Wer hat Angst vor'm schwarzen Mann?

Leopold schwebte im siebenten Himmel, seit er sich Hals über Kopf und mitsamt seiner Zipfelmütze in die elfengleiche Marei verliebt hatte. All seine Gedanken kreisten nur um sie, und er träumte von einer glorreichen Zukunft. Aber erst musste er noch den Ballast loswerden, der wie ein Damoklesschwert über ihm hing und ihn zu erschlagen drohte.
Die Wichtelband stand kurz vor dem Aus, und nach der vermaledeiten Geschichte mit den Bildern bei der Dating-Plattform, die ihm diese unbequeme Nacht hinter Gittern beschert hatte, stand ihm der Sinn so gar nicht nach
weiteren Firlefanzereien.

Noch standen La Wichtel Banda rosa zwar einige Auftritte ins Haus, aber es stellte sich heraus, dass der Manager
eine zwielichtige, und zudem völlig unfähige Gestalt war, dem die Wichtel zu vorschnell ihre Unterschrift gegeben hatten. Die Verträge waren nicht viel wert, denn das versprochene Geld blieb inzwischen aus, und nach dem anfänglichen Hype trieben auch die Fans bereits die nächste Sau durchs Dorf. Hatten sich zuvor die Paparazzi in Scharen um die Zipfelbuben gerissen, so fand sich nur noch gelegentlich ein ewig Gestriger,
der ein Foto schießen wollte:

Paparazzi
Paparazzi
Elisa Bett und ihr Leopold

Ignaz hatte schon wieder bei der kleinen Gartenbaufirma angeheuert und wirbelte wie einst mit seinem Schüppchen durch die Rabatten der Vorstadt, Kilian spielte ab und zu auf dem Pöstlingberg im „Linzer Zwergenreich“ auf.
„Aufstieg und Fall – Szenen einer Zwergenkarriere“ sollte das Buch heißen, an dem nun beide schrieben,
um sich den Frust von der Seele zu reden.

Leopold kümmerte das alles wenig, aber am Nachmittag traf er sich an einem verschwiegenen Ort mit dem Manager, um wenigstens noch etwas zu retten. Irgendwie schaffte es der Wichtel dann auch, dem Hallodri noch etwas Geld aus den Rippen zu leiern und ihm dafür die Dating-Agentur an den Hals zu schwatzen. Dabei laberte Leopold dem Kerl zwar ein Plastikohr: Das Konzept sei grundsätzlich gut, nur mit Zwergen sei es halt schwierig, aber mit Weihnachtsmännern und Engeln könnte man um diese Jahreszeit schon ins Geschäft einsteigen … und es dann später sogar auf Osterhasen und ähnliche Dekoartikel erweitern. Jedenfalls stand der Deal schließlich.

Der Kerl war noch blöder, als gedacht, und so zog Leopold mit einem erklecklichen Sümmchen in der Tasche und breitem Grinsen im Gesicht davon.

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