Sabine Streckies 02


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Offenbach: Die Uhr aus einer anderen Zeit 01

In der Offenbach – Rumpenheimer Schlosskirche gibt es seit einiger Zeit die alte Turmuhr in neuem Glanz zu bewundern.
Empfohlen sei gleichzeitig ein Rundgang durch den schönen Schlosspark mit seinem uralten Baumbestand und den vielen dort anzutreffenden Vögeln.

Hier ein ausführlicher Artikel aus der Frankfurter Rundschau zum Rumpenheimer Prachtstück:

„Offenbach: Eine Uhr aus einer anderen Zeit
Ein Rentner aus Rumpenheim hat ein altes Uhrwerk der Schlosskirche restauriert

Im Laufe der Jahrzehnte ist es zunächst in Vergessenheit geraten und war dann recht lange verschollen: das alte, beinahe vier Zentner schwere Uhrwerk, das vom Ende des 19. Jahrhunderts an bis in die frühen 1970er Jahre hinein dafür sorgte, dass die Rumpenheimer nur kurz ihren Kopf heben mussten, um am Turm der Schlosskirche die korrekte Uhrzeit abzulesen. Heute funktioniert die Uhr an dem verschindelten Türmchen wie so viele andere auch: elektronisch. Das alte mechanische Werk existiert aber immer noch – und es läuft ab diesem Sonntag voraussichtlich sogar wieder wie geschmiert.

Verantwortlich dafür ist Henning Hehner. Der 76-Jährige war es, der im Rahmen der Kirchensanierung im Herbst 2016 die Einzelteile des Uhrwerks zufällig wiederentdeckt hat – „hinter einem Verschlag im Glockenturm“, wie er sich erinnert.
Das Interesse des Hobbyfotografen und ehemaligen Buchdruckers und Werbers, der eigentlich nur den Fortschritt der Bauarbeiten dokumentieren wollte, war sofort geweckt. Und er beschloss, sich der alten Maschine anzunehmen: „Ich dachte mir, diese Uhr ist zu schade, um sie hier oben versauern zu lassen; sie muss der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Hehner hatte ein neues Projekt. Und wenn er über das Uhrwerk spricht, klingt das beinahe liebevoll – kein Wunder, hat der Rumpenheimer doch über 100 Stunden in die Restauration der alten Teile gesteckt. In der Werkstatt von Bekannten säuberte er Stück für Stück und baute das Gerät wieder zusammen: „Das wunderschöne, mechanische Uhrwerk war verstaubt und verölt“, erinnert er sich.
Jetzt glänzt das Messing wieder.

Ein Problem war, dass nicht mehr alle der ursprünglich 155 Einzelteile vorhanden waren, die nötig sind, damit aus dem Ineinandergreifen von Zahnrädern im Zusammenspiel mit den Gewichten ein funktionierendes Uhrwerk wird. Hehner holte sich also Hilfe: beim Offenbacher Werk des Automobilzulieferers GKN Driveline etwa, wo Auszubildende kostenlos für Hehners alte Uhr Ersatzteile produzierten. Oder beim Neu-Isenburger Steinmetzbetrieb Kaufmann, dessen Mitarbeiter ebenfalls kostenlos neue Gewichte aus Buntsandstein für die Uhr herstellten. Die alten, mit Sand und Metallteilen gefüllten Gewichte liegen noch heute im Turm der Schlosskirche – Hehner zufolge waren sie nicht mehr zu gebrauchen, und so ließ er davon ab, die schweren Teile über die steilen Stufen nach unten zu transportieren. Hilfe kam auch vom Dietesheimer Techniksammler Bruno Schmück.

Und dann waren da natürlich die Mitspieler aus Hehners Fußball-Altherrenmannschaft, die das schwere Gerät am Mittwochabend gemeinsam in die Kirche hievten. Dort legt Hehner nun noch ein paar letzte Handgriffe an, bevor das alte Uhrwerk im Rahmen des Gottesdienstes am Sonntag aufgezogen und kurzzeitig in Betrieb genommen werden kann. Ab dann steht es zur Besichtigung unter einem Fenster in der evangelischen Schlosskirche.

„Wir haben eine Bankreihe entfernt, damit man das Werk auch sehen kann – außerdem ist nun mehr Platz etwa für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator“, freut sich Hehner.

Das Uhrwerk ist im Jahr 1889 in der Groß-Umstädter Uhrmacherwerkstatt „Ritzert und Söhne“ gefertigt worden, die damals etliche Kirchen und öffentliche Gebäude Südhessens mit Uhren ausstattete.

Nicht allzu viele davon gibt es noch: Im Umstädter Stadtmuseum Gruberhof ist eines zu sehen – und im Hessenpark, wo gleich die ganze Werkstatt des alten Turmuhr-bauers untergekommen ist.

Frankfurter Rundschau, 15.02.18.
(Leider ist es in der fc nicht möglich, Links zur Frankfurter Rundschau einzugeben – diese werden als „unzulässiger Inhalt“ eingestuft)

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Offenbach am Main, 11.12.18.
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