Sabine Streckies 02


Premium (World), Offenbach am Main und Weilrod im Weiltal

Lübeck: In die Gänge kommen 01

Wie schon so oft, habe ich eine normalerweise leicht zu übersehende Kostbarkeit entdeckt. Eigentlich wollte ich Fotos im Lübecker Hafenbereich machen, kam aber – wie schon so oft – vom Weg ab. Mir fielen merkwürdige, kleine, dunkel wirkende Öffnungen in den Mauern von Altstadthäusern auf. Hinter den Durchgängen schienen Menschen inmitten vieler Blumen und schöner Accessoires zu wohnen – eigenartig. Nach einiger Zeit sah ich außerdem, dass über fast allen Durchgängen Namen standen, wie z. B. Hellgrüner Gang, Rehagens Gang undsoweiter. Erst traute ich mich nicht durch die Gänge, weil dahinter alles so „privat“ wirkte, ohne dass ein Schild irgendetwas verboten hätte. Irgendwann tat ich es doch, machte viele Aufnahmen und kann nun meine Entdeckung benennen: Das Gängeviertel und die Ganghäuser von Lübeck.
Was es mit den Ganghäusern auf sich hat und wie man sich dort fühlen kann, beschreibt der nachfolgender Artikel ganz gut:

„Das Gängeviertel in Lübeck

Lübeck: Das Gängeviertel in der Altstadt ist heute eine begehrte Wohngegend – Ein Rundgang fasziniert die Freunde stimmungsvoller Bilder
In der Altstadt von Lübeck versteckt sich hinter lediglich kopfhohen und oft kaum mehr als schulterschmalen Durchgängen das Gängeviertel: eine Besonderheit der Hansestadt. Durch Zuwanderer im 14. Jahrhundert entstand damals eine Wohnungsnot, der mit den kleinen Häuschen Abhilfe geschaffen wurde. Das Gängeviertel ist heute ein Highlight für Touristen – und eine begehrte Wohngegend.
Wer Lübeck besucht, konzentriert sich bestimmt zunächst auf die atmosphärisch eindrucksvolle Altstadt, und doch werden viele eine Besonderheit übersehen, die ein besonderes Erlebnis garantiert. Auf das Gängeviertel muss man hingewiesen werden, denn es versteckt sich hinter lediglich kopfhohen und oft kaum mehr als schulterschmalen Durchgängen. Diese von Menschen mit heutigen Maßen oft nur unter Verrenkungen zu durchgehenden Gänge führen in Hinterhöfe, in denen sich winzige Häuser aneinanderreihen.
Die heutige Idylle hat ihre Anfänge im 14. Jahrhundert, als wegen des Aufschwungs der Hansestädte ihre Einwohnerzahlen rapide anstiegen. Schon damals handelte es sich bei den Zuwanderern vor allem um Hilfskräfte, die eben auch irgendwo untergebracht werden mussten.
Doch in Lübecks Altstadt, eingezwängt zwischen Trave und Wakenitz ist der Platz zu beschränkt, um die in den 300 Jahren bis zum Anbruch des 16. Jahrhunderts von 8000 auf über 25000 verdreifachte Bevölkerung aufzunehmen. Die Gänge und ihre Mini-Häuser sind da eine Notlösung. Von den ursprünglich fast 200 hat etwas weniger als die Hälfte den Zweiten Weltkrieg überstanden. Hauptsächlich in den Gassen rund um den Dom und auch von der Obertrave aus kann man die schmalen Gänge entdecken – und sie zu begehen lohnt sich insbesondere für Freunde stimmungsvoller Bilder.
Dicht an dicht stehen die zweistöckigen Häuschen, die bei mit genutztem Giebelausbau höchstens 50 Quadratmeter haben. Wohnten dort früher die Bediensteten, sind die Gängehäuser heute begehrter, weil atmosphärisch einmaliger Wohnraum, der auch als Feriendomizil genutzt wird.
Die ebenfalls winzigen Höfe sind schmuck hergerichtet, und wann immer das Wetter es zulässt, wird dort beim gemütlichen Plausch die Nachbarschaft ebenso gepflegt wie der gärtnerische Ehrgeiz.
Gerade in dieser begrenzten Umgebung ranken sich Kräuter und Blumen aus Töpfen und Kleinst-Beeten empor. Als staunender Tourist geht man ehrfurchtsvoll durch diese idyllischen Gänge und ihre Szenerie, doch selbst dann kommt man sich schnell als Störer vor – und nach ein paar Aufnahmen schleicht man durch einen Seitengang wieder hinaus. Aber nur, um nach einem Schlupfloch zum nächsten Gang zu suchen.“
16. September 2011 (Von Andreas Müller)

http://www.echo-online.de/freizeit/ausflugundreisetipps/reise/staedtereisen/Das-Gaengeviertel-in-Luebeck;art8449,2170565

So, wie ich es inzwischen sehe, waren meine anfänglichen Befürchtungen, hier zu sehr Privatbereiche zu betreten, in der Regel überflüssig. Die in den Ganghäusern lebenden Menschen wissen um die Besonderheit, sind auf ihre Gärtchen mit allem was dazugehört völlig zu Recht stolz und Plauschereien nicht abgeneigt. Aber vielleicht ist es einfach auch nur wie sonst auch: Wer nicht wie ein Elefant in den Porzellanladen trampelt, hat gute Chancen, willkommen geheißen zu werden.
Aus heutiger Sicht würde ich künftigen Besuchern unbedingt die Sommerzeit empfehlen – wegen der Blütenpracht, weil sich das Leben dann weitestgehend im Freien abspielt, wegen dem Licht und überhaupt.
Ich hätte gerne mehr und andere Fotos gemacht, hatte als geringste Brennweite jedoch „nur“ 20 mm zur Verfügung. Für die engen Verhältnisse ist das einerseits zu viel, andererseits hat man mit weniger Brennweite natürlich arg mit Verzeichnungen zu kämpfen. Am besten, man probiert ein wenig hin und her und irgendwann passt es dann doch. Ich jedenfalls freue mich schon darauf, das nächste Mal „in die Gänge zu kommen“.



Lübeck: In die Gänge kommen 02
Lübeck: In die Gänge kommen 02
Sabine Streckies 02

Lübeck: In die Gänge kommen 03
Lübeck: In die Gänge kommen 03
Sabine Streckies 02

Lübeck: In die Gänge kommen 04
Lübeck: In die Gänge kommen 04
Sabine Streckies 02

Lübeck: In die Gänge kommen 05
Lübeck: In die Gänge kommen 05
Sabine Streckies 02

Lübeck, 04.07.12.
Nikon D300, Nikkor AF 2.8/20-35.

Comentarios 1