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Rapunzel und die Kurzhaarfrisur

Rapunzel und die Kurzhaarfrisur

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Maria Kaldewey


Premium (World), München

Rapunzel und die Kurzhaarfrisur

Dies Wunschbild ist für jule43 , die sich etwas märchenhaftes gewünscht hatte.
Vernehmt, was hier geschah:

Prinzen werden generell überbewertet, dachte sich Rapunzel
und betrachtete im Spiegel zufrieden ihre neue Kurzhaarfrisur.

Zeit ihres Lebens hatte ihr die alte Hexe, die sie im Turm gefangen hielt, Keuschheit eingebläut. Rief sie „Rapunzel, lass dein Haar herunter“, achtete sie peinlichst darauf, dass niemand in der Nähe war, der ihr Tun hätte beobachten können. Anderen war dieses Privileg, nämlich an Rapunzels langem goldenen Haar den Turm zu erklimmen, ausdrücklich nicht vergönnt. Und irgendwie war es genau dieses Verbot, was sie reizte.

Ihre Tage im Turm waren auch wahrlich nicht von Aufregung geprägt: das eine oder andere erbauliche Buch, ein wenig Handarbeiten, den Turm sauber und in Ordnung halten und natürlich Kochen. Für sich selbst und die alte Hexe. Das konnte ja nun wirklich nicht alles sein. Und gegen ein bisschen Gesellschaft – gerne auch männlich – hätte Rapunzel sicher nichts einzuwenden gehabt.

Also ließ sie ihr zartes Stimmchen erklingen, um mit der süßen Melodie einen ebensolchen Prinzen anzulocken. Und der ließ auch gar nicht lange auf sich warten. Allerdings verzog er sich zunächst wieder, als er an dem Turm keine Tür gewahrte. Statt zu fragen, drehte er also erst mal resigniert bei. Männer! Es zog ihn aber doch wieder zurück und ob ihres schönen Antlitzes war er verzückt genug, dann doch das Rätsel zu lösen zu wollen. Nachdem Rapunzel aber nicht alle Zeit der Welt hatte, ließ sie einfach ihr Haar herunter. Sonst hieße es anschließend
„und wenn sie nicht gestorben sind, so grübelt er noch heute“.

Nun hatte sie also ihren Prinzen. War ihr Glück vollkommen? Nun, es ließ sich zunächst vielversprechend an:
Heiße Küsse, heiße Schwüre und … viel heiße Luft. Wo waren sie, die Männer der Tat? Prinzen zählten anscheinend nicht dazu. Also weg mit ihm. Alles, was von ihm in Erinnerung blieb, war sein verdutzter Gesichtsausdruck, als sie ihn aus dem Fenster stieß. Für ihn würde sie ihre Haare nicht noch mal strapazieren, nicht mal für den Abstieg.

„Hey, pass doch auf, wo du deine Prinzen entsorgst“, kam es von unten. Der Gärtner. Ah, wie oft hatte sie ihn heimlich beobachtet, wenn er im Garten hinter dem Schloss arbeitete. Am liebsten, wenn es warm genug war, dass er sich unter der Arbeit seines Hemdes entledigte. Da wurden Träume wahr. Schade, dass er kein Prinz war.
Hm, warum musste es überhaupt ein Prinz sein? Warum musste es immer ein Prinz sein?
Waren ja vermutlich sowieso die besten schon vergriffen. Ihre Erfahrung von vorhin sprach da Bände.
Warum nicht ein Mann der Tat, zum Beispiel ein Gärtner …?

„Wohl neidisch, wie?“, rief sie ihm von oben spöttisch zu. „Aber mein Haar lasse ich nicht für jeden herunter.“
Mit einem „als ob’s das braucht“, kletterte er zunächst auf die alte Eiche neben dem Turm, dann weiter am Spalier vom Efeu hoch, um sich schließlich über die Fensterbrüstung in ihr Zimmer zu hangeln. Ja, so muss das aussehen, wenn sich ein Mann der Tat ans Werk macht, dachte sie noch, um dann mit einem beglückten Seufzer in seine starken Arme zu sinken. Nachdem sie sich vom ordnungsgemäßen Zustand seines kleinen Prinzen überzeugt hatte, stand ihr Entschluss fest: der Gärtner war ihre Zukunft und der Turm Geschichte. Sicher und wohlbehalten brachte er sie auf dem gleichen Wege runter, wie er selbst rauf gekommen war.

Längst waren sie im benachbarten Königreich angekommen, wo man sie nicht finden würde.
Längst hatte Rapunzel ihre langen Haare abgeschnitten, für die sie nun keine Verwendung mehr hatte.

Zufrieden betrachtete sie im Spiegel ihre Kurzhaarfrisur und sah der nächsten Nacht mir ihrem Gärtner entgegen. Prinzen wurden wahrlich überbewertet.

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Hier findet ihr weitere Wunsch-Bilder:

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Das nächste Bild ist schon "bestellt" und wird für siggi1 sein.

Comentarios 52

  • Christian Dolle 29/10/2016 12:23

    Die Geschichte gefällt mir richtig gut. Schön frech mit den Elementen des Märchens und modernen Elementen gespielt. Sowas mag ich, wenn Kulturgeschichte weiterentwickelt wird. Wenn es dann noch geistreich humorvoll ist, umso besser. Ach ja, und das Bild passt natürlich super dazu. Also rundum gelungen.
  • Rubie 14/10/2016 1:09

    Eine fantastische Ansicht.LGrubie
  • anatolisches Glühwürmchen 11/10/2016 23:03

    Deine Burg ist beeindruckend, aber eine wahre Glanzleistung ist DEINE Fassung des Rapunzel-Märchens. Da würden Dir selbst die guten alten Gebrüder Grimm auf die Schulter klopfen :-)
    Dass die beiden abgehauen sind sieht man. Sieht alles ziemlich verwildert aus.
    Die Hexe hat vor Gram und Zorn den einen Turm weggesprengt und sich in den anderen eingemauert. Eine Dreierbeziehung endet für eine(n) immer im Desaster. Seufz, Ana
  • Maria Kaldewey 11/10/2016 12:44

    Peter, die Eiche steht auf der Rückseite. Das WEISS man als Märchenkenner doch :-).
  • PEM56 11/10/2016 12:05

    ...ein hervorragendes SW Bild und eine vorzügliche Geschichte mit gewissem Tiefgang und Hintergrund!
    Allerdings, ich suche vergeblich die alte Eiche, welche da irgendwo zum Turme hinaufragen soll ;-)
    Liebe Grüsse und eine tolle Woche!
    Peter
  • Lord Lester 11/10/2016 11:03

    ein tolles Foto und Geschichte dazu !
    Grüße L.L.
  • jule43 11/10/2016 5:58

    Deine Neufassung hat was
    Du hast dir soviel Mühe gegeben und auch dafür ein Dankeschön
    Ich habe erst das Bild betrachtet und mir meine Gedanken gemacht und dann die Geschichte gelesen.
    Darum auch zwei Anmerkungen
    Ja Rapunzel zieht sich da einfach so einen Prinzen in den Turm :-) Wofür mag der Turm wohl sinnbildlich stehen :-)
    Und dann kommt sie mit Zwillingen wieder heraus
    Ja der Prinz ist ein Schlawinier- denn man wirklich besser unter die Lupe nehmen sollte und evtl. auch wieder aus dem Turm schmeißen sollte :-)

    LG JUle
  • jule43 11/10/2016 5:53

    Jetzt bin ich auch da
    Sorry das ich so herum getrödelt habe :-)
    Märchen sind immer so schön und auch Rapunzel ist sehr nach meinem Geschmack
    Und das Bild wirkt in der Tonung sehr
    Das ist also die Burg wo Rapunzel mit ihrem Prinzen und den zwei Kindern eingezogen ist :-)
    Tausend Dank

    LG Jule
  • Granny Smith 10/10/2016 21:18

    Die Burg Hardegg hast du wirkungsvoll präsentiert und die fantasievolle Geschichte vom kurzhaarigen Rapunzel hat mehr als ein Körnchen Wahrheit in sich. LG Martha
  • Lila 10/10/2016 20:55

    sehr schön in der Tonung !!!!
    L.G. Lila
  • Rondina 10/10/2016 19:42

    ein sehr eindrucksvolles Foto von Rapunzels 'Wohnhaus' - und eine dramatische Story - mit zum Glueck gutem Ausgang ... klasse gemacht.
    liebe GruesseRondina
  • Maria Kaldewey 10/10/2016 19:10

    Ruth, danke für das Kompliment. Und du hast wohl recht: ein wenig läuft die Story dem Bild den Rang ab :-). Aber das Thema "etwas Märchenhaftes" war schon eine Herausforderung. Und nachdem ich die Story schon vor längerer Zeit geschrieben hatte, viel mir das Bild aus meinem Urlaub im Weinviertel ein. Die Bearbeitung war für das Thema natürlich ein Muss. Freut mich, dass dir die Tonung gefällt. Das war so der letzte Touch :-).
  • Ruth U. 10/10/2016 18:13

    Maria, Du bist einfach klasse, was für eine schöne Geschichte, die ist ja fast besser als das Foto, bzw. vergisst man über die Geschichte, dass da ja auch noch ein Foto ist, :-))
    Das gefällt mir aber auch sehr gut und ich finde die Tonung passt ganz fantastisch ... aber die Story .... herrlich!!!!
    LG Ruth
  • jopArt 10/10/2016 17:59

    das bild ist ja schon klasse-aber erst mal die story dazu....;-))))))

    lg hans
  • Maria Kaldewey 10/10/2016 14:15

    Rainer, die Welt ist eine der kleinsten. Gut, dass die beiden Burgen ein g trennt :-).

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Cámara DSC-RX100M3
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