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Oktoberfest, Nockherberg, Münchenstift, Gemeinwesen

Oktoberfest, Nockherberg, Münchenstift, Gemeinwesen

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Oktoberfest, Nockherberg, Münchenstift, Gemeinwesen

Im kleinen Friedhof an der Hofmarkkirche in Bernried am Starnberger See entdeckte ich eine interessante Grabstätte:
die des Bernrieder Zweigs der Südtiroler-Münchner Familie Dall'Armi, die in Bayern großes Ansehen genießt.

Andreas Michael Dall’Armi, Kaufmann aus Südtirol, heiratete 1786 in die Münchner Bankiersfamilie Nockher ein.
1810 organisierte er zur Hochzeit des Kronprinzen Ludwig ein Pferderennen mit Jahrmarkt auf der Theresienwiese.
Damit gilt Dall'Armi, auch sonst um die Bürgerschaft verdient, als Begründer des Münchner Oktoberfests.
Für ihre Verdienste wurde die Familie Dall'Armi in den Adelsstand (Edle und Ritter von Dall'Armi) erhoben.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b9/14-12-55-56-Grab-Andreas-Dall-Armi-Alter-Suedl-Friedhof-Muenchen.JPG

Und noch ein Fest ist – indirekt – mit Andreas Michael Dall'Armi verknüpft, genauer gesagt mit dessen Frau.
Sie brachte ein Sommerhaus auf ihrem Nockherberg über der Isar mit in die Ehe ein.
Nebenan veranstaltete am 2. April 1813 die Paulanerbrauerei erstmals den heute populären Starkbieranstich.
https://www.br.de/mediathek/video/die-ganze-sendung-auf-dem-nockherberg-2019-av:5ca31fd14823a30013773dab

1910 gründete die Familie von Dall‘Armi die Münchener Bürgerheim-Stiftung in Nymphenburg.
Das "Münchenstift" wurde später in Deutschland zum Vorbild für betreutes Wohnen im Alter und Pflegeheime.
https://www.muenchenstift.de/de/unsere-haeuser/cont/19

Der Bernrieder Zweig der Dall'Armi begründete sich durch Grundstücks- und Immobilienerwerbe.
Andreas Michaels Sohn Andreas, Abgeordneter der Bayrischen Ständeversammlung, wurde Gutsbesitzer in Bernried.
Dessen Sohn Alois wiederum kaufte 1820 den Stiftsbesitz des säkularisierten Klosters Bernried auf.
Der Grabstein an der Kirchenmauer zeigt, andere Familienmitglieder wurden Obermedizinalrat und Architekt.

[Text recherchiert aus einem Dutzend meist spärlicher Quellen]

Comentarios 8

  • Fotobock 31/01/2020 1:28

    Das Dall'Armi Grab durfte ich ja kürzlich ansehen bei meinem Spaziergang auf dem Südfriedhof. Die Dall'Armistr.war gleich bei uns "quasi" ums Eck. Schön deine Darstellung. lg Barbara
    • smokeonthewater 31/01/2020 1:42

      Ja, auf dem Südfriedhof liegt der Star der Familie begraben. An der Dall'Armistraße in Nymphenburg (wo Du mir erzähltest, dass Du da mal gewohnt hast) liegt das Münchenstift; wohl deshalb ist die Straße dort nach ihm benannt.
      LG Dieter
  • gelbhaarduisburg 28/01/2020 21:27

    Das ist wirklich mal ein sehr interessantes Stück Kulturgeschichte!
    • gelbhaarduisburg 28/01/2020 22:21

      Ich finde solche Geschichten faszinierend! Wer ahnt schon, dass das gruselige Kommerz-Remmidemmi, das heute die Wiesn bedeutet, solche Wurzeln hat!??
    • smokeonthewater 28/01/2020 22:47

      Wohl wahr. Und auch der Starkbieranstich mit dem kabarettistischen Derblecken.

      Von all den "Kommerz-Remmidemmis" ist mir das Oktoberfest noch das liebste. Dabei denke ich nicht an die hirnlosen Besäufnisse und Dirndl-Shows, sondern die traditionellen Schausteller, die allerdings immer weniger werden. Da spürt man manchmal noch den Geist Karl Valentins.  https://www.schichtl.by/die-guillotine.html

      Als ich 1990 zum ersten und letzten Mal auf der Wiesn war, gab es noch wie im Wiener Prater den Calafati. Das ist ein Token, also eine Wertmarke, die man vorab in größerer Stückzahl kauft und an den Fahrgeschäften einlöst. Die Schausteller rechnen hinterher aber nicht die eingenommenen Token ab, sondern erhalten aus dem Geldtopf einen festen Anteil entsprechend ihrer Größe. Dadurch profitieren auch Geschäfte, die schwach frequentiert werden, aber für das Image und die Tradition des Festes unverzichtbar sind. Keine Ahnung, ob es 30 Jahre danach noch immer so ist.
    • gelbhaarduisburg 28/01/2020 22:53

      Kann man nur hoffen. Ich fürchte allerdings, dass solch gute Sitten längst im Strudel des Radikalkapitalismus abgesoffen sind.
    • smokeonthewater 28/01/2020 23:00

      Ja, heute zahlt man vielleicht mit einer App, und die Solidarität ist abgeschafft.