Pfingstochse
In zehn Tagen ist Pfingsten und früher wurde an diesem Termin das Vieh wieder auf die Weide getrieben, ein besonders geschmückter Ochse voneweg. Heute spricht man von einer besonders aufgebrezelten Person, als "geschmückt wie ein Pfingstochse".
So habe ich den Namen Pfingstochse der 01 202 gegeben, weil sie von den Schweizer Eisenbahnfreunden bei der Revision und Wiederindienststellung äußerlich besonders aufgemotzt wurde, so dass sie vom gewohnten Erscheinungsbild der Altbau DB-01 doch stark abweicht. Am auffälligsten ist die rote Linie als Verlängerung des Umlaufblechs mit dem Emblem auf dem Tender und die silberfarbenen Nieten auf den Windleitblechen. Dazu hat sie blanke Kesselringe, was aber zumindest zeitweise auch einige DB-Maschinen hatten.
Völlig unpassend finde ich den Rauchkammerzentralverschluss, war es doch gerade das Merkmal der DB-Dampfloks, dass dieser fehlte und meistens die Nummer in der Mitte der Rauchkammertür zu finden war. Und ist der Rauchkammerzentralverschluss bzw. das Fehlen desselben nicht oft ein erster Hinweis bei Fotos von unbekannten Loks, ob es sich um DB- oder DR-Lokomotiven handelt?
Manche werden sagen, gerade dieser Rauchkammerzentralverschluss mache ein typisches oder "schönes" Dampflokgesicht aus. Meine Meinung dazu ist, dass eine DB- Lok typisch und "schön" eben genau ohne diesen ist (oder kann man sich die 01.10 damit vorstellen?) während die DR-Loks eben diesen Zentralverschluss haben "müssen", wie z.B. die 52.80 oder die 65.10 ohne diesen nicht "echt"und "schön" wären.
Übrigens das Schrägblech vor der Rauchkammer hatte - im Gegensatz zu den meisten DB-01en - die 01 202 bereits in ihrer aktiven Zeit schon nicht mehr, genau wie die 01 150, die dieses (unverständlicherweise) nach ihrem Rückkauf und der Instandsetzung durch die DB 1989 wieder erhalten hatte.
Die 01 202 ist nach dem Brand in Nürnberg, der die 01 150 schwer beschädigt hat, die einzige DB-01, die fahrbereit ist. Und da hätte ich mir schon gewünscht, dass diese "historisch korrekt" ausschaut. Auf der anderen Seite muss man den Schweizer Eisenbahnfreunden dankbar sein, dass sie unter hohen Kosten und Mühen eine ganz besondere Dampflokomotive zum Leben wieder erweckt haben. Es war sehr beeindruckend, als das riesige Dampfross an mir vorbeistampfte.
Das Foto wurde am 1. Juli 2006 an der Strecke Winterthur – Rapperswil bei der Ortschaft Juckeren kurz vor Bauma, Kanton Zürich, CH aufgenommen. Wie in der Schweiz fast überall, ist die Strecke (leider) mit der elektrischen Oberleitung ausgestattet, die dort fast noch hässlicher ist als hierzulande die alten Gittermasten.
Die 01 202 wird vom Verein Pacific 01 202 eingesetzt, Infos: http://www.dampflok.ch .
Aufnahme mit Panasonic DMC-FZ10, etwas ausgeschnitten und das Bild verkleinert, mit einem Rahmen versehen und nachgeschärft. Außerdem war das Bild ziemlich schief und musste zuerst in die Waagerechte gebracht werden. Leider hat die Qualität des Bildes bei der Reduktion auf 150 KB etwas verloren.
Freue mich über Anregungen und Kritik!
Nachtrag im Mai 2010:
Michael PK 17/05/2010 16:27
Warum ist mir eigentlich dieses schöne Bild so entgangen....Toll auch die Texte
Josef Pfefferle 16/05/2010 1:06
Hallo Marcel,ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr diese wunderschöne Lok am Laufen haltet und freue mich jedes Mal, wenn ich sie sehe!
Natürlich habt Ihr jetzt das Recht mit der Lok zu machen, was Ihr wollt, schließlich habt Ihr sie gekauft. Aber, dass nicht nur ich ein (bisschen) traurig darüber bin, wenn sie nun etwas "exotisch" daherkommt, müsst Ihr uns schon zugestehen. Die 01 ist für viele von uns ein Mythos - leider nicht für unsere Staaatsbahn, die früher Deutsche Bundesbahn hieß und jetzt eine AG ist, die ihre Vergangenheit wegen des Profitmachens vergessen will. Ich denke auch Schweizer Eisenbahnfreunden tut es weh, wenn ihre Loks in fremden Diensten verändert werden, so hat man die Loks der DFB ja auch wieder "entvietnamisiert"... Ich persönlich wünsche mir, dass eine Museumslokomotive - egal von welcher Bahnverwaltung sie ursprünglich kommt - authentisch hergerichtet wird. Aber wie das aussieht, darüber wird auch bei uns heftig gestritten...
Ja und das Putzen, das erfreut sich großer Beliebtheit bei vielen Museumsbahnen auch hier bei uns. Ich habe den richtigen Dampfbetrieb noch kurz vor zwölf in der damaligen DDR erlebt und dort waren die Dampfloks von ihrer täglichen mühevollen und auch dreckigen Arbeit gezeichnet. Ich dachte sogar zuerst, dass die Reichsbahn der DDR ihre Dampfloks komplett in schwarz hält... Tut mir leid, eine klinisch saubere Dampflok (und das ist die 01 202) sieht für meine Augen einfach aus, als würde sie nicht wirklich eingesetzt. Die Ulmer Eisenbahnfreunde, die die 50 2740, die 58 311 und die 01 1066 betreiben, halten ihre Maschinen auch gut in Schuss, trozdem, sieht man denen an, was sie machen. Wir müssen darüber nicht einer Meinung sein, auch früher gab es in Deutschland (West und Ost) einzelne Bws bzw. Lokmannschaften, die ihre Loks, insbesonders Schnellzuglokomotiven, mehr pflegten als andere...
Zum Schluss möchte ich Dir und Deinen Mitstreitern auf jeden Fall danken, dass Ihr die 01 202 in Betrieb haltet und hoffe diese Maschine noch oft möglichst auch hier in Deutschland im Einsatz zu erleben.
Ganz herzliche Grüße
Josef
Marcel Stähli 15/05/2010 21:12
Danke für das schöne Bild! Nur schade, dass es immer wieder Kollegen aus Deutschland gibt, welche es nicht akzeptieren können, dass "ihre" 01 jetzt eine Schweizer Lok ist und sie jetzt geputzt und aufgemotzt werden kann wie es uns gefällt. Dafür stellen wir beim putzen fest, wenn irgendwo etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Die deutschen verschmutzten Loks fahren bis es nicht mehr geht und dann müssen sie für viel Geld reppariert werden, was evtl. mit einer lockeren Schraube angefangen hat, welche wir nebenbei beim putzen einfach wieder anziehen und weiter geht's.Grüsse
Marcel
einer aus dem Trio, der sie fahren darf