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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Trafo-Nacht # 1

Sie gelten bei Eisenbahnfreunden und -fotografen als absolute Besonderheit: Schwerlasttransporte mit Lademaßüberschreitung. Sie genießen aufgrund der langen und aufwändigen Vorplanungen, sowie der engen Zeitfenster in denen sie verkehren können und dürfen eine besonders hohe Priorität, müssen doch mitunter Nachbargleise in Bahnhöfen gesperrt, Teile der Infrastruktur ab- und nach Vorbeifahrt wieder aufgebaut werden, Züge ausfallen und stattdessen Schienenersatzverkehr eingerichtet werden und Vieles mehr. Hinzu kommt die meist wesentlich geringere Höchstgeschwindigkeit um vor eventuellen Hindernissen am Fahrweg rechtzeitig anhalten zu können, damit die Ladung nach links, rechts, oben oder unten verschoben werden kann um nach Passage der Engstelle erneut anzuhalten um die Grundposition wieder herstellen zu können. Dies alles natürlich ohne den anderen Zugverkehr gar zu sehr zu behindern, am besten also in Schwachlastzeiten. Hierfür werden gerne verlängerte Wochenenden genommen und die Nachtstunden ausgenutzt: Wer schon einmal einen Fernsehbericht über einen Schwertransport auf der Straße gesehen hat bekommt eine leise Ahnung davon, was da Alles mit dran hängen kann. Bisweilen werden auch Strecken, auf denen regulär Betriebsruhe herrscht extra länger aufgehalten oder früher besetzt, so dass der Schwertransport garantiert ungestört rollen kann. Durch einen glücklichen Zufall wurde ich im vergangenen Jahr für einen solchen Transport im Abschnitt zwischen Aschaffenburg und Mainz-Bischofsheim eingeteilt.

Nachdem ich mich zum Dienst gemeldet hatte und alle für diese Nacht notwendigen Unterlagen erhalten hatte fuhr ich mit der 152 163-2 Lz nach Aschaffenburg und wartete dort auf das Eintreffen des als CFN 62753 eingelegten Zuges. Der Trafo hatte in der Nacht zuvor die Etappe von Nürnberg nach Schweinfurt bewältigt und setzte dort dann am Abend des 2. Oktober 2011 seine Fahrt Richtung Westen fort.

Nachdem der Zug, gezogen von einer 232 eingetroffen war und die Diesellok abgehangen und Lz Richtung Würzburg aufgebrochen war durfte ich an den aus drei Wagen bestehenden Zug beifahren und anhängen. Die Bremsprobe erfolgte schnell und unkompliziert, kurze Zeit später kam ein Kollege von der Begleitmannschaft, welcher mich auf der Fahrt Richtung Mainz-Bischofsheim unterstützte: Sämtliche Engstellen waren in seinen und meinen Unterlagen vermerkt, so dass wir uns weitgehend optimal auf die Fahrt einstellen konnten. Die Mitfahrt eines solchen Mitarbeiter ist äußerst wichtig, besitzen diese doch das nötige Wissen und können einschätzen, wo der Trafo vorbeipasst - oder eben nicht: Dann ist ein Anhalten des Zuges erforderlich um die Ladung, wie zuvor oben beschrieben, nach links, rechts, oben oder unten zu verschieben. Dies erfolgt über die beiden Tragschnäbel, welche hierzu von Mitarbeitern der Begleitmannschaft gesteuert werden. Im in der Mitte laufenden Begleitwagen befindet sich während der Fahrt neben dem Fahrtleiter ein weiterer Mitarbeiter: Jeder von den beiden hält auf einer Seite nach eventuellen Hindernissen Ausschau. Zusätzlich sind am Begleitwagen Schablonen angebracht, welche über einen Mechanismus mit der Hauptluftleitung verbunden sind. Schlägt eines der Profile also irgendwo an (z.B. Signal, Bahnsteig, ...) wird die Hauptluftleitung entleert und der Zug kommt kurz danach zum Halten.

Wegen der Streckenruhe zwischen Aschaffenburg und Darmstadt-Kranichstein sollte es dann allerdings doch noch bis kurz nach 4:30 Uhr dauern bis wir abfahren konnten. Das ich das Stativ und die „große Kamera“ ein wenig auf gut Glück mitgenommen hatte sollte sich nun bezahlt machen...

Aufnahmedatum: Montag, 3. Oktober 2011 - 3:08 Uhr || Aufnahmeort: Aschaffenburg Hbf || Verwendete Kamera: Nikon D80

Trafo-Nacht # 2
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Trafo-Nacht # 3
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Trafo-Nacht # 4
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Trafo-Nacht # 5
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Comentarios 7

  • Basi70 02/04/2019 22:30

    Ein richtig interessanter "Jobreport" den man zu den Bildern bekommt. Für mich als Schwerlastfan natürlich immer willkommen. Die passenden Bilder dazu sind natürlich auch eine Augenweide. So was bekommt man nicht immer zu sehen, außer man hat damit zu tun.
    Den größten (Uaai839) bekamen wir 2006 bei uns zu sehen.
    Vielen Dank für die Klasse Bildserie.

    VG
    Michael
  • Mayr Johann 03/03/2017 23:00

    Tja, solche Trafotransporte erfolgen bei uns auch nur an den Verkehrsschwächeren Wochenenden.
    Sie fahren aber bei Tagslicht.
    Gefällt mir deine "Reiseerzählung".
    Lg Hans
  • JonasH 29/12/2012 14:58

    Hallo das bringt doch mal einwenig Abwegszng in dein Berufsleben, den darf doch bestümt nicht jeder fahren oder prügelt ihr euch drum ? tolle Bildsehrie manchmal sind 2 bilder schöner alz 100. Bei mir auf der Rchten rheinstreche siet man solche Transporte mehrmals in Jahr, da ABB in Badhonnef wont und fleisieg Traffos baut. Gruß Jonas H.
  • Joachim Hund 05/07/2012 8:48

    Feine Fotoserie von einer interessanten Sonderleistung.
    Gruß Joachim
  • Björn Gröger 23/06/2012 21:43

    Tolle Beschreibung. Habe ich so noch nicht gesehen. Vielen Dank dafür. Klasse Fotos.
    Gruß
  • T478 - Fan 20/06/2012 10:48

    Hallo Patrick,

    eine schöne Serie, die Du eingefangen hast.
    Hätte Dich gern mit Stativ zur Tür hereinkommen gesehen. :-)

    Es gibt eine Truppe aus Österreich, mit der ich in diesem Jahr unterwegs war, die zur Ladungsverschiebung nicht anhalten brauchte und es während der Fahrt bewerkstelligte.
    Allerdings hätte ich mit ihnen nicht tauschen wollen - im Januar - während der Fahrt ständig im Freien - und es war kalt.

    Gruß Carsten
  • Jakobus 19/06/2012 17:15

    Klasse Fotoserie, hat sich gelohnt.
    Auch die Beschreibung finde ich sehr gut, so dass man
    auch als Nicht-Fachmann etwas von der Dimension und dem Aufwand eines solchen Transportes mitbekommt.
    LG Jakobus

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Carpeta Bahn - Im Dienst
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