilen eines vermeintlichen Geheimnisses wird kurzzeitig so etwas wie eine Gemeinschaft der Wissenden hergestellt, die über gemeinsam geteilte Gefühle wie der Schadenfreude oder moralischer Entrüstung gestärkt wird. Darüber festigen sich vorhandene informelle Normen.
Das Gerücht wurzelt in einer stark subjektiv gefärbten Wahrnehmung, in einer Vermutung, einem Missverständnis oder auch einer boshaften Absicht seines Schöpfers oder seiner Schöpferin und wird von ihnen und durch weitere Personen über Klatsch und Tratsch verbreitet und so in die Welt gesetzt, ggf. auch in den Massenmedien. Je größer der Neuigkeitswert, der Sensationsgrad oder die persönliche Betroffenheit der Gerüchteverbreiter sind, umso schneller kommt es in Umlauf. Zunächst wird die Empfänglichkeit des Gegenübers für das Gerücht getestet, oft in einer verschwörerischen Grundhaltung und mit der eindringlichen Bitte an den Gesprächspartner, es möglichst niemandem weiterzuerzählen.
Feldexperimente, in denen man bewusst Gerüchte in Umlauf brachte, ergaben, dass an der verformenden Weitergabe von Gerüchten bestimmte Personen einer Population in besonderem Ausmaß beteiligt sind. Eine große Rolle spielen deren Glaubwürdigkeit und Autorität. F. C. Bartlett (1932) konnte mit der Methode der Kettenreproduktion folgende Tendenzen der Gerüchtbildung modellieren: Vereinfachung, Strukturierung, Dramatisierung, Detaillierung und Schuldzuweisung."

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Comentarios 7

  • Eifelpixel 08/12/2013 14:12

    Sieht stressig aus.
    Immer eine gute Zeit wünscht Joachim
  • † Bickel Paul 05/12/2013 7:20

    Ein Foto sehr interessant mit der eilenden Person. Danke für Deine Worte dazu.
    Gruss Paul
  • Bagojowitsch 04/12/2013 23:17

    Also von der Aufnahmetechnik her wirkt das schon mal sehr dynamisch. Wobei eben auch genau die Aufnahmetechnik dahingehend viel beeinflusst, was wir sehen sollen oder zu sehen glauben. Hier denkt man sofort an Eile oder Flucht o.ä. "Normal" aufgenommen, wäre es einfach ein Mann, der an einem Auto vorbeigeht - wahrscheinlich mit wenig Interpretationsspielraum.

    LG Winfried
  • Roni Kappel 04/12/2013 15:01

    Hallo!

    Genial, wie aus einem alten Krimi! :-)

    lg,
    Roni
  • Herbert Vorbach 04/12/2013 14:56

    Ganz einfach. Der Mann muss dringend auf die Toilette und hat sein Auto im letzten Moment (falsch) geparkt, d.h., er wird auch so gehetzt zurückkommen.
  • Dieter Jüngling 04/12/2013 14:30

    Fotos von L M, immer etwas Besonderes.
    Gruß D. J.
  • Rm Fotografie 04/12/2013 13:49

    eine fotografie die mit deinem text dazu sehr viel raum für meine eigenen gedanken gibt....und genau das zeichnet eine ungewöhnliche fotoarbeit aus

    liebe grüße
    ruthmarie