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Michael Wolta


Premium (World), Magdeburg

Wassermangel

Dieses Bild soll zum Nachdenken anregen. Es ist ganz sicher kein fotografischer Leckerbissen.

Schlagzeilen wie „Spitzen-Hitze“, „Rekord-Sommer“, „Jahrhundert-Dürre“, „Ernte-Ausfälle“, „Waldbrand-Gefahr“, „Blaualgen-Alarm“ oder „Flachwasser“ beherrschten unsere Medien in den letzten Wochen. Im Zuge der Erderwärmung wird uns das, was uns 2018 wie eine hitzige Ausnahme erschien, in Zukunft zur Gewohnheit werden. Ich habe eine Prognose gelesen, der zufolge in 400 Jahren die Sahara bis zur jetzigen Nordseeküste reichen soll. Die gute Nachricht ist: wir werden kein Energieproblem bekommen. Findige Ingenieure werden die vermehrt auf die Erde einwirkende Sonnenenergie in Zukunft besser zu nutzen wissen als die heutigen Anfänge dieser Technologie vermuten lassen. Die schlechte Nachricht ist, dass die Menschheit in 400 Jahren wahrscheinlich ausgestorben sein wird. Eine der Herausforderungen der Zukunft wird der Wassermangel sein. Mir scheint, dass dies hierzulande noch nicht als gesellschaftliches Problem erkannt worden ist. Wir versuchen nach wie vor, Flussläufe in Mauern einzuzwängen statt ihnen Raum und der Erde Wasser zu geben und wir vergiften das Grundwasser mit Gülle im Übermass. In anderen Ländern macht man sich mehr Gedanken über das bereits offensichtliche Problem des Wassermangels. In Slowenien hat man mir erzählt, dass dort angefangen wurde, die im vorigen Jahrtausend gemachten Fehler wieder gut zu machen. Seinerzeit hat man Feuchtwiesen trocken gelegt, um Weideland für das Vieh zu gewinnen. Melioration nannte man das damals. Heute ist man froh über jede Wiese, die ein bisschen Feuchtigkeit zurück hält. Man schüttet jetzt die Drainagekanäle wieder zu und baggert die zugeschütteten Zuflüsse der Feuchtwiesen wieder auf. Vielleicht nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber man tut dort wenigstens was.

Das hier gezeigte Bild habe ich im österreichischen Burgenland gemacht. Es zeigt eine ausgetrocknete Lacke bei Apetlon. Es ist nicht aus diesem Jahr, sondern aus dem Mai 2017. Es belegt, dass der Wassermangel in Mitteleuropa auch schon vor dem heissen Sommer 2018 bestanden hat. Überhaupt ist unser Land immer trockener geworden, solange ich mich erinnern kann. Der See in der Niederlausitz, an dem ich aufgewachsen bin, hat mittlerweile fast zwei Meter seines Wasserspiegels verloren. Zahlreiche kleine Waldseen, in denen ich als Kind gebadet oder geangelt habe, sind inzwischen verlandet. Aber immer noch pumpen die Bauern dort das Grundwasser hektoliterweise ab, um ihren Maisfeld-Monokultur-Wahn zu bewässern. Immer noch darf der Grundwasserspiegel in den Tagebauregionen weiter abgesenkt werden, damit auch das letzte bisschen Kohle trocken abgebaggert werden kann. Die deutsche Politik will daran festhalten, sagen die Medien: kein schneller Ausstieg aus dem Kohleabbau, noch mehr Mais für Biogas-Anlagen, die Klimaziele sind nicht zu erreichen, wir bauen zielstrebig weiter an unserer Wüste in Deutschland.

Comentarios 6

Michael Wolta desea expresamente feedback constructivo para esta fotografía. Ayúdalo con consejos sobre la composición de la imagen, la técnica, el lenguaje de la imagen, etc. (Por favor, ¡ten en cuenta el código de conducta!).
  • herbstfalke 20/09/2018 13:24

    Was soll man dazu noch ergänzend dazu sagen.... interessant für mich war nur, dass ich gerade tolle Bilder einfach durchklickte und dann kam Deins... also Dein "kein fotografischer Leckerbissen". Bei dem blieb ich hängen und zog die Augenbrauen hoch, erst dann las ich deinen Text.
    Nein möchte jetzt nicht anfangen hier hinzuschreiben, dass niemand etwas tut, denn zum Glück gibt es bei uns auch Stellen, welche zurückgebaut werden, Moore wieder bewässert werden...... Aber das beruht auf lokalem Einsatz von Menschen. Globales Denken... davon sind wir weit weg und ich glaube dafür ist der Mensch einfach nicht geeignet. Aber lokal bekommen wir das nicht gelöst. Viele Grüße Raphael
  • Martin Wenner 06/09/2018 17:32

    Hey Micha,
    ich war Anfang der Woche für 2 Tage an der Nordsee und wollte im Deichvorland einige Fotos schießen. Das, was ich antraf, entspricht genau Deinem hier gezeigten Foto. Alles rappeltrocken, kaum bis gar keine Limikolen....Das war erschreckend. Dein letzter Halbsatz ist wohl das, worauf es zurzeit leider hinaus läuft.
    Viele Grüße,
    Martin
  • Karin und Axel Beck 06/09/2018 12:34

    Der Mensch erkennt einfach nicht, das er gerade dabei ist die ganze Erde kaputt zu machen... siehe auch das Problem imit dem Elefanten in Botswana.
    LG
    Karin und Axel
  • Doreen A. 06/09/2018 8:12

    Harte Worte, die leider wahr sind!
    Der Mensch macht sich alles alleine kaputt! Egal was und wie, ob diese Welt vermüllen, vergiften..... Ein Thema, worüber wir uns auch sehr ärgern! Drehen wir unsere Hunderunden, dann sammeln wir schon Müll auf und entsorgen diesen zu Hause. Es ist unverständlich, dass das nicht jeder macht! Alle schimpfen, aber die wenigsten handeln!
    Ich finde es gut, dass du das hier ansprichst! Nur, wenn wir auf unsere Natur aufpassen, dann können wir weiter diese fotografieren und uns daran erfreuen!
    LGr Doreen
  • alfons klatt 05/09/2018 22:55

    hi michael

    eine eindrucksvolle aufnahme+mahnender text dazu.
    und
    irgendwie scheint niemand diese deutlichen -zeichen-
    zu erkennen. (thema -glyphosat pp.) das insektensterben
    paßt dazu.

    gruß alfons+

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