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Mekongdelta


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Emmys Haare

Für Emmy
http://www.youtube.com/watch?v=uv6946P7uCc


Manchen Menschen haben schöne Haare. Seidig glänzende Haare, die im Sonnenlicht zart schimmern und den Duft von Blüten und Früchten verströmen. Haare die am Morgen wie frisch frisiert erscheinen, die eigentlich immer so aussehen und man glaubt, sie bräuchten nie einen Frisör.
Ich gehöre nicht zu diesen Menschen und so muß ich mit einer gewissen Regelmäßigkeit zum Haareschneiden. Bis ich im letzten Jahr auf die seltsame Idee kam, einige Zeit in der Hauptstadt der Mittelmäßigkeit zu verbringen, der geschulte Leser weiß von welcher Stadt ich spreche, ging ich immer zu einem kleinen Frisör an der Ecke, der aufgrund unserer jahrelangen Verbundenheit wusste, was ich mochte. Liebevoll und mit einer gewissen diskreten Höflichkeit bemühte er sich darum, mein Haupthaar halbwegs vorzeigbar zu halten.
Doch als ich wiederkam, gab es den Laden nicht mehr. Ich erfuhr, dass der Besitzer sich zur Ruhe gesetzt hat.
Nun musste ich mit wohl oder übel einen neuen Frisör suchen, aber dies gestaltete sich dann doch höchst problematisch. Nun werden viele sagen, es gibt doch an jeder Ecke einen Frisör, da kann es doch nicht so schwierig sein, einen anderen zu finden. Aber haben sie schon mal genau auf die Webeschilder über dem Geschäft geschaut?
Da steht schon lange nicht mehr Frisiersalon oder Frisör. Da gibt es gar wunderliche Namen. Ich fand einen Laden der hieß „Locke & Glatze. Ich habe weder das eine noch das andere. Werder ich da überhaupt bedient? Der nächste Laden hieß „cut club“. Muß ich da erst Mitglied werden, um die Haare geschnitten zu bekommen? Oder wie wäre es mit „Vokuhila“? Ich dachte derartige Frisuren sind mit dem Mauerfall verschwunden oder werden zumindest nur noch in Brandenburg oder Sachsen getragen. „Hairaffair“ ist ja auch nicht besser. Muß ich da eine Affäre mit dem Frisör haben oder er mit meinen Haaren. Na hoffentlich nicht. Was passiert beim „Hairlander“? Kämpfen da die Kunden, bis es nur noch einen gibt, der bekommt die Haare geschnitten und ist zugleich unsterblich geworden? Wie läuft das Haareschneiden bei „Fun Hair“ ab? Werden da wechselseitig Witze vom Kunden und Haarschneider erzählt? Und warum nennt sich ein Frisör „Adam und Eva“. Geistern da Schlangen durch den Laden und muß ich irgendwelche Äpfel während des Schneidens essen. Komme ich ins Paradies, wenn ich den Apfel verweigere? Zum Schluß fand ich noch einen Laden mit einer ganz bizarren Idee. „Aktschnitt“. Dort bedienen die Damen den Kunden unbekleidet. Ich stelle mit gerade vor, wie eine reife Dame mit Körbchengröße DD mir den Pony schneidet. Möchte ich dies? Nicht wirklich.
Und da bin ich nun ganz froh, dass mein Haar inzwischen ziemlich schütter geworden ist. Ich brauche keine waghalsigen Frisierläden mehr. Die paar Haare kann ich mir mit der Maschine längst selber schneiden. So hat das Älterwerden sogar ein paar Vorteile…

Comentarios 4

  • Papermoon 19/01/2011 22:33

    Ich hab einen guten Namen für einen Frisör Laden für Leute unseres Alters.
    Haarige Mängel Verwaltung.
    LG *-*
  • Karl Razur 18/10/2010 21:32

    Sehr schönes Bild und nette Geschichte!
  • inebiene 18/08/2009 19:27

    großartige geschichte! :)
  • Wolfgang Jäger 18/08/2009 18:54

    ...interessante Geschichte, hat sich gut gelesen.
    Hat das mit dem älterwerden wirklich Vorteile? Wenn die Augen nicht mehr so wollen, wer kann dann schon sagen, wo die Maschine ansetzt?
    Hmmm, sollte doch zu denken geben, oder?

    Sende Grüße

    Ich überlege jetzt, habe ich auch schöne Haare?