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"Schnitternte" vor 80 Jahren (3) ...

"Schnitternte" vor 80 Jahren (3) ...

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Ulrich J. Kind


Premium (Pro), Riedbach/Krs.Haßberge (Ufr.) - Bayern

"Schnitternte" vor 80 Jahren (3) ...

... das Bild hab ich aus dem Familienalbum von Robert Sittler. Ein Bildmotiv das Ende der 1930er Jahre aufgenommen sein dürfte. Es zeigt das Anwesen der Familie Sittler, Haus-Nr. 82 in der Hauptstraße meines Heimatortes. Abgebildet ist Großvater Anselm mit seiner Pfeife in der Hand zusammen mit einem Kuhgespann und Holzleiterwagen. Die Straße war da nur geschottert mit einem sog. Dachprofil und links und rechts am Rand gab es eine gepflasterte Regenrinne. Auf dem Hausdach ist die erst im Jahr 1922 eingerichtete elektische 110 Volt Versorgungsleitung. Die Leitungen auf dem Holzmast am Straßenrand rechts im Bild sind Telefondrähte, die zur Telefonvermittlung im 1 Kilometer entfernten Nachbarort Kleinsteinach führen. Knapp vor dem Telefonmast sieht man noch am Bildrand einen der fünf öffentlichen Trinkwasserbrunnen, die unter anderem auch für die Versorgung des Viehs im Dorf wichtig waren.

Die kleineren "Bäuerlich" (Bauern mit vier bis sechs Hektar Anbaufläche) bei uns im Haßgau (Unterfranken) hatten als Zugtiere, so wie hier im Bild, in der Regel ein Kuh- oder Ochsengespann. Die größeren landwirtschaftlichen Betriebe (so ab sieben oder ab zehn Hektar Fläche) hatten Knechte und Mägde und arbeiteten mit "Gäulen" (Pferden) als Zugtiere, waren also etwas besser begütet! Da wurden zuvor die Zugpferde geputzt und gestriegelt und die Hufe mit schwarzer Schuhcreme zur Aufnahme extra schick gemacht, so die mündliche Überlieferung der immer weniger werdenden Dorfältesten (über 90 Jahre!).
Möglicherweise war der Fotograf ein durchreisender Photographengeselle der noch mit Glasplattennegative gearbeitet hat. Der Lichtbildner logierte dann in der Regel für einige Wochen in einem Gasthaus in der sieben Kilometer entfernten Kreisstadt Hofheim (i. Ufr!) und bot seine photographischen Dienste in der Lokalzeitung an. Je nach Auftragslage bereiste dieser dann die umliegenden Dörfer. Hatte er den Bürgermeister eines Dorfes als Kunden gewinnen können und war dieser zufrieden mit der Photoaufnahme sorgte die Mundpropaganda für Anschlußaufträge. Meist wurde zuvor das Zugtiergespann des Landwirtes herausgeputzt und dann mit seinem Besitzer und zusammen mit den Mitgliedern seiner Familie am Hoftor vor dem Anwesen abgelichtet.

Comentarios 1

  • Herbert Talinski 13/08/2013 21:29

    Lange kann ich solche Fotos betrachten. Etwa 10 Jahre später hab ich in ähnlichem Umfeld gelebt. Eines der Kinder vor dem Hauseingang hätte ich sein können. Trotz meiner 3 bis 5 Jahre hab ich eine starke Erinnerung an diese Zeit.
    LG Herbert