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marchar - walk - gehen

marchar - walk - gehen

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Dirk Hofmann


Premium (World), Eitorf

marchar - walk - gehen

Der freundlich lächelnde junge Mann auf dem Bild ist Louis. Er trägt die für die Tarahumara fast typischen Sandalen aus alten Autoreifen.

Irgendwann beginnen sie diese Sandalen zu tragen, nachdem sie in ihrer Kindheit ausnahmslos barfuß gegangen sind.

Die Tarahumara sind recht ordentliche Läufer. In ihrer eigenen Sprache nennen sie sich "Raramuri", was soviel bedeutet wie "Menschen mit den schnellen Sohlen". Ich hatte davon gehört, bevor ich zu ihnen gefahren war, aber was gibt man schon auf sowas ... zumal man, wenn man ein paar Tage bei ihnen lebt, nicht den Eindruck bekommen kann, dass sie sich jemals schnell bewegen ...

So dachte ich mir auch nichts weiter, als unser Fahrer, der für ein paar Tage zurück nach Creel wollte, eine Stunde nachdem er uns verlassen hatte, wieder auf der Hochebene auftachte und berichtete, dass ein Erdrutsch ihm den Weg verbaut hätte und er Hilfe bräuchte, um die Felsen aus dem Weg zu wuchten.
Zwei Raramuri und ich begleiteten ihn, wohl wissend, dass die Zeit für ihn knapp wurde und er unbedingt vor Anbruch der Dunkelheit aus dem Canyon Gebiet heraus sein musste, da es dort keine befestigten Strassen gibt und eine Fahrt bei Dunkelheit lebensgefährlich sein würde.

Ich hatte vorsichtig angefragt, wie lange man denn wohl laufen müsse, um den Weg wieder zurück zu kommen und er meinte, das sollte in anderhalb Stunden zu schaffen sein ...

Nun gut ... ein schöner Spaziergang, wie mir schien ...

An der Stelle des Erdrutsches angekommen, blieb mir erst einmal der Atem stehen ... da lagen mannshohe Felsen auf dem Weg, von denen ich mir sicher war, dass sie sich von uns nicht bewegen lassen würden.
Der Fahrer hatte aber bereits eine Route um diese gewaltigen Brocken herum ausgemacht, so dass wir glücklicherweise nur den ursprünglichen Weg ein wenig mit Felsbrocken "erweitern" mussten. Ganz schöne Schinderei, kann ich Euch sagen, aber es funktionierte ... Allerdings hatte uns diese Aktion derart viel Zeit gekostet, dass es nicht möglich war, uns zurück zu fahren und rechtzeitig aus dem Canyon herauszukommen ... Es kam also, wie es kommen musste: Wir gingen zu Fuß zurück ...

Wer mich kennt weiß, welchem Beruf ich nachgehe und mir somit zügiges Gehen durchaus ein Begriff sein sollte. Aus diesem Grund weiß ich auch, was es bedeutet eine Strecke von 30 Km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 7 Km/h zu laufen ...

Meine Begleiter, vorneweg Louis, schlugen ein Tempo an, das knapp darüber lag ... Und man möchte sich in solch einer Situation natürlich keine Blöße geben - ich also hinterher ... Hier und da sah ich die Burschen schmunzeln, wenn ich hinter ihnen schnaufte wie eine alte Dampflokomotive ... Man möge nicht vergessen: wir befanden uns auf 2000 Metern Höhe ...

Wie dem auch sei - während ich prima im Saft stand, liefen meine Begleiter eher ein wenig gelangweilt vor mir her, die Hände in den Taschen ... hätte nur noch gefehlt, dass sie ein wenig vor sich hin gepfiffen hätten. Aber der Anstand hielt sie wohl zurück ... so war ich der Einzige, der gepfiffen hat ... :-)

Am Abend, als ich Romayne davon erzählte, schmunzelte er nur und meinte, die beiden hätten es ihm schon berichtet ... Sie wären wohl eher daheim gewesen, aber sie hätten aus Rücksicht auf mich ein wenig gebummelt ...

An diesem Abend erfahre ich dann, was Laufen wirklich bedeutet:

Die Raramuri haben ein Fest, zu dem sie eine Art Wettkampf veranstalten. Es wird ein Rundkurs von 16 Km Länge abgesteckt und in Vierer-Mannschaften wird ein kleiner Holzball mit dem Fuss nach vorne geschleudert, wo ihn der nächste Spieler aufnimmt und weiter kickt. Die ganze Mannschaft läuft diesen Kurs mindestens DREISSIGMAL (!!!) ... was 480 Kilometer ausmacht ...

Sie laufen bei Tag und bei Nacht ... in jedem Wetter ... einen Schiedsrichter bei sich, der darauf achtet, dass niemand den Ball mit der Hand fortbewegt ... Die Frauen und Freunde stehen am Rand der Strecke und versorgen sie mit Getränken und Nahrung ... sie laufen und laufen und laufen ...

Allerdings ist es kein klassischer Wettkampf, wie wir ihn kennen .... man vermutet, dass dieses Spiel aus religiösen Sitten und Bräuchen entstand und eigentlich gibt es keinen Sieger ... "Da die Gruppen unterschiedlich schnell laufen, wird wohl eine vor den anderen ankommen ... aber Sieger?" Raramuri-Logik ...

Ich bin von dieser Leistung derart beeindruckt, dass ich nicht einmal frage, wie lange solch eine Gruppe braucht ... werde das beim nächsten Besuch nachholen ...

EIne weitere Anekdote weiß Romayne von einem Marathonlauf in Rom zu berichten. Ein Sportartikelhersteller hatte ihn eingeladen, ein paar seiner Freunde bei diesem Lauf starten zu lassen und man reiste nach Rom. Dabei hatte Romayne eher Raramure mitgenommen, die ihm besonders ans Herz gewachsen waren und sie nicht nach sportlichen Kriterien ausgewählt. Es hatte immer geheißen, die Wahl des Schuhwerks sei freigestellt, als man jedoch vor Ort ankam, hieß es auf einmal, man müsse Schuhe des Organisators tragen. Die Raramuri versuchten es, kamen allerdings damit nicht sonderlich zurecht.

Am Tag des Laufes lief man die ersten paar Kilometer in den Schuhen, warf diese allerdings danach fort und lief den Rest der Strecke barfuß ...

Die Raramuri-Gruppe lief den Marathon, sah sich währenddessen die Straßen Roms an und kam nach drei Stunden im Ziel an. Einer von ihnen meinte, die Strecke wäre recht kurz gewesen ....

An all dies muss ich denken, wenn ich Louis und seine Sandalen sehe ...

Comentarios 62

  • Gaby G 28/07/2004 11:05

    Was für ne Perspektive....!
    Und die Profiltiefe scheint noch gut bis zum nächsten TÜV... ;)
    Lg, Gaby
  • Chris Waikiki 02/07/2004 7:19

    *lol* ... was für eine Idee ... werd ich meine alten Reifen wohl auch nicht mehr wegwerfen :-)

    lg Chris
  • Helmut Schadt 01/07/2004 16:14

    hallo dirk,
    als alter langstreckenläufer kenne ich natürlich diese tarahumaras und ihre sagenhafte ausdauer. deshalb freut mich solch eine gute reportage , wie du sie hier bringst, ganz besonders. hoffe dass dich das erlebnis dazu anspornt das nächste mal ohne diese sargnägel dort aufzukreuzen. :-) vielleicht treffen wir uns dann mal zusammen mit einigen tarahumaras beim transamerika-run von la nach ny. der war vor etlichen jahren mal in planung und ich hatte mich stark dafür interessiert und trainiert. etwas über 5 000 km in 60 tagen / etappen unterschiedlicher länge. wenn man abends am etappenziel sein will und noch etwas schlafen dann geht das mit strammem marschieren allein nicht. das wäre doch auch was für unsere tarahumaras. es waren auch schöne preisgelder ausgeschrieben, die täten den burschen gut;-).
    vielleicht taucht der plan mal wieder aus der versenkung auf, ich melde mich dann.
    lg, helmut
  • Rike Bach 15/04/2004 21:53

    :(((
  • Stefan S.... 15/04/2004 8:24

    @Katrin:
    Deine Aussage, alle Contra-Voter pauschal als dumm hinzustellen, ist meiner Ansicht nach lächerlich und zeugt nicht von Toleranz. Da kannst Du noch so viele :o))) dahintersetzen.

    Grüße, Stefan
  • Dirk Hofmann 15/04/2004 4:28

    ach was ... nochmal danke katrin ... :-)
    allen votern ebenfalls meinen dank ... vielleicht hat der ein oder andere die story gelesen und was dabei gelernt ... z.b. der hofmann hat ne lächerliche kondition oder 480 km laufen macht nur mit ball spass ...

    ich wünsche euch einen schönen tag und macht euch ein paar frohe stunden ... :-)
  • Marc Schlueter 14/04/2004 9:55

    Kinderkacke! :-(
  • Mighty Joe 14/04/2004 7:57

    die dummen haben entschieden :o))))))))
  • Barbara Langer 14/04/2004 7:54 Comentario de la votación

    pro
  • Dirk Hofmann 14/04/2004 7:53 Comentario de la votación

    die frau baumbach ... sowas ... danke brav ... :-)

    gerne eine ergänzung:
    die zigaretten waren gemeinschaftsgut ... mitgebracht von mir zur befriedigung der persönlichen sucht ... aber, die freunde haben sich sehr schnell mit dem parfumierten zeug anfreunden können ...

    hans-werner ... ist immer eine sekundenentscheidung ... aufnahme ja, gerne ... aber den burschen dafür zum "posieren animieren" ... lieber nicht ... nichts desto trotz finde ich den ausschnitt persönlich nicht schlecht .... bis auf das rote dach, das sich aber auf die schnelle nicht abdecken ließ ... :-)

    vielen dank für die meinung ... :-)
  • João Carlos Espinho 14/04/2004 7:53 Comentario de la votación

    pro
  • Hans Werner Lehner 14/04/2004 7:53 Comentario de la votación

    witzig, aber doch nur Dokumentation ohne Bildgestaltung.
    contra
  • Stephan Sc. 14/04/2004 7:53 Comentario de la votación

    hm nich mein Ding,gefühlscontra
  • Markus Arns 14/04/2004 7:53 Comentario de la votación

    Das rockt :-) Pro
  • Sonja Witter 14/04/2004 7:53 Comentario de la votación

    pro