Johannes Barthelmes


Premium (Complete), Berlin

la promesa

la promesa - das Gelübde

Yenier hat, wie so viele Anhänger der Santeria, ein Gelübde abgelegt. Viele Wochen vor dem 17. Dezember, dem Fest des heiligen San Lazaro (in der Santeria-Sprache Babalu Ayé) beginnt er tagtäglich auf seinen nackten Knien, auf dem Bauch, auf der Seite, auf dem Rücken liegend, einen schweren, am Fuß angeketteten Stein durch die Straßen Havannas zu schleppen. Manchmal wird er von der Polizei in Arrest genommen, es ist gefährlich und er stört den Verkehr. Vor vielen Jahren hat er diese promesa abgelegt, seine Tochter war schwer krank. Die Leute werfen Geld in seinen Karton, in dem auch San Lazaro verweilt. Das Geld opfert Yenier dann in Rincon, dem Wallfahrtsort außerhalb Havannas.

Comentarios 12

  • helu559 15/12/2018 10:36

    Nach dem ich nun alles bis hierhin gelesen habe "  erklärt " sich für mich die Aufnahme. Und ich hätte sie auch so wie sie ist gelassen.
    Ein tiefer gehendes Bilddokument,mit sehr viel Information eben weil der Text darunter ist. 
    gr heinz
  • philipp52 26/08/2018 22:58

    was für ein berührendes Foto zeigst du alerbestens
    LG philipp
    • Li.B. 07/04/2018 1:00

      ja genau das! Das finde ich sehr gut...
      danke, lg
  • Li.B. 06/04/2018 14:22

    Interessante Frage, kommt ein "gutes" Reportagefoto (immer) ohne Text aus?
    Ich denke nein, wenn man mal durch die Worldpressfoto-History schaut, oder z.B. eine bebilderte Reportage im Stern, NG oder Spiegel ansieht. Gerade bei Einzelfotos ist das noch schwieriger.
    Das berühmte Foto von Nick Ut würde uns ebenso irritiert zurücklassen ohne weitere Information, da rennt ein Mädchen schreiend nackt durch die Gegend, warum? Soldaten laufen eher ruhig neben her, keine Panik bei den Soldaten (warum?). Erst die Unterschrift, dass dies nach einen Napalmangriff war und das arme Mädchen furchtbare Verbrennungen hatte usw. erfahren wir erst durch den Text.
    PS.: Zum Bild, hattest Du da nicht schon eines gezeigt, als jemand auf der Straße am Stein festgebunden war? Müsste ich mal suchen... :)
    Ich finde das Bild gut, man kann es auch anders machen, dann ist es eine fremde Sichtweise
    lg
  • Johannes Barthelmes 06/04/2018 8:58

    @Mike:
    schön, dass Du auf mich gehört hast und dass Du geblieben bist...

    na das ist doch mal eine Bildbesprechung! Und gleich mit interessanten Besserungsvorschlägen. Dank Dir!
    also:
    angenommen ich hätte das Bild nach Deiner Facon gestaltet (die sicher auch funktionieren kann) aber hätte den erklärenden Text weggelassen, ich glaube nicht, dass dann die/der Betrachter/in, die/der nicht zufälligerweise die Santeria gut kennt (und solch eine/n habe ich hier in der fc noch nicht entdeckt) verstehen könnte, was hier passiert. Bzw. ich bin mir dessen sicher. Und auch weil dieses Foto - wie so viele meiner Arbeiten - a) ein Reportagebild ist und b) so auch eines aus einer ganzen Reihe über die Santeria-Religion auf Kuba ist, kann ich diesen Einwand nicht bestätigen.

    Ich habe Ausstellungen gemacht z.B. in Havanna mit Fotografie aus Indien bei denen ich unter fast allen Bilder Erklärungen abgegeben habe und man war sehr interessiert daran und sehr froh darüber...

    Ein Grund dafür, dass Du weder den San Lazaro im Karton sehen kannst, noch den an seinen Fuß geketteten Stein, noch den Gesichtsausdruck von Yenier könnte sein, dass meine Bilder im Gegensatz zu so vielen Fotos heutzutage nicht für die Displaygröße von mobilen Telefonen gemacht sind. Und Dein "auf den ersten Blick" zählt für mich gar nicht. Ich mag viele Bilder, bei denen man erst auf den 2. Blick begreift, oder nach einem langen Blick darauf (mir hat mal ein Leica-Mitarbeiter gesagt, er sähe nach 2 Sekunden ob eine Fotografie gut sei oder nicht. Das halte ich, so pauschal formuliert, für großen Quatsch). Da ich Yenier an diesem Tag sehr früh am Morgen "erwischt" habe, war vielleicht noch gar kein Geld in seinem Karton, aber egal.
    Auf einem normalen Laptopbibdschirm sehe ich das alles genau. Auf Papier in meinem bevorzugten Format von 90 x 60 cm sowieso. Und als Bild einer Serie schließt sich dann beim Sichten der anderen Fotografien der (Fragen-) Kreis.

    Rein "Belletristische" Fotografie sollte ohne Text auskommen können, muss aber nicht, nur: dieses Bild ist eine Doku, auch wenn ich immer in meine Fotos die Schönheit der Fotografie mit all ihren Aspekten einfließen lasse(n will).
    So könnte man meine Reportagefotografie - wenn es mir denn auch hin und wieder gelingt - als "poetische Reportage" bezeichnen.

    Noch etwas: mein Text soll nicht unbedingt das Bild erklären, er soll den Betrachtern Informationen geben, hier über Bräuche der Santeria. Und ein wenig zu der Person YENIER sagen...

    Nochmals ein Danke für Dein Interesse
    und einen schönen sonnigen Tag,
    Johannes
    • Mike Peuker 06/04/2018 23:47

      ..... danke für Deine ausführliche Erklärung. Es ist journalistisch, braucht den Text und ist Teil einer Serie, also alles so, wie Du es wolltest. Du sagst das, was ich am Anfang meines Kommentars auch gesagt habe. Ergo: Ziele erreicht!

      Beste Grüße
      Mike

  • Mike Peuker 05/04/2018 23:54

    o.k. Du wolltest, dass ich hier bleibe!
    Das Bild funktioniert, weil Du einen erklärenden Text dazu geschrieben hast, das ist journalistisch o.k.. Wenn Du das genau so wolltest: "Ziel erreicht"!
    Losgelöst vom Text funktioniert das Bild für mich nicht mehr (gut genug). Ich weiß nicht, was das soll, dass da einer liegt, ich sehe nicht mal auf den ersten Blick, dass der Stein an seinem Fuß hängt, die eigentlich zentrale Botschaft. Ich weiß nicht, was in dem Karton ist und sehe nicht die Qualen in seinem Gesicht! So ist das.
    Muss das Bild nicht eigentlich für sich selbst sprechen, wenn es wirklich gut sein soll, braucht es so viel erklärenden Text? Sollte es überhaupt Text brauchen?
    Fragen über Fragen, Du wirst sie für Dich beantwortet haben.
    Für mich ist es ein technisch gutes Bild, wobei ich dem vordersten Wagen das Dach nicht abgeschnitten hätte. Ich hätte alles so gekippt dass der Karton angeschnitten gewesen wäre und nur die Dächer der beiden hinteren Wagen. Aber das ist schmückendes Beiwerk.
    Meine zentrale Frage ist: Ist das Bild genausogut, wie eins was ohne erklärenden Text funktioniert? Aus meiner Sicht ein klares "Nein"!

    Denk dran, Du wolltest ein Forum wo man sich kritisieren darf, ohne dass jemand beleidigt ist.
    Schönen Abend
    LG MIke
  • -Leica.ART- 05/04/2018 21:59

    -sehr Ergreifend.
    vg.charly
  • ShivaK 05/04/2018 21:39

    eine aufwühlende Geschichte ... was Menschen alles tun ... was für eine Bandbreite. Du hast die Situation und ihn respektvoll und toll fotografiert.
  • Frau Ke 05/04/2018 21:25

    Ich wünsche ihm, dass er immer rechtzeitig gesehen werden wird.
  • Marc Erpelding 05/04/2018 21:00

    Bewegend!