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Ich . . . . . . . . Rabenvater

Ich . . . . . . . . Rabenvater

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Neydhart von Gmunden


Premium (Basic), Hamburg

Ich . . . . . . . . Rabenvater

„Paapiiie hiiiiilf mir“ bellte es in meinen Ohren. Ich fuhr hoch, aus dem Schlaf gerissen.
Benommen rieb ich mir die Augen. Dieser Albtraum, er wollte nie enden, fuhr es mir
durch den Kopf. 40 Jahre waren es nun her, als ich unsere Kinder Hänsel und Gretel
in den tiefen Wald geführt und sich dort selbst überlassen hatte. Danch hatte ich end-
lich die Zeit und Energie, um mich ganz auf meinen Beruf konzentrieren zu können,
sozusagen rund um die Uhr. Meine Frau, die mir damals zu diesem Schritt geraten hat-
te, längst fort, über alle Berge. Abgehauen vor 35 Jahren mit einem blonden Schönling.
Seither lebte ich alleine. Seit meiner Rentnerzeit „überfiel“ mich dieser grelle Hilferuf.
Ich beschloß diesem Schrei nachzugehen; zu sehen, ob von meinen Kindern nach 40
Jahren noch Spuren übrig geblieben waren. Was wohl aus ihnen geworden war, dach-
te ich. Nachdem ich meinen Rucksack und Verpflegung für eine paar Tage gepackt hat-
te, suchte ich diesen Ort auf, an dem ich meine Kinder „zum Versteck spielen“ zurück-
gelassen hatte. Nach tagelangem Suchen fand ich deren Spuren und Überreste. Die
Natur hatte sich ihrer bemächtigt, sie sozusagen sich einverleibt. Hänsel war Teil eines
mittlerweile umgestürtzten und vermodernden Baumstammes geworden. Sein etwas
aufgedunsenes Gesicht erkannte ich sofort. Von Gretel fand ich an einer etwas abgele-
generen Stelle im Walde nur noch die Beine, welche in einem Baum erkennbar geblie-
ben war. So waren beide Teil der Natur geworden. Es offenbarte ein Geheimnis, welch-
es sich mir auch in den Folgejahren nicht erschloss. Der Hilfe-Schrei aber verstummte.

Comentarios 11

  • Maringe 07/04/2022 0:03

    Wer weiß..... geheimnisvoll und beruhigend. 
    Liebe Grüße ,
    Karin
  • peju 05/04/2022 17:53

    Vermutlich hattest Du 'Erebus' gelesen...die (wahre) Geschichte von tapferen Mannen, die dunnemals in See stachen um die Nordwestpassage zu finden...und niemals wieder kamen...
    So was kann sich aufs Gemüt legen und zu Alpträumen führen...
    Oder hat Du wieder mal ...was geraucht?
    Nachdenkliche Grüße
    Peter
    • Neydhart von Gmunden 06/04/2022 9:34

      Lieber Peter,
      danke für Deinen Besuch und Deine Besorgnis um mein geistiges
      Wohl. Ich vermute eher, das es sich um Entzugserscheinungen
      handelt, seit ich kaum noch Fernsehen schaue, welches ja mit Kri-
      mis und brutalen Action-Filmen überladen ist. Dazu noch diese bru-
      talen Koch-Shows, wo mit blitzenden Klingen nur so um sich ge-
      schlagen und wohl auch bald . . geworfen . . wird.
      Muntere Grüße aus der Morgenzeit,
      Neydhart
  • -ansichtssache- 04/04/2022 22:49

    Jeder hat wohl seine dunklen Geheimnisse........aber ich glaube nicht, dass der Hilfe-Schrei verstummte, denn ich bin sicher, dass dort, ganz in der Nähe, wo du die Überreste deiner einstigen Greueltat entdeckt hast, der Schrei immer noch durch den Wald hallt...........und ich dachte, es sei der Schrei der Natur.......
    Der Schrei
    Der Schrei
    -ansichtssache-

    Erschütterte Grüße
    • Neydhart von Gmunden 05/04/2022 11:30

      Liebe Danny, da schreibst Du erneut wahres. Ich gebe zu, das es
      dort im Gehege ein Geschrei gibt, welches sich nicht jedem sofort
      erschließt. Durch meine fast täglichen Besuche in diesem Wald bin nun soweit, das ich dem ein oder anderen "Schrei" nachzugehen
      vermag, zumndest gefühlt. Ob es mir gelingt und ob ich immer da-
      zu Lust habe, wird sich zeigen müssen. Denn der Schrei, der mich
      neulich in den Wald zurück "beorderte", war relativ harmlos.
      Stille Grüße aus der noch Morgenzeit,
      Neydhart
  • gabi44 04/04/2022 19:05

    E.A. Poe ? :))) Mannomann, kann ich da auch nur sagen. Kindsentführung
    vom eigenen Vater - den es dann - wie bei Tätern oft üblich - zum Tatort zurückführt.
    Und statt Bedauern eine Beobachtung macht und es präzisiert wie ein Pathologe.
    Warum nicht eine zweite Kariere als Krimiautor starten ? :)))
    lg gabi 44
    • Neydhart von Gmunden 05/04/2022 11:25

      Schmunzel . . . . .
      Liebe Gabi, Krimis sind nun genau nicht die Lektüren, die ich lese
      oder schaue. Obwohl es durchaus gelungene Produkte gibt.
      Und den guten Edgar habe ich vor einiger Zeit einem Menschen
      aus Berlin mit auf den Weg gegeben.
      Der Tatort ist der Wald im Niendorfer Gehege, welcher mir immer
      mehr zu einer zweiten Heimat wird und ich so sein Vertrauen ge-
      winne und er mir zum Dank seine Geheimnisse Stück für Stück
      offenbart. Mal sehen, auf welche geheimnisvollen Geschichten ich
      da noch stoßen werde . . . . . ??????????

      Einen schönen Tag Dir !
      Neydhart
  • E. W. R. 04/04/2022 17:02

    Mannomann! Solche Märchen sind ja nicht mal den Grimms erzählt worden! ;-) Zuviel in Hauffs Märchen gelesen? ;-)) HG, E.
    • Neydhart von Gmunden 05/04/2022 11:19

      Nun ja, lieber Eckhard, manchmal reichen die . . .  alten . . . Ge-
      schichten auch mir nicht mehr, um belesen über den Tag zu kom-
      men. Gleichwohl ziehe ich gerne meinen Hut über derlei Erzähl-
      kunst aus alter Zeit und hoffe, das auch mir diese irgendwann zu
      Teil wird, um in alten Tagen Dinge vor dem Vergessen zu bewah-
      ren.
      Hab einen schönen Tag,
      Neydhart
  • Anke Gehlhaar 04/04/2022 16:51

    Jetzt gruselt mir, habe eine echte Gänsehaut, das wolltest du sicherlich mit dieser makabren Geschichte, die Bilder sprechen auch so für sich. Und in diesen Kriegstagen berührt es noch direkter.
    • Neydhart von Gmunden 05/04/2022 11:13

      Liebe Anke, danke für Deinen Besuch und die offenen Worte und
      gedanken. Nun ja, ich verstehe Dich sehr gut. Aber das Leben in
      dieser Welt ist mittlerweile so vielfältig und gegensätzlich, das es
      auch mich manchmal gruseln und erschaudern lässt. Wenn ich
      durch den kleinen Wald des Niendorfer Geheges gehe und in und
      an den Bäumen die Zeichen unserer Zivilisation sehe, dann bin ich
      immer wieder auf das wunderlichste erstaunt und denke, diese
      Bäume sind Zeitzeugen unseres zivilisatorischen Seins und ich fra-
      ge mich, wie sie wohl über uns denken ?! Manchmal stehe ich dann
      an einem Baum, halte meine Hand an seinen Stamm und sage, es
      tut mir leid, das ihr das alles mitbekommen müsst, was wir Mensch-
      en in unserem Leben alles so anstellen.

      Hab einen schönen Tag,
      Neydhart