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Robert Scheel


Free Account, Donzdorf

Mors

Das Bild ist eine Auseinandersetzung mit dem Tod. Es ist eigentlich nur eine Fortsetzung unzähliger Auseinandersetzungen mit dem Tod in der Geschichte der bildenden Kunst. Der Tod übt auf die Kunst einen unheimlichen Reiz aus. Der Reiz besteht zum einen darin, sich mit dem Unergründlichen auseinander zu setzten und zum anderen aufzuzeigen, wie vergänglich alles Leben ist (Memento mori; gedenke, dass du sterblich bist). Mit der drastischen Darstellung des weiblichen Hauptes bediene ich aber auch ein voyeuristisches Interesse, das erst in der höheren Idee der Vorläufigkeit des Seins aufgehoben wird. Dienten frühere Darstellungen vom Tod und Sterben einem klerikalen Zweck, ist es heute vielmehr so, dass man erst durch die Verarbeitung sich aktiv mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Das Portrait besitzt keine klassischen Merkmale, die einer Darstellung vom Tod zu eigen sind. Sense und Stundenglas fehlen. Dennoch zeigt das Portrait auf eine drastische Art die Vergänglichkeit: Die Augen sind nicht mehr vorhanden und eine Gesichtshälfte ist bereits der Fäulnis preisgegeben. Das Porträt ist bis auf die Fäulnis in Schwarz-Weiß gehalten, was Düsternis und Hoffnungslosigkeit bestimmt. Der faulende Bereich in dunkelrot und weiß verschärft den Kontrast und provoziert auf extreme Art und Weise den Gedanken an die Vergänglichkeit. Und die Flügel lassen das Portrait im Gesamten betrachtet als ein Vorzeichen erscheinen – ein Engel des Todes. Die Rohre sind gleichzusetzen mit dem vielfältigen mediatisierenden Einfluss, dem ein Mensch als Sozialwesen unwillkürlich in seinem Dasein ausgesetzt ist. Diese sind jedoch unterbrochen, da sie für den Tod bedeutungslos sind.

Comentarios 19

  • Marcus Propostus 23/03/2023 10:27

    Deine Worte zum Bild sind grossartig! Ich setze mich schon seit langer Zeit mit der Thematik auseinander. Meine früheste Erinnerung ist eine Szene mit meinem toten Vater. Der ist zu Hause gestorben und ich war vier Jahre alt. In meinem Leben und Beruf ist der Tod allgegenwärtig. Ich finde es immer gut, sich selber aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Einholen tut es uns alle sowieso immer wieder.
    Viele Grüsse aus Zürich
  • Anke Egelseer 12/11/2021 18:38

    dieses bild ist mir gerade ins  gesicht gesprungen.
    das thema tod beschäftigt mich derzeit ebenfalls. ich verarbeite es weiniger so kognitiv wie du als vielmehr auf der emotionalen ebene.....
    gleichwohl finde ich dieses composing sehr .-
    wie soll ich sagen. ansprechend ist wohl nicht das richtige wort............
    sehr gelungen
    chapeau!
    LG Anke
  • JulySun 07/07/2021 6:55

    Ich möchte den körperlichen Verfall mit zunehmenden Alter eher mit einer Metamorphose vergleichen.
    Deine Arbeit ist stark und erinnert auch mich teilweise an H.R.Giger.
    KLASSE gemacht, Robert
  • Thomas Spors 25/01/2021 15:27

    Sehr schön umgesetzt und gut geschrieben. Ich weiß sehr gut, welche Arbeit in so einem Bild steckt.  Ich finde es gut, sich mit dem Tod, auch hier im Bild auseinanderzusetzen. Besonders wichtig in unserer überbehüteten Konsumgesellschaft. Darüber soll möglichst nicht gesprochen werden. Der Tod soll, wenn überhaupt, irgendwo, aber nicht hier stattfinden. Dabei ist es doch der Tod, und nicht etwa FB oder IG, der eine Fortentwicklung des Lebens überhaupt erst möglich macht.
    Tom
  • Gerd Scheel 06/01/2021 14:34

    Ich habe dich bisher nur gelesen
    und über die Starseite sehe ich das erste Bild
    und bin begeistert. Auch weil du noch meinen 
    gern genutzten Spruch (memento mori)
    im Text nutzt.
    LG
    Gerd.
  • Susanna Peters 26/12/2020 13:00

    Gruselig schön, ein Bild wie ein erstklassiger Horrorfilm!
  • Bernd Tasler 26/12/2020 11:39

    Meine Gefühle beim Betrachten schwanken stark und verhindern so die Abgabe
    einer Beurteilung mit Ausnahme der Anerkennung Deines enormen Aufwands.
  • Annerose Hüttl 06/12/2020 10:29

    Drastisch! Dein Bild symbolisiert den Schrecken, den wir normalerweise mit dem Tod verbinden. Dabei kann er auch ganz friedlich daher kommen .. Die Rohre erinnern mich an die Technik, mit denen die Menschen kurz vor ihrem Tod oft noch künstlich am Leben gehalten werden. Gefällt mir.  LG Anne
  • Heinzelmännchen 04/12/2020 9:36

    Beeindruckendes Bild und eine faszinierende Erklärung dazu. VG Heinz
  • didij 01/12/2020 15:27

    Eine sehr eindringliche und ausdrucksstarke Darstellung dieses Themas. Sehr gut die Erklärung dazu. Größtes Lob. Viele Künstler haben sich seit jeher mit dem Tod, mit der Vergänglichkeit auseinandergesetzt. Viele Betrachter schrecken davor zurück. Es gilt jedoch: memento mori. Sei Dir der Sterblichkeit bewusst.
    Gruß, Didi
  • Willmann Stefan 30/11/2020 19:07

    Sehr starke Umsetzung dieses Themas! Besonders gefällt mir das Spiel mit Licht und Schatten, sehr beeindruckend!
    LG Stefan
  • jancograph 30/11/2020 18:57

    Une bien belle interprétation de ce que peut être la mort !!
  • Schneider Hannelore 30/11/2020 18:39

    Bei Deiner Arbeit denke ich an den Schweizer Künstler HR Giger, dessen Arbeiten mich schon immer fasziniert haben. Du bist hier nicht zurückgeschreckt, Dich mit dem Thema Tod bildlich auf Deine Art und Weise auseinanderzusetzen. Ich interpretiere für mich, dass auch Engel der Vergänglichkeit ausgesetzt sein könnten.
    Für die meisten ist es nicht angenehm, sich damit zu beschäftigen (geht mir auch so). Deine Arbeit ist wieder außergewöhnlich gut und tiefgründig.
    LG Hannelore
  • Davina02 30/11/2020 18:01

    Na, du hast ja Gedanken! Sehr gute Arbeit!
    LG Angela
  • Fan vaga 30/11/2020 17:36

    Rien compris au texte, mais le tableau super bien réalisé...
    Flippant!
    Et en plus , je vois des ailes d' Anges!
    • Robert Scheel 01/12/2020 18:00

      C'est une allégorie de la mort. Merci pour votre commentaire
    • Fan vaga 01/12/2020 18:09

      Brrrr, je vois la mort comme un passage plus beau , plus apaisant.... Ici je vois une représentation de la  décomposition .
      L' image est saisissante!
      Merci de votre réponse!