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Free Account, Duisburg

Stapellauf (01)

Waltirsche* (Tschechien), 1940

Stapellauf unseres Schiffes MS Theodor Basedow 1

Dass das Schiff, mit dem er bis zum Ende seines Berufslebens fahren würde, unter der Hakenkreuzflagge getauft und zuvor im von den Nazis besetzten Sudetenland gebaut wurde, hat meinem Großvater - gelinde gesprochen - in keiner Weise gefallen. Mein Großvater war überzeugter Antifaschist und hat sich während der NS-Zeit mit seiner Haltung manches Mal in Gefahr gebracht, indem er gegen geltendes Unrecht verstieß. Dem Schiff über seinen Reeder zugewiesenen Zwangsarbeitern verhalf er z.B. zur Flucht. Und ich vergesse nie, wie er sich noch als alter Mann über alle Maße erregte, wenn im Fernsehen Kurt-Georg Kiesinger sprach und er das laufende Fernsehgerät mit „diesem Nazi-Schwein“ aus dem Fenster werfen wollte.


Für Technik-Freaks ein paar Daten des Schiffes:

Länge über alles: 67,00 m
Breite über alles: 8,20 m
Seitenhöhe: 2,50 m
Tragfähigkeit, voll abgeladen bei Tiefgang 2, 52 m: 924 t
Hauptantrieb: 1 Deutz-6-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor m. 400 PS Leistung

Das Schiff fuhr von 1940 an bis 1968 unter dem Namen MS Theodor Basedow 1 mit Heimathafen Lauenburg und bis zu seiner Abwrackung 1976 unter dem Namen MS Eichberg mit Heimathafen Berlin.

Vielen Dank an Herrn Hinsch vom Elbschiffahrtsmuseum Lauenburg.

* Sudetenland, heute Gemeinde Velké Brezno

Stapellauf (02)
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Archäologie
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Comentarios 11

  • smokeonthewater 04/04/2015 16:29

    Wenn die Stadt bombardiert wird, war es sicher kein Fehler, das Schiff aus der Stadt zu fahren, sofern da keine Brücken als Bombenziele in der Nähe waren.
  • gelbhaarduisburg 03/04/2015 20:48

    @smoke
    Nein, Du bist nicht anderer Meinung. Du hast nur andere Quellen als ich und bewertest das, was Du ihnen entnimmst, anders als ich das meinige.

    _____________

    Noch eine kurze Oppa-Geschichte: Beim großen Feuersturm auf Hamburg 1943 - Operation "Gomorrha" - lag das Schiff mitten in der Stadt. Einige Dutzend Menschen, die keinen Zugang zu Luftschutzräumen gefunden hatten, flüchteten (für mich sinnloserweise) auf das Schiff. Oppa setzte, was streng verboten war, während des schweren Bombardements das Schiff in Bewegung und schaffte es irgendwie, es mitsamt den Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Nazis wollten ihm dafür einen Orden verleihen. Er hat das strikt abgelehnt und gesagt, der Orden gebühre seinem Arbeitgeber, er sei ja nur Angestellter. Er wollte von den Nazis keine Auszeichnung. Sein Chef hat sie genommen. Es hat dem alten Basedow möglicherweise irgendwann geschadet oder auch nicht. Oppa hat´s aber nie bereut, sich so verhalten zu haben.
  • smokeonthewater 03/04/2015 20:07

    Da bin ich völlig anderer Meinung, ob die Vertuschung nur aus Versagensgründen geschehen ist. Im Falle der ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter handelte es sich nicht um "zur falschen Zeit am falschen Ort", wie die offizielle Ermittlung abschloss, sondern sie war durch einen Routineeinsatz zwei Bullen auf die Schliche gekommen, die sich im deutschen Ku-Klux-Klan engagieren. Der Zeuge, der dies bestätigen sollte, ist in seinem Auto abgefackelt worden. Hier morden nicht nur rechtsradikale Polizisten ungestört vor sich hin, die mit dem NSU-Sumpf befasste Justiz verharmlost auch ganz gezielt die Untersuchungsergebnisse. Nicht mal der Mord an einer Kollegin, der normalerweise die Ermittlungsbehörden zur Höchstform auflaufen lässt, war Grund genug, die Hintergründe aufzudecken. Das haben erst Spiegel und ZDF unabhängig voneinander recherchiert.
  • gelbhaarduisburg 03/04/2015 19:48

    @W O L F
    Connections ;-)
    http://raddampfer-kaiser-wilhelm.de/
    Die Betreiber des Museums und des Raddampfers sind persönlich eng verknüpft mit Oppas ehemaligem Chef.
  • gelbhaarduisburg 03/04/2015 17:02

    @smoke
    Das Fatale im jetzigen Deutschland ist, dass man den Eindruck haben könnte (könnte!), dass es ein Rechts-Staat "aus Versehen" zu werden droht. Belehre mich eines Besseren, aber im Fall NSU wurde doch geschreddert und vertuscht nicht, weil da an den entscheidenden Stellen knallharte Nazis sitzen, sondern Leute, denen die wahren Hintergründe der Verbrechen nicht ins Tageskonzept passten, getreu der der Devise "Was nicht sein kann, das nicht sein darf" (oder umgekehrt), Leute, die aus Überforderung oder Inkompetenz oder Trägheit oder einer Mischung aus Allem schlicht versagt haben, und zwar auf die wohl schändlichste und gefährlichste Weise. Was aber - wenn es denn so war - nicht heißt, dass wir keine gemeingefährlichen braunen Brandstifter hätten.
  • smokeonthewater 03/04/2015 15:51

    Ein besonderes Familiendokument. Die Haltung Deines Opas passt zu Deiner Haltung. Das nenne ich Kontinuität.

    Sigrid hat schon Recht: Nazivergangenheit und Neonazi-Betätigung sind salonfein in diesem "Rechtsstaat" (mit der Betonung auf "rechts"), während Stasi-Akten weiterhin nach Mitläufern und IMs durchwühlt werden. (Natürlich mit Ausnahme der Akte von Helmut Kohl. Gleichbehandlung nach dem Grundgesetz sähe anders aus: entweder auch die Kohl-Akte öffnen oder alle Akten schließen!) Mit denselben Scheuklappen werden vom Verfassungsschutz bezahlte V-Leute gebilligt, die auch nur Spitzel sind und zudem einem NPD-Verbot im Wege stehen.
  • gelbhaarduisburg 03/04/2015 11:14

    @westfalia
    Ja, richtig, die Deutschen sind immer auf die eine oder andere Art um die Extreme bemüht, die sie geschaffen haben. Geradezu albtraumhaft. Oder wie Tucholsky sagte: "Nie sind die Deutschen so außer sich wie wenn sie in sich gehen".
  • westfalia 03/04/2015 10:47

    es ist schon ein spezieller Winkelzug der deutschen Geschichte, dass nach dem düstersten Verfall des menschlichen Anstandes ausgerechnet diejenigen wieder was wurden, die reichlich Dreck am stecken hatten. Das ist das eine. Etwas ganz anderes ist es da in der Tat, dass im Gegenzug nicht wenige, die in den Konzentrationslagern gesessen haben mit dem KPD-Verbot vom 17.08.1956 bereits wieder von Verfolgung betroffen waren. Widerlich!
    Dein Familienalbum ist von besonderer Klasse!!!
  • gelbhaarduisburg 03/04/2015 10:10

    Na, da würde ich aber keinen Eid drauf ablegen, dass nicht auch jede Menge Stasitypen heute wieder fett und gut bezahlt in wichtige Sessel furzen.
  • gelbhaarduisburg 03/04/2015 9:50

    @Sigrid Antonia Johanna Fuchs von Lorch

    --> "Aber die Nazis waren ja doch nicht schlimm,
    die StaSi-Leute werden dagegen wird selbst Heute, 25 Jahre später noch verfolgt und mit Berufsverbot belegt."

    WIE BITTE? Wie soll das verstanden werden?
  • motorhand 03/04/2015 8:14

    Schön so blitzblank, aber noch einiges zu tun.
    War seinerzeit sicherlich eins der größeren Schiffe.
    Wunderbar daß es die Fotos noch gibt.