*wie dazumal* - Onkel Kurt aus München

*wie dazumal* - Onkel Kurt aus München

er war Künstler und Innenarchitekt in München
Ehemann von

Sie wurde 98 Jahre alt - Er war jünger als sie, ist ca. 10 Jahre vorher gestorben. Die Ehe blieb kinderlos.

Hier ein Bericht meiner Mutter vom Besuch des Hofbräuhauses in München:
"Abends gingen wir ins Hofbräuhaus. Das Abendbrot wurde eingepackt. Für Tante Guste und mich Butterbrote. Onkel Kurt wollte "Münchnerisch " essen. Für ihn wurde ein großes Stück Schinken und ein Stück Brot mitgenommen, dazu kam dann noch ein Radi. Endlich waren wir dann im Hofbräuhaus. Ich konnte schon garnicht mehr abwarten. In großen, weiten Hallen stand Tisch an Tisch. Der Boden schwamm im Bier, die Tische waren ungedeckt und dicht besetzt. Es war ein Qualm, Radau und Dreck in den Hallen, dass ich nicht aus noch ein wußte. Dazu gab es aber so viel zu sehen !!! Wir kamen dann in den kl. Hof. Auch da ging es hoch her. Um leere Fässer hatten einige Studenten ihren " Stamm - Stehtisch ". Jeder war mit einem gefüllten Maßkrug bewaffnet, sie schwangen große Reden. Um ein anderes Faß standen einige Arbeiter mit ihren Maßkrügen, so echte Münchner. Wieder um ein Faß standen Fremde, die voller Staunen in das Getriebe sahen, nebenbei eifrig bemüht, den Münchnern an Biertrinken gleichzukommen, was ihnen natürlich nicht gelang. - Wir kamen am Büffet vorbei, wer essen wollte mußte sich selbst bedienen, Radis, Schweinswürstl, Weißwürstl, Salzbrezel und Brot wurde verabreicht. Endlich gelangten wir in den oberen Saal, in dem hauptsächlich Fremde verkehren, und in dem es sauberer ist. Die Schenke besteht allerdings wie unten aus Fässern, aus denen das Bier in die Krüge gefüllt wird. Es schmeckt ja direkt vom Faß viel besser. Wir ließen uns auch Bier geben und aßen unser Brot dazu, zwischendurch gab es ja im großen Raum manches zu sehen und zu beobachten."
Juli 1923